Septimus Heap - Fyre
Königinnen immer großes Interesse gezeigt haben. Meines Wissens ein viel größeres als am Zaubererturm.«
Jenna nickte – das glaubte sie gern. Dann besann sie sich auf den Grund ihres Kommens, legte den Lederbeutel auf den Tisch und entnahm ihm die beiden Schalen.
Marcellus betrachtete sie neugierig. »Ah«, sagte er. »Die Tripel-Schalen. Wie schön.« Er wartete darauf, dass Jenna die dritte Schale auf den Tisch stellte.
»Die dritte fehlt«, sagte sie. »Der Python hat sie gefressen.«
Marcellus sah sie bestürzt an. »Sie müssen sie sofort zurückholen. Töten Sie die verflixte Schlange, wenn es sein muss.«
»Das ist nicht so einfach«, erwiderte Jenna. »Denn …«
Marcellus stand auf. »Nun, Marcia wird eben auf ihre albernen Schuhe verzichten müssen.«
»Schuhe?«, fragte Jenna verwirrt.
»Ihre lila Pythonschuhe. Ist das nicht der einzige Grund, warum Terry Tarsal diese grässliche Schlange hält? Marcia mag es vielleicht nicht glauben, aber es gibt wichtigere Dinge als Schuhe. Wie zum Beispiel diese Schalen. Terry Tarsal wird seine kostbare Schlange töten müssen.«
Jetzt ging Jenna ein Licht auf. Sie seufzte. »Es geht nicht um Terry Tarsals Python, Marcellus. Leider.«
»Um wessen Python dann?«
»Um niemandes Python. Es geht um den riesigen Marschpython.«
Marcellus setzte sich wieder. »Ach so. Und der ist bedauerlicherweise nicht so leicht zu fangen.«
»Nein.«
»Nun, das ist jammerschade. Nach all der Zeit das Tripel zu verlieren.«
»Ich habe zu Jenna gesagt, dass Sie die Schalen klonen können«, bemerkte Septimus nervös.
Marcellus lachte. »Du hast großes Vertrauen in mich, Lehrling. Aber es gibt noch viel zu tun, bevor wir daran auch nur denken können.« Er seufzte und stand wieder auf, als wäre das Gespräch beendet. »So leid es mir tut, Prinzessin«, sagte er, »aber im Augenblick kann ich kein Gold für Sie klonen. So weit sind wir noch nicht.«
»Dann war es das also«, meinte Jenna ausdruckslos. »Dann wird es sterben.«
Marcellus blickte betroffen. »Wer wird sterben?«
»Das Drachenboot.«
»Was, das Drachenboot des Hotep-Ra?«
Jenna nickte, zu entsetzt, um sprechen zu können.
»Verzeihen Sie die Frage, Prinzessin, aber wie kommen Sie darauf, dass es sterben wird?«, fragte Marcellus.
»Weil ich seit fünf Tagen seinen Herzschlag nicht mehr höre. Ich gehe jeden Tag in die Kälte hinaus, wie es mir Tante Zelda aufgetragen hat. Und ich kann es hören. Niemand sonst kann es hören, aber ich immer. Aber jetzt … jetzt höre ich nichts mehr. Es ist das Einzige, worum mich meine Mutter jemals gebeten hat, und ich kann es nicht.«
Marcellus hatte den Eindruck, dass Jenna dasselbe Gesicht machte wie seine Schwester früher immer, wenn sie kurz vor einem Wutanfall gestanden hatte. Er beschloss, behutsam zu Werke zu gehen. »Sagen Sie mir, Jenna, worum genau hat Sarah Sie gebeten?«, fragte er sanft.
»Nicht Sarah, meine Mum. Meine Mutter. Die Königin.«
»Die Königin? Ihr Geist hat zu Ihnen gesprochen?«
»Wir glauben , etwas gehört zu haben«, erklärte Septimus in zweifelndem Ton.
Jenna fuhr mit den Fingern gedankenverloren die Sonne ab, die in die alte Tischplatte geschnitzt war. »Sep, ich habe meine Mutter gehört. Ich weiß, dass sie es war.« Sie schaute zu Marcellus auf. »Ihr Geist hat zu mir gesprochen, als wir im Königinnengemach waren.«
»Ah ja, dann war es Ihre Mutter«, sagte Marcellus. »Der Geist der letzten Königin weilt immer dort.«
»Tatsächlich? Warum haben Sie mir das nicht gesagt?«, fragte Jenna.
»Nun, ich dachte, Sie wüssten es«, erwiderte Marcellus.
»Nein, niemand sagt mir etwas. Nicht einmal meine Mutter.«
»Dann wird es wohl Zeit«, entgegnete Marcellus, »dass ich mich als Ihr nächster Verwandter auf der königlichen Seite einschalte. Ich werde Ihnen alles berichten, was ich von meiner lieben verstorbenen Schwester und meiner … ähem … weniger lieben, aber glücklicherweise toten Mutter weiß.«
Jenna blickte überrascht auf. Sie hatte in Marcellus nie einen Verwandten gesehen, aber es stimmte: Er war tatsächlich ein Ururur-und-so-weiter-Großonkel. Mit einem Mal fühlte sie sich von einer großen Last befreit. Das Wohl des Drachenboots war nicht mehr allein ihre Sorge. »Danke«, sagte sie und lächelte zum ersten Mal an diesem Tag.
»Ist mir ein Vergnügen, Nichte«, erwiderte Marcellus. »Ich würde vorschlagen, wir begeben uns jetzt auf die Bootswerft und öffnen das Drachenhaus.«
»Aber wozu?«,
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