Septimus Heap - Fyre
wusste, dass er von Milo war, und betrachtete den Umschlag, während der Kessel das übliche Zischen von sich gab. »Ha«, sagte sie leise zu dem Umschlag, »wieder nur faule Ausreden.« Im Kessel begann es zu brodeln. Marcia beugte sich zum Herd hinüber und setzte den Umschlag samt Inhalt in Brand.
Sie hatte sich gerade eine Tasse Kaffee eingeschenkt, da klopfte es im Vorderzimmer an die große lila Tür. Heute Nacht hatte die Tür Anweisung, jeden höhergestellten Zauberer aus dem Turm einzulassen, und Marcia hörte, wie sie aufschwang. Sie wappnete sich gegen Jillie Djinns starren Blick, dann durchmaß sie das Wohnzimmer mit großen Schritten, um nachzusehen, wer gekommen war.
Zu ihrer Freude war es Dandra Draa. Marcia mochte Dandra, und gerade jetzt konnte sie etwas Gesellschaft gebrauchen. Die Zauberin aus dem Krankenrevier stand in der Tür, unschlüssig, ob sie eintreten sollte. »Ich etwas Wichtiges haben, Madam Marcia«, sagte sie.
»Bitte nennen Sie mich einfach nur Marcia.«
Zu Marcias und Dandras Schrecken wählte der Geist Jillie Djinns ausgerechnet diesen Augenblick, um zum ersten Mal zu sprechen. Seine hohe zittrige Stimme ergoss sich in den Raum wie ein kalter, lärmender Schwall. »Bitte nennen Sie mich einfach nur Marcia … Ach, bitte, einfach nur Marcia.«
Dandra entfuhr ein spitzer Schrei.
»Verflixt!«, rief Marcia. »Ich hatte gehofft, sie würde wenigstens noch ein paar Monate Ruhe geben.«
»Ein paar Monate Ruhe … hatte ich gehofft …«
Marcia seufzte. »Kommen Sie, Dandra. Ich freue mich sehr, Sie zu sehen.«
»Sie zu sehen … Sie zu sehen … Sie zu sehen …«
»Wenn das so weitergeht, bringe ich sie noch um«, knurrte Marcia.
»Ist bereits erledigt, ich glaube«, erwiderte Dandra mit einem gequälten Lächeln.
Marcia lächelte grimmig zurück. Dandras Humor gefiel ihr. »Allerdings. Kommen Sie weiter in die Küche, Dandra. Ich habe gerade Kaffee gemacht.«
»Gerade Kaffee gemacht …Kaffee gemacht … gerade … in die Küche, Dandra … kommen Sie.«
Marcia glaubte, verrückt zu werden, wenn sie dem nervtötenden Geplapper des Geistes noch eine Sekunde länger zuhören müsste. Siebugsierte Dandra rasch durch den Raum und zog die Küchentür ganz fest hinter sich zu.
Der Geist Jillie Djinns sank in die Polster des Sofas zurück und lächelte zufrieden. Jillie Djinn gegen Marcia Overstrand: 1:0. Und sie hatte neun weitere Monate, um sich noch zu verbessern.
Während Marcia beim Kaffeekessel zwei Tassen Kaffee mit Zucker, aber diesmal heiß, wenn ich bitten darf in Auftrag gab, legte Dandra einen kleinen, verbogenen Goldreif auf den Küchentisch. »Ich gefunden«, sagte sie. »Ist der Ring, glaube ich.«
Marcia nahm den Goldreif behutsam in die Hand, zückte ihre Zauberlupe und sah ihn sich an. »Du meine Güte!«, rief sie aus. »Ich glaube, er ist es tatsächlich. Er weist Spuren der jüngsten schwarzmagischen Umtriebe auf. Und … ah, ja, hier, ich kann die Abdrücke der Köpfe erkennen.« Sie schaute auf und lächelte zum ersten Mal in dieser Nacht. »Dandra, das ist wunderbar. Wo haben Sie ihn gefunden?«
Dandra lächelte. »Im Schuh eines Zauberers.«
»Tatsächlich?«
»Er mit bösem Fuß in Krankenrevier kommen. So ich zuerst mir sehe Schuh an. Und da er steckt. Dem Fuß nichts fehlt.« Dandra schüttelte den Kopf. »Der Zauberer ist ein … wie sagt man?… Quengler?«
»Genauso nennen wir so jemanden«, sagte Marcia und betrachtete lächelnd den verbogenen Ring. Der Legende nach war er einst von einer Königin hochgeschätzt worden, und dennoch hatte er lange Zeit als Verwahrungsort für zwei bösartige Wesen gedient. Traurigkeit befiel die Außergewöhnliche Zauberin bei dem Gedanken, dass er die Ringzauberer nun wieder aufnehmen sollte. Aber das war viel sicherer, als einen Versuch mit den Tripel-Schalen zu wagen, dessen Ausgang ungewiss war.
»Haben Sie vielen Dank, Dandra. Es ist ein großes Glück, dass Sie ihn gefunden haben – und dass Sie erkannt haben, womit sie es zu tun hatten.« Marcia seufzte. »Jetzt könnte ich es mit ein wenig Glück schaffen.«
Dandra nippte von ihrem süßen starken Kaffee, der genauso war, wie sie ihn mochte. Sie war für das Wohlbefinden aller Zauberer im Turm verantwortlich und nahm ihre Aufgabe sehr ernst. Und im Moment schien Marcia Hilfe zu brauchen. »Ihr Geist, er nicht da sein? Ich meinen netten alten Geist, der immer freche Witze machen.«
»Ach so. Alther. Nein. Er ist … äh … unterwegs.«
»Sie
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