Septimus Heap - Fyre
Hinweisen darauf, was in seinem Innern vorging. Die heitere Fassade ließ nichts erahnen, aber Septimus fragte sich unwillkürlich, ob sie nicht vielleicht zu spät kamen – waren Schamandrigger Saarn und Dramindonnor Naarn schon im Haus?
»Sieht alles sehr ruhig aus«, flüsterte Alther nervös.
Simon schaute sich um. »Noch. Wir sollten nicht zu lange hier herumstehen.« Er warf einen skeptischen Blick auf Jim Knee, der an den Fingernägeln kaute. »Septimus, weiß dein Dschinn, was er zu tun hat?«
»Ja«, antwortete Septimus.
»Gut«, sagte Alther. »Dann nichts wie hinüber.«
Sie gingen über die Straße zur Eingangsstufe des Puppenhauses und lauschten. Kein Laut war zu hören. Jim Knee, der immer nervöser wurde, betrachtete sein Spiegelbild in dem glänzenden Messingbriefkasten und stellte sich auf die Zehenspitzen, damit er sein Gesicht ganz sehen konnte.
Septimus fuhr ihn an: »Jim Knee, lass das und hör mir zu.«
»Ich bin ganz Ohr, oh Lehrling.« Jim Knee tippte an seine leicht abstehenden Ohren. »Leider liegen sie nicht mehr sauber an, seit ich mich in diese scheußliche Schildkröte verwandeln …«
»Schon gut«, unterbrach ihn Septimus. »Du wirst die Rolle perfekt ausfüllen. Bist du bereit?«
Jim Knee sah krank aus. »So bereit wie immer.«
»Jim Knee, ich befehle dir, dich in das Ebenbild von …«
»Septimus, bist du dir deiner Sache absolut sicher?«, unterbrach Alther besorgt.
»Es geht ja nur um ein Ebenbild, nicht um das Original.«
»Trotzdem …«
Septimus wandte sich wieder an seinen Dschinn und gab ihm den förmlichen Befehl: »Jim Knee, ich möchte, dass du dich in das Ebenbild von … DomDaniel verwandelst!«
* 29 *
EIN HAUSTÜRGESPRÄCH
Von einem Dachfenster im Haus des Porter Hexenzirkels aus sah Dorinda einen beleibten Mann, der einen Zylinder, einen mit schwarzmagischen Symbolen bestickten lilafarbenen Mantel eines Außergewöhnlichen Zauberers und eine eindrucksvolle Sammlung von Ringen an seinen dicken Wurstfingern trug. Dorindas große Elefantenohren zuckten vor Verwunderung. War das nicht DomDaniel? Sie bekam einen trockenen Mund. Aber war der nicht tot? Sie spähte wieder hinaus und sah, wie der Mann den Türklopfer anhob und laut an die Tür pochte. Dorinda wusste, dass ein Geist so etwas nicht tun konnte. Erschrocken setzte sie sich auf ihr Bett. Er ist es wirklich, dachte sie. Und dann: DomDaniel besucht Nursie! Sie geriet in Panik. Nursie war scheinbar doch nicht so harmlos, wie sie angenommen hatte. Hätte sie das doch nur früher gewusst – bevor sie ihr am Nachmittag beim Wäscheaufhängen einen Eimer mit Dunkelspinnen über den Kopf gekippt hatte. Sie stöhnte, wickelte sich die Elefantenohren um den Kopf und begann, an einem weichen Ohrrand zu kauen, um sich zu beruhigen. Nursie hatte zu ihr heraufgeschaut und sie entdeckt – das also hatte sie gemeint, als sie gerufen hatte: »Das wirst du mir büßen, du Miststück!« Nursie wollte DomDaniel auf sie hetzen. Dorinda schüttelte ihre Elefantenohren, sprang auf und schrie.Und wenn Dorinda schrie , blieb das keinem Mitglied des Porter Hexenzirkels verborgen.
Unten vor Nursies Haustür gefiel sich Jim Knee zu seiner eigenen Überraschung in seiner Rolle. Er hatte eine Schwäche für Ringe, und seine neue Kollektion fand er ziemlich hübsch. Er hob die Hand, um noch einmal zu klopfen, und bewunderte dabei die funkelnden Diamanten, die sich um seinen kleinen Finger schmiegten. Gerade, als er den Klopfer loslassen wollte, flog die Tür auf und gab den Blick frei auf die Rückansicht einer hoch aufgeschossenen jugendlichen Gestalt mit kurzem schwarzem Haar und einem sauberen dunklen Kittel.
»Was?«, schrie die Gestalt ins Innere des Hauses hinein.
»Öffne … die … Tür!«,rief eine geisterhafte Stimme von irgendwo oben im Haus zurück.
Septimus, der hinter Jim Knee verborgen im Halbdunkel stand, erkannte erleichtert, dass Merrin Meredith offenbar ganz der Alte war – die Schwarzzauberer hatten ihn offensichtlich noch nicht gefunden. Er sah überraschend gepflegt und ordentlich aus, ja, sogar völlig normal, wäre da nicht der Verband an seiner linken Hand, die die Türkante umklammerte und dort, wo der Daumen hätte sitzen sollen, merkwürdig flach war. Was Merrin selbst anging, so hatte er noch gar nicht festgestellt, wer geklopft hatte. Er war zu sehr mit Rufen beschäftigt: »Ich bin gerade dabei!«
»Merrin! Öffne … die … Tür!«, wiederholte die Stimme von
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