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Septimus Heap - Fyre

Titel: Septimus Heap - Fyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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tröstete sich damit, dass er mit dem Stachel ärgerlich in Richtung seines Meisters fuchtelte. Denn er konnte seinem Meister am Gesicht ablesen, dass er für spitze Stacheln wenig übrighatte.
    Septimus hatte für spitze Stacheln nicht das Geringste übrig. Er trat schnell zur Seite und öffnete die Tür zum Schmugglerschlund. »Jim Knee, Zeit zum Abmarsch. Los. «
    Jim Knees Meister hatte ja keine Ahnung, wie schwierig es war, dem Befehl nachzukommen. In höchster Verwirrung wankte der Skorpion von einer Seite auf die andere. Er hatte so viele Beine, wie bewegte man sich, wenn man gleich acht davon hatte? Außerdem waren sie so kompliziert – er hatte, herrje, sechsundfünfzig Knie. In welche Richtung musste er sie beugen? Und – oh, nein – manche ließen sich auch noch drehen! Was sollte er tun – zuerst die beiden vorderen Paare bewegen und dann die beiden hinteren? Oder zuerst die auf einer Seite und dann die auf der anderen? Oder musste er die Beine in einer bestimmten Reihenfolge anheben wie zum Beispiel eins-drei-fünf-sieben und dann zwei-vier-sechs-acht? Und wenn ja, wie sollte man seine Beine durchnummerieren? Begann man vorn oder hinten? Links oder rechts?
    Septimus sah den Skorpion streng an. »Nun mach schon, Jim Knee«, drängte er. »Leg einen Zahn zu.«
    Der Skorpion bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. Offenkundig hatte sein Meister keinen einzigen Gedanken an die Frage »Was tue ich mit meinen Beinen?« verschwendet.
    »Befiehl es ihm«, sagte Jenna. »Dann muss er.«
    »Jim Knee, ich befehle dir …«, er blickte zu der offenen Tunneltür und senkte die Stimme, »… in den Schmugglerschlund zu gehen. Los!«
    Der Skorpion geriet in Panik: Er hatte den Befehl bekommen, folglich musste er gehen. Er bewegte das dritte Bein links. Es schoss nach hinten und verhakte sich am Hinterbein. Das Hinterbein, kräftiger als alle anderen, schüttelte sich frei, und der Skorpion geriet aus dem Gleichgewicht. Er taumelte ein paar Sekunden lang, dann spreizte er die Beine von sich und landete auf dem Bauch. Sein Schwanz fiel rasselnd zu Boden. Drei Meter schwarz-glänzender Skorpion – plus Scheren – lagen ausgebreitet vor ihnen wie ein Teppich.
    »Mist«, sagte Septimus.
    »Vielleicht hätte er sich besser in eine Ratte verwandeln sollen«, bemerkte Nicko.
    »Ratten sind für Dunkelkräfte bekanntermaßen sehr empfänglich«, erwiderte Septimus, »im Unterschied zu Skorpionen, die immun dagegen sind. Kommt. Helfen wir ihm auf.«
    »Gut«, sagte Nicko und würgte.
    Jenna kniete sich hin und schob die Hände unter den glatten schwarzen Panzer. »Es ist nur Jim Knee«, sagte sie. »Wenn wir alle unter seinen Bauch fassen, können wir ihn vielleicht irgendwie hochkatapultieren, damit er wieder auf die Beine kommt.«
    Der Skorpion wackelte unglücklich mit seinen Kammorganen. Das Wort »katapultieren« gefiel ihm gar nicht.
    Septimus, Simon und Nicko folgten Jennas Beispiel. »Eins, zwei drei … hoch !«
    Das riesige Insekt war überraschend leicht. Es flog in die Luft und landete sanft auf seinen acht spitzen Zangenfüßen. Der Schwanz krümmte sich wieder zu einem Bogen nach oben, und der Skorpion setzte sich wankend in Bewegung, wobei schwer atmende Buchlungen die feuchte Luft einsogen, die aus dem Schmugglerschlund strömte.
    Verwandlungen vollziehen sich körperlich schneller als geistig, aber nun sickerte das Skorpiondasein langsam in Jim Knees Gehirn ein, und die Beine begannen, ihren Dienst zu verrichten. Er stellte fest, dass es ganz leicht war – es gab nur zwei Bewegungen.
    Erste Beingruppe: vorwärts. Zweite Beingruppe: zurück. Dritte Beingruppe: vorwärts. Vierte Beingruppe: zurück.
    Und dann: Erste Beingruppe: zurück. Zweite Beingruppe: vorwärts. Dritte Beingruppe: zurück. Vierte Beingruppe: vorwärts. Es war ganz einfach: Beim ersten Schritt arbeiteten die mittleren Beingruppen jeweils als ein Paar. Beim zweiten Schritt arbeiteten die beiden Vorderbeine und die beiden Hinterbeine jeweils als Paar.
    Lautlos »zwei-drei-zusammen, zwei-drei-getrennt« vor sich hin murmelnd, stakste Jim Knee an vier großen aufragenden Dingern vorbei – wobei er sich fragte, wie sie mit nur zwei Beinen das Gleichgewicht halten konnten – und strebte dankbar dem verlockenden Geruch von Feuchtigkeit und Moder entgegen, der aus dem dunklen Schmugglerschlund wehte.
    Die vier aufragenden Dinger schauten ihm nach, sahen, wie seine Scheren im Kerzenschein glänzten, und hörten, wie sie sich klappernd am

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