Septimus Heap - Fyre
Dunkelkräfte zu benutzen.
Er fand Simon auf einem Poller am Wasser sitzend, wo er vor dem Wind geschützt und vom Pastetenladen aus nicht zu sehen war. Beim ersten Biss in ihre Pasteten mit Speck und Bohnen hörten sie Fensterläden klappern. Maureen schloss ihr Geschäft.
»Ich glaube nicht, dass Merrin kampflos mitkommt«, sagte Septimus.
»Einen Kampf kann er haben, wenn er will«, erwiderte Simon.
»Lieber nicht. Sonst mischen sich womöglich noch die Nachbarinnen ein.«
»Hmpf!«, machte Simon, den Mund voller Speck.
»Was?«
»Nur verschluckt. Beim Gedanken an die reizenden Nachbarinnen … Aber du hast recht. Wir wollen kein Aufsehen erregen. Die Aufmerksamkeit auf Merrin zu lenken ist nun wirklich das Letzte, was wir wollen.« Simon schaute sich nervös um. »Man weiß nie, wo … sie gerade stecken«, flüsterte er.
Septimus bekam eine Gänsehaut. »Wir sollten auch keine Magie mehr verwenden. Die Transportzauber waren riskant genug. Magie zieht Magie an – besonders schwarze Magie.«
»Ich weiß«, erwiderte Simon etwas schroff. Er konnte es nicht leiden, wenn ihn sein kleiner Bruder über grundlegende Dinge belehrte, die ihm bekannt waren. »Wir müssen ihm einen solchen Schrecken einjagen, dass er sich gar nicht erst zu wehren versucht und vor lauter Angst keinen Ton herausbekommt.«
»Ja«, stimmte Septimus zu und reichte seinem Bruder eine Pastete mit Apfel und Marschbeerenmarmelade. »Denkst du, was ich denke?«, fragte er.
»Ich glaube schon«, antwortete Simon.
Dann saßen sie schweigend da, aßen ihre Pasteten und warteten. Vor ihnen schaukelten die Fischerboote in der frischen Brise, die vom Meer herwehte. Die Flut hatte eingesetzt, und viele Boote lagen im Hafen. Die Fischer wussten, dass der Wind weiter auffrischen würde und eine ungemütliche Nacht bevorstand. Die Eisenteile der Takelagen schlugen klirrend gegen die Bootsmasten, und die straffen Taue sirrten im Wind.
»Kein guter Abend für fliegende Geister«, bemerkte Simon und wischte sich die klebrigen Hände am Kittel ab.
»Nein«, nuschelte Septimus, Pastetenkrümel in den Wind spuckend. Er konnte nur hoffen, dass Alther und seinem Begleiter auf ihrem Flug nach Port nichts zustieß. Simon hatte recht – böiger Wind machte Geistern beim Fliegen zu schaffen. Alther klagte immer, er habe bei so einem Wetter das Gefühl, als würde er von gestiefelten Kobolden passiert. Woher Alther wusste, wie es sich anfühlte, wenn man von gestiefelten Kobolden passiert wurde, war Septimus allerdings schleierhaft.
Er stopfte gerade das klebrige Pastetenpapier in die Tasche, als er etwas Großes und Weißes über den Masten der Boote auftauchen sah. Im nächsten Moment stieß ein gewaltiger Albatros herab und schlitterte über den Kai. Doch der am Boden unbeholfene Vogel kam nicht zum Stehen. Wie auf Skiern schoss er auf seinen großen Schwimmfüßen über das schlüpfrige Kopfsteinpflaster – direkt auf Septimus und Simon zu. Sie sprangen gerade noch rechtzeitig beiseite, um seinem Schnabel auszuweichen, der wie ein Dolch auf ihre Knie zielte.
Mit einem dumpfen Schlag prallte der Schnabel gegen den Poller. Septimus zuckte zusammen – das musste wehgetan haben. Dann tat der Albatros etwas, was einem Vogel gar nicht ähnlich sah: Er wälzte sich auf den Rücken, streckte die Füße in die Luft und klappte seine Flügel über dem Schnabel zusammen.
»Verwandle dich!«, befahl Septimus.
Ein leiser Knall, ein gelber Lichtblitz, und aus dem Vogel wurde ein gertenschlanker Mann im gelben Anzug, der auf dem Kopf einen, wie es aussah, Stapel nach oben hin immer kleiner werdender Donuts trug. Er lag auf dem Rücken neben dem Poller und hielt sich mit beiden Händen die Nase. »Autsch«, stöhnte er. »Meine Nase .«
»Das kommt von deiner Großtuerei, Jim Knee«, sagte Septimus, verdächtig nach Marcia klingend. »Wo ist Alther?«
Eine leichte Bewegung in der Luft beantwortete seine Frage. »Hier oben«, sagte der Geist, während er für die Lebenden sichtbar wurde, und fügte, als er Jim Knee auf dem Boden liegen sah, hinzu: »Was hat er denn nun wieder angestellt?«
»Den Poller gerammt«, ächzte der Dschinn.
»Ich habe Sie davor gewarnt, sich in einen Albatros zu verwandeln«, schimpfte Alther. »Bei dem Wind kann das nicht gut gehen. Einen solchen Vogel zu fliegen, erfordert viel Geschick. Eine kleine Möwe hätte es auch getan.«
Jim Knee setzte sich empört auf und erwiderte, eine Hand noch an der Nase, empört: »Möwen kommen
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