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Septimus Heap - Fyre

Titel: Septimus Heap - Fyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Heap-Onkel in ihrem Drang, die letzte Stufe ihrer Reversion zu erreichen, in der sie ihre frühere Gestalt wiedererlangen würden.
    Dort unten, in der Tiefe unter den Marram-Marschen, holte Jim Knee die Verfolgten ein. Zuerst hörte er sie nur – ihr angestrengtes Keuchen und ihr Stöhnen, wenn sie strauchelten, das Platschen, wenn sie hinfielen, und ihr Schreien, wenn sie zum Aufstehen gezwungen wurden oder wieder gegen einen Felsen prallten. Jim Knee verlangsamte seine Schritte, denn er wollte Edmund und Ernold keinesfalls wie eine Dampfwalze überrollen, passte sein Tempo dem ihren an und hielt gleichmäßigen Abstand. Und obwohl in einem Skorpionhirn für Anteilnahme normalerweise kein Platz ist, verspürte der Jim-Knee-Teil tief im Innern des Skorpiongemüts doch Mitleid.
    Jenseits des Kanals namens Deppen-Ditch begann für die seltsame Prozession der Aufstieg. Die Luft wurde wieder frischer, und dem Skorpion fiel auf, dass das verzweifelte Keuchen vor ihm etwas nachließ. Froh über die Veränderung, fuchtelte er aufgeregt mit den Scheren und kletterte den steilen Gang hinauf, der zunächst sandig, dann immer trockener und unterhalb der Wiesen schließlich wieder eben wurde. Nun ging es erneut zügiger voran, und nur einmal gab es eine Pause, als die beiden Heaps kurz stehen blieben, um gierig von oben hereinströmende frische Luft einzusaugen wie Verdurstende Wasser.
    Edmund und Ernold hatten unter dem ersten Gehöft hinter dem Deppen-Ditch angehalten. Es hieß Schmugglers Ruh. Wer in der Vergangenheit den Herausforderungen des Pfades getrotzt hatte, war hier die Sprossen eines Schachtes namens Ausschlupf hinaufgestiegen, um oben frische Luft zu schöpfen und sich am Anblick des weiten Himmels zu erfreuen. Durch diesen Schacht – einen großen Kamin, um den das Bauernhaus herumgebaut war – strömte auch jetzt noch Luft in den Tunnel.
    Die Heaps durften nicht lange verschnaufen, doch nach Schmugglers Ruh wurde das Vorwärtskommen leichter. Der Schlund flachte ab und verlief nur noch zwei bis drei Meter unter den Obstgärten und Feldern der Ackerlande. Früher hatte es auf vielen Gehöften entlang der Strecke zur Burg Ausstiegspunkte gegeben. Die meisten Bauern hatten sich nebenbei als Schmuggler betätigt, als die Zölle auf Branntwein, seidene Spitze und süßen Wein aus den Fernlanden noch astronomisch hoch waren. In jenen Tagen wusste jeder in der Burg, dass man, wenn man zu einem vernünftigen Preis guten Wein kaufen wollte, am besten zu einem einsam gelegenen Bauernhaus an der Straße nach Port ging. Und wenn der Bauer behauptete, er habe den Wein selbst angebaut, war man gut beraten, stillschweigend darüber hinwegzugehen, dass er gar keinen Weinberg besaß – oder das hiesige Wetter für den Weinanbau denkbar ungeeignet war.
    Die Ausstiege in den Bauernhöfen dienten auch als Belüftungsschächte, und da der Tunnel hier so dicht unter der Oberfläche verlief, hatte man viele weitere Schächte durch die Erde gebohrt und mit Viehtränken, Schafkoben, Kuhställen und Schuppen aller Art getarnt. Solange sie instand gehalten wurden, funktionierte die Belüftung so gut, dass Tunnelgänger im Frühling angeblich die Apfelblüte riechen konnten.
    Aber so war es jetzt nicht mehr. Vor etwa zweihundert Jahren waren die Zollsätze in Port drastisch gesenkt worden, und der Schmuggel war praktisch über Nacht zum Erliegen gekommen. Der Schmugglerpfad verwaiste. In den folgenden Jahren wurden viele Lüftungsschächte durch Erde verstopft oder stürzten ein, aber der Tunnel – fest wie der Fels, den er durchbohrte – war unverändert geblieben.
    Aber es roch keineswegs nach Apfelblüten, als Edmund und Ernold jetzt in Richtung Burg durch den Tunnel taumelten, sondern nur kräftig nach Erde und dem unerbittlichen Fels.
     
    In Schmugglers Ruh setzte sich Daisy Pike in ihrem Bett auf und weckte ihren Mann mit einem Stups. »Mooman«, flüsterte sie, »da ist jemand unten! Geh nachsehen.«
    »Warum ich?«, fragte Mooman.
    »Warum nicht?«, erwiderte Daisy.
    Mooman war nicht gut im Streiten. Seufzend stieg er aus dem Bett und schlich, die eine knarrende Stufe meidend, auf Zehenspitzen die Treppe hinunter. Am Fuß der Treppe bekam er weiche Knie und musste sich auf die unterste Stufe setzen. Ein prächtiger Geist im Gewand eines Außergewöhnlichen Zauberers ging in der guten Stube auf und ab. Mooman hatte noch nie einen Geist gesehen – jedenfalls nicht den Geist eines Menschen. Kuhgeister hatte er natürlich schon

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