Septimus Heap - Fyre
oben.
»IchhabdieblödeTürschongeöffnetbistdutaub?«, schrie Merrin ins dunkle Innere des Hauses. »Also wirklich!«Er fuhr wütend herum und sah den Besucher zum ersten Mal an. Da fiel ihm die Kinnlade herunter und blieb, wo sie war.
»Wer … ist … es?«,schrie die Stimme von oben.
Merrinwar nicht imstande zu antworten – er konnte nur entsetzt die Erscheinung vor der Tür anstarren.
Jim Knee musterte sein sprachloses Opfer mit zufriedener Miene. Die Sache ließ sich bestens an. Der Dschinn richtete sich zu DomDaniels voller Größe auf – die eher bescheiden war, doch dank des Zylinders war Jim Knee eine Idee größer als der Junge in der Tür.
Allerdings wunderte er sich über die unangenehme piepsige Stimme, die aus seinem Mund kam. »Lehrling.« Der Dschinn hustete und versuchte, seiner Stimme einen tieferen, Furcht einflößenderen Klang zu verleihen. »Ähm. Lehrling.«
Merrin gab ein leises Quieken von sich und lehnte sich an den Türrahmen. Seine langen dünnen Beine wackelten, als wären sie aus Gummi, und sahen so aus, als würden sie jeden Augenblick einknicken. Aus dem Inneren des Hauses waren nun schwere Schritte zu vernehmen, die von oben eine Treppe herunterkamen, und dazu schrie eine Stimme: »Merrin! Wer ist es?«
»Beeil dich!«, drängte Septimus seinen Dschinn.
»Lehrling«, tönte Jim Knee, »du wirst mich jetzt in die Burg begleiten.«
Merrin machte einen Satz rückwärts und wollte die Tür zuschlagen, aber Jim Knee tat einen Schritt nach vorn und stemmte den Fuß dagegen. Entsetzt sah Merrin seinen alten Meister an. Das war schlimmer als der schlimmste Albtraum, den er jemals gehabt hatte. »N…n…nein«, stammelte er.
»Lehrling, komm mit!«, donnerte Jim Knee, der die Stimme langsam unter Kontrolle bekam. Er beugte sich zu Merrin vor und sagte in so drohendem Ton, dass selbst Septimus eine Gänsehaut bekam: »Oder muss ich dich zwingen, du kleine Kröte?«
Merrin schüttelte den Kopf, die Augen und den Mund entsetzt aufgerissen. Widerstrebend setzte er sich in Bewegung. Erneut ertönten Schritte von der Treppe.
»Mum!«, quiekte Merrin.
Septimus geriet in Panik – jetzt wurde es knapp. Gleich würde Nursie da sein, und dann war die Gelegenheit vertan. »Pack ihn«, befahl er Jim Knee. »Rasch.«
Jim Knee packte Merrin am Arm.
Nursies Stimme hallte durch den Korridor. »Merrin! Sag ihnen, dass wir voll belegt sind!«
»Mum! Hilfe!«, brachte Merrin endlich etwas lauter hervor.
Bumm, bumm, bumm polterten genagelte Schuhe über Dielen:Mama Monster nahte, um ihr Baby zu retten. »He, was soll das denn? Lassen Sie ihn los, Sie Unhold!«, donnerte Nursie.
»Autsch!«, schrie Jim Knee.
Eine große Faust landete mitten auf der Nase des Dschinn, die von dem Zusammenstoß mit dem Poller noch empfindlich schmerzte. Jim Knee sackte auf der Schwelle zu Boden. Entsetzt sprang Septimus vor und packte ihn am Kragen – einem speckigen Streifen Stoff, der aus dem lila Mantel hervorstand.
»Steh auf, du Dummkopf«, zischte er.
Merrin starrte Septimus verblüfft an. Er hätte es nie gewagt, seinen alten Meister so zu nennen.
In dem Moment fiel ein Schatten auf Septimus. Er hob den Kopf und sah, wie sich Nursies massiger Körper vor ihm aufbaute. »Halte diesen grässlichen Kerl von meinem Merrin fern«, herrschte sie Septimus an. Dann bemerkte sie Simon. »Und du verschwindest auch. Verflixte Heaps. Nichts als Ärger hat man mit euch.« Sie wandte sich Merrin zu, der blass wie ein Geist am Türrahmen lehnte. »Ist alles in Ordnung, mein Schatz?«, fragte sie.
Merrin nickte schwach.
In diesem Augenblick flog die Vordertür des Porter Hexenzirkels auf, und die Hexenmutter kam herausgewankt. »Meister!«, rief sie mit krächzender Stimme. Alle fuhren verwundert herum und sahen sie – rund wie eine Tonne in ihren schwarzen, nach Katzendreck stinkenden Kleidern – in ihren hohen Dornenschuhen wackelig auf das Puppenhaus zusteuern. Auf ihrem vom Schlaf zerknautschten Gesicht, das sie wegen ihrer Holzwurmallergie dick mit weißer Schminke eingeschmiert hatte, lag ein Ausdruck tiefster Ergebenheit. Sie fasste nach dem Geländer an der Eingangsstufe zum Puppenhaus und zog sich zu Simon und Jim Knee hinauf. Jim Knee sah sie erschrocken an. Er konnte Hexen nicht leiden.
Nursie auch nicht. »Und du kannst auch gleich wieder verschwinden, du altes Aas«, eröffnete sie der Hexenmutter und gab ihr einen Schubs. Die Hexenmutter geriet bedenklich ins Wanken und hielt sich an Simon fest,
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