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Septimus Heap: Darke Toad - Die Dunkelkröte

Septimus Heap: Darke Toad - Die Dunkelkröte

Titel: Septimus Heap: Darke Toad - Die Dunkelkröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Aberglauben an, dass es Unheil heraufbeschwor, wenn man sich an Hallowseeth als ein besonders schlimmer Bösewicht verkleidete.
    Unterdessen ging das Hexentheater weiter. Die Wogen des Streits hatten sich geglättet, und die Büchse war nun geöffnet. Drei Hexen standen darum herum, während die kleine Pummelige noch auf dem Boden lag und so tat, als würde sie weinen. Immer mehr kostümierte Leute strömten herbei, um sich die Vorstellung anschauen, und nahmen Alice allmählich die Sicht auf das Geschehen – aber sie konnte gerade noch beobachten, wie die drei Hexengestalten mit einer typischen, sehr echt wirkenden Hexenbeschwörung begannen und unter wildem Gefuchtel und Gezappel um die Büchse herumtanzten.
    Dann blieben mehrere sehr große Grula-Grulas bei dem Geschehen stehen und versperrten Alice vollends die Sicht. Aber die aus Ghulen, Schwarzfeen, Schimären, Mumien und zahlreichen Gragulls (im Kostüm eines blutsaugenden Gragulls sah praktisch jeder gut aus) bestehende Menge jubelte weiter und feuerte die Hexen an, und der Lärm drang bis in das kleine Büro. Alice wollte gerade vom Hocker steigen und sich Ohrstöpsel suchen, als sie sah, wie die Menge sich teilte, um die DomDaniel-Gestalt durchzulassen – offenbar wollte niemand mit ihr in Berührung kommen. Alice erschauderte. Wer immer auf den törichten Gedanken verfallen war, sich so zu verkleiden, er hatte seine Sache gut gemacht – die Gestalt sah genauso aus, wie Alice DomDaniel in Erinnerung hatte. Jetzt hatte sie sich aus der Menge gelöst und näherte sich dem Zollhaus. Alice begriff, dass ihr erleuchtetes Fenster draußen im Dunkeln wie ein Leuchtfeuer wirken musste. Mit einem Mal fühlte sie sich wie auf dem Präsentierteller und kämpfte gegen das Verlangen an, sich zu ducken und zu verstecken.
    »Sei nicht albern, Alice«, sagte sie sich. »Das ist nicht der echte.«
    Alice kannte DomDaniel aus seiner Zeit als Außergewöhnlicher Zauberer, und die Worte, die er ihr zum Abschied gesagt hatte, verfolgten sie in ihren Albträumen bis heute: »Wir werden uns wiedersehen, Miss Nettles. Bedauerlicherweise, für Sie, haha.« Aber Alice war entschlossen, nicht von der Stelle zu weichen – sie würde sich doch von einem Hallowseeth-Clown keine Angst einjagen lassen. Sie beobachtete, wie der Mann langsam über das Kopfsteinpflaster tapste, das noch vom letzten Regenguss nass war und glänzte.
    Sie sah, wie ein Windstoß seinen Mantel erfasste und aufbauschte. Sie sah, wie seine Ringe im Schein der Hafenfackeln blitzten – besonders der gruselige Ring mit den zwei grünen Teufelsfratzen, den er stets am linken Daumen trug. Sie sah, wie seine beringte Hand nach dem hohen Zylinderhut fasste und ihn festhielt, und sie sah sein erregtes, schweißglänzendes Gesicht. Und als er direkt unter dem Fenster stehen blieb und aus dunkelgrünen Augen zu ihr heraufblickte, da überlief es sie kalt.
    »Teufel noch mal«, flüsterte sie bestürzt. »Er ist es. Es ist der echte!« Sie sprang vom Hocker, stürzte zum Schreibtisch und blies die Kerze aus. Dann sank sie fassungslos auf den Stuhl.
    Zitternd blieb sie im Dunkeln sitzen. »Aber wie ist das möglich?«, murmelte sie vor sich hin. »DomDaniel ist doch tot.« Sie kämpfte gegen eine aufkommende Panik an und überlegte.
    Alther Mella hatte ihr erzählt, dass DomDaniel vor sechs Monaten beim Untergang seines Schiffs, der Vergeltung, in den Marram-Marschen ertrunken sei. Und obwohl sie sich überhaupt nicht für Geister interessierte (von Alther einmal abgesehen), verstand sie von solchen Dingen doch genug, um zu wissen, dass die Gestalt da draußen unmöglich der Geist DomDaniels sein konnte, denn ein Geist musste ein Jahr und einen Tag an dem Ort bleiben, an dem er zum Geist geworden war. DomDaniels Geist müsste also noch tief im Schlamm der Marram-Marschen stecken – was ihm auch ganz recht geschähe, dachte sie. Außerdem brachte der Wind den Mantel eines Geistes nicht zum Flattern, sondern blies einfach durch ihn hindurch. Dies alles ließ nur einen Schluss zu: DomDaniel hatte den Untergang seines Schiffes überlebt. Und jetzt war er hier, zurück in Port.
    Noch immer zitternd stand Alice auf. Sie eilte aus dem Kontor, über den leeren Flur und die Treppe hinauf, wobei sie mehrmals hinter sich sah, um festzustellen, ob sich DomDaniel irgendwie Zutritt zum Haus verschafft hatte. Oben auf dem Treppenabsatz angekommen, begann sie zu rennen und blieb erst stehen, als sie die Flügeltür erreicht hatte, die

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