Septimus Heap - Fyre
etwas vergessen hatte, und wartete darauf, dass sie ging und es holte.
Doch sie drehte sich nach ihm um. »Kommst du, Sep?«
»Was?«
»Wir sind da.«
»Wo?«
»Wieder in der Burg. Im Palast.«
»Schon?«
Jenna grinste. »Ja. Gut, nicht?«
Septimus trat aus dem Schrank in ein kleines, behagliches Zimmer. Es beherbergte nur einen schmalen Kamin, in dem ein Feuer brannte, und einen leicht abgenutzten, bequem aussehenden Sessel, der davorstand. Was er nicht sah: In dem Sessel saß der Geist einer Königin – eine junge Frau in einem roten Seidenkleid und einem goldenen Umhang um die Schultern. In ihrem Haar steckte ein goldenes Diadem – dasselbe, das Jenna jetzt trug.
Die Königin war zusammengezuckt, als die Schranktür aufging. Aber sie hatte auf diesen Augenblick gewartet. Auf dem Weg in den Schrank war ihre Tochter so rasch an ihr vorbeigehuscht, dass sie gar nicht dazu gekommen war zu reagieren. Jetzt war sie vorbereitet. Sie sprang auf und trat vor Jenna hin.
Jenna blieb wie angewurzelt stehen – etwas versperrte ihr den Weg.
Septimus war direkt hinter ihr. »Was ist denn?«, flüsterte er.
Jenna musste an etwas denken, was der Geist Königin Etheldreddas einmal zu ihr gesagt hatte. »Es könnte sein, dass meine Mutter hier ist«, flüsterte sie zurück. Vorsichtig streckte sie die Hand aus.
Der Geist von Königin Cerys trat einen Schritt zurück, um nicht passiert zu werden. »Ja, ja, ich bin hier!«, sagte sie – aber kein Laut war zu hören. Was die Königin nicht wusste: Es gehörte einige Übung dazu, zu einem Lebenden zu sprechen, ohne ihm zu erscheinen. Und Cerys wusste, dass die Zeit noch nicht reif war, ihrer Tochter zu erscheinen.
Jenna drehte sich zu Septimus um. »Spürst du es auch?«, flüsterte sie.
Septimus nickte. Es war, als wäre das kleine Zimmer voller Bewegungen, als wirbelten Luftströme darin umher.
Jenna atmete tief ein und sagte dann laut: »Ist da jemand?«
» Ich bin hier«, antwortete der Geist der Königin, weiterhin tonlos und leicht gereizt. »Tochter, unsere Mütter sagen, dass das Drachenboot im Sterben liegt. Du musst es retten!«
Neben Cerys stand der Geist ihrer Mutter, Jennas Großmutter, die gefürchtete Königin Matthilda, von rundlicher Gestalt, das graue Haar strubbelig und die Krone, wie schon zu ihren Lebzeiten stets, etwas schief auf dem Kopf. Matthilda war erregt. »Um Himmels willen, Cerys, so sag doch etwas«, forderte sie ihre Tochter auf.
»Ich versuche es ja, Mama.«
»Dann gib dir mehr Mühe, Kind. Sonst ist sie gleich fort. Die Jugend hat es immer so eilig.«
Königin Cerys konzentrierte sich. »Tochter. Hör mir zu!«
Jenna blickte zu Septimus. »Warst das du?«, fragte sie.
»Was?«
»So ein Flüstern.«
Septimus schüttelte den Kopf. Er wollte hinaus aus dem beklemmend kleinen Zimmer. Es war für ihn mit unangenehmen Erinnerungen verbunden. »Lass uns gehen, ja?«, bat er.
Jenna nickte.
Königin Matthilda geriet in Zorn. »Cerys, sag es ihr !«
»Wie soll ich mich denn konzentrieren, wenn du mir ständig dazwischenredest?«, brauste Cerys auf, während sich ihre Tochter und der Alchimielehrling langsam an ihr vorbeischoben.
»Dann tu ich es eben«, zischte Königin Matthilda.
»Untersteh dich!«
»Sie ist meine Enkelin.«
»Und meine Tochter.«
»Und sträflich vernachlässigt, wenn du mich fragst«, schnaubte Königin Matthilda. »Du solltest dich wirklich mehr um sie kümmern. Das arme Kind. Du weißt, ich bin jederzeit gern bereit, deinen Platz hier einzunehmen, damit du zu ihr kannst. Sie braucht dich, Cerys.«
Jenna ging die paar Schritte bis zu der leeren Wand, in der die Tür verborgen war, die nach draußen führte. Septimus folgte ihr, unbehaglich über die Schulter zurückblickend.
Unterdessen gerieten Cerys und ihre Mutter in eines jener Wortgefechte, für die sie berühmt waren. »Mama, du kennst die Königinnenregeln ganz genau. Wir dürfen uns erst zeigen, wenn die Zeit reif ist. Das weißt du. Wie soll meine Tochter jemals eine richtige Königin werden, wenn wir ihr ständig erscheinen und sagen, was sie zu tun hat? Wie soll sie da von sich aus den richtigen Weg finden?«
»Dummes Zeug«, knurrte Jennas Großmutter. »Mit diesem Teil der Regeln war ich ohnehin nie einverstanden. Niemals.«
»Du kannst dir nicht die Rosinen herauspicken, Mama. Entweder es gelten alle Regeln oder keine. Warte!«
Königin Cerys beobachtete, wie ihre Tochter den Lehrling an der Hand nahm, und hörte, wie sie »Gehen wir,
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