Septimus Heap: Darke Toad - Die Dunkelkröte
Moment setzte ein Gesang ein, und die Menge begann, im Rhythmus dazu zu klatschen und mit den Füßen zu stampfen.
»Sehen wir uns das mal näher an«, sagte Marcia. »Alther hat immer gesagt: Wenn es irgendwo Ärger gibt, dann findest du DomDaniel mittendrin.«
Alice lächelte bei der Erwähnung Althers. »Genau dort war DomDaniel, bevor er an mein Fenster kam.«
»Na bitte«, sagte Marcia. »Sehen wir nach.«
Das Gedränge war so dicht, dass Marcia und Alice außen herum gehen mussten. Sie kamen an dem Torbogen vorbei, der in die Krumme Fischbauchgasse führte – ein dunkler und abstoßender Ort, an dem es nach altem Kohl roch. Marcia blieb stehen.
»Was ist?«, flüsterte Alice.
Marcia schüttelte den Kopf. Etwas Schwarzmagisches war in der Nähe, aber es war nicht so stark schwarzmagisch, wie sie es erwarten würde, wenn es von DomDaniel ausginge. »Ich weiß nicht«, antwortete sie.
»Ist es er?«, fragte Alice.
»Hm. Sehen wir nach.« Marcia zog eine kleine Glaskugel aus ihrem Gürtel der Außergewöhnlichen Zauberin, wärmte sie kurz in der Hand, nahm sie zwischen Zeigefinger und Daumen und hielt sie vorsichtig in den dunklen Torbogen. Die Kugel begann hell zu leuchten, doch zu ihrer Überraschung erblickte Marcia keinen einzigen schwarzmagischen Schatten – nur eine alte Steinbank zu ihrer Linken und vor sich die gewundene, von Fackeln erleuchtete Gasse mit ihren Zauberbuchläden, auf deren gemeinsamen Besuch mit Septimus sie sich schon freute. »Das ist merkwürdig«, sagte sie zu Alice. »Ich war mir sicher, dass hier etwas wäre.«
In ihrem Versteck unter der Steinbank hatte die Dunkelkröte Schutz vor den schwergestiefelten Porter Füßen gesucht. Für die Dunkelkröte sahen alle Menschenfüße gleich aus – groß, hässlich und, wenn sie ihre Fußpanzer trugen, gefährlich. Doch als ein Paar spitze lila Pythonschuhe vor ihr stehen blieb, wich sie schaudernd zurück. Das waren die furchterregendsten Schuhe, die sie jemals gesehen hatte. Die Magie, die sie umgab, war ebenso stark wie der grässliche Schlangengeruch, den sie verströmten. In der Hoffnung, dass die Schlangen sie nicht verfolgen würden, schlüpfte die Dunkelkröte eilends in ein Regenrohr. Dort verharrte sie ängstlich, bis die Schlangen endlich kehrtmachten und davongingen. Dann suhlte sie sich, um das magische Kribbeln loszuwerden, in einer Schlammpfütze, die sie praktischerweise in direkter Nähe entdeckte. Fünf Minuten später hatte ihr Meister sie gefunden.
DomDaniel setzte sich ganz vorsichtig auf die Steinbank und stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. Zwar hatte er beim Gehen ständig das unangenehme Gefühl, dass in seinem Innern etwas verrutschte, aber seine umhüllten Knochen verrichteten ihren Dienst immerhin so gut, dass er imstande gewesen war, einen Dunkelschirm zu errichten und die beiden Frauen mit einem Unsichtbarkeitszauber zu narren, der nur für sie wirkte. Die alte Marcia Overstrand – oder Schrulla Overstrand, wie er sie gern nannte – und diese andere, die bei ihr war. Wie hieß sie noch gleich? Almies Hafendampf, genau. Natürlich hätte er es auf einen Entscheidungskampf ankommen lassen können, aber damit wartete er lieber auf den richtigen Zeitpunkt. Für die alte Schrulla hatte er sich nämlich etwas ganz Besonderes ausgedacht, und das wollte er sich nicht verderben.
DomDaniel spähte unter dem Torbogen hervor und beobachtete das Treiben des Hallowseeth-Volks auf dem Hafenplatz. Er stellte sich vor, wie lustig es wäre, sie in das zu verwandeln, als was sie sich verkleidet hatten – die würden sich anschauen! Er schmunzelte. Vielleicht nächstes Jahr, wenn die Schrulla abgesetzt und er wieder Außergewöhnlicher Zauberer sein würde. Aber jetzt stand ihm der Sinn nach einem Nickerchen.
Als Simon Heap, wie befohlen, mit einer Tüte heißer Hallowseeth-Heringe (eine Porter Spezialität) für seinen Meister zurückkam, fand er ihn schnarchend vor. Er legte die Heringe auf die Bank und schlich auf Zehenspitzen wieder davon, um sich ins Getümmel zu stürzen. Das normale Leben – soweit man in Port an Hallowseeth von normal sprechen konnte – zog ihn unwiderstehlich an.
9
Eine aufgepeitschte Menge
Marcia und Alice bahnten sich einen Weg durch die vor Begeisterung trampelnde und klatschende Menge. Für Marcia war es ungewohnt, dass man ihr nicht sofort Platz machte. »Verzeihung, Verzeihung«, sagte sie immer wieder gereizt.
»He! Bloß weil Sie wie diese herrschsüchtige Tante
Weitere Kostenlose Bücher