Septimus Heap - Fyre
Mauer?«
Jenna nickte. »Ja. Aus diesem Grund haben wir Feuerspei mitgebracht.«
»Das ist mir nicht entgangen«, erwiderte Jannit trocken und schaute zu dem Drachen auf. Ihr Blick bohrte sich missbilligend in die grünen Drachenaugen mit dem roten Feuerring um die Iris, und Feuerspei trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Er kam sich vor, als hätte er etwas verbrochen, obwohl er sich keiner Schuld bewusst war. Unsicher kaute er an dem Kuhknochen, den ihm Septimus gerade zu fressen gegeben hatte, und ein großer Sabberbatzen flog in Richtung von Jannits Robbenfellstiefel.
Gerade noch rechtzeitig zog Jannit den Fuß weg. »Tun Sie, was Sie für nötig halten«, sagte sie. »Aber dass mir der Drache nirgends drauftritt. Ich möchte nicht, dass etwas zu Bruch geht.«
»Wir werden selbstverständlich größte Vorsicht walten lassen«, versicherte Marcellus und machte eine leichte Verbeugung. Jannit, die Verbeugungen affig fand, schnaubte verächtlich und machte kehrt, um in ihre Hütte zurückzugehen.
»Danke, Jannit«, sagte Jenna. »Haben Sie vielen Dank.«
Jannit taute ein wenig auf. »Ich hoffe«, entgegnete sie, »Sie werden feststellen, dass Ihre Befürchtungen unbegründet sind und es dem Boot gut geht, Prinzessin Jenna.« Mit verschränkten Armen blieb sie in der Hüttentür stehen und sah zu, wie die Besucher quer über das Werftgelände auf die Burgmauer zusteuerten, hinter der das Drachenboot versteckt war. In Vorfreude auf ihren Bohneneintopf mit Würstchen wollte sie gerade die Tür schließen, da sah sie, wie Feuerspei Anstalten machte, auf einen großen Schneehaufen zu treten, unter dem ihr Lieblingsruderboot lag.
»Halt!«, schrie sie, stürzte aus der Hütte und fuchtelte wild mit den Armen. Die Besucher hörten sie nicht. Jannit sah, wie Feuerspei den Fuß absetzen wollte – da fiel ihr ein Spiel aus ihrer Kindheit ein. »Keine Bewegung!«, brüllte sie, und es klappte. Alle blieben wie vom Blitz getroffen stehen, einschließlich Feuerspei, dessen großer Fuß nur Zentimeter über dem Schneehaufen schwebte. Jannit rannte in den Schnee hinaus. »Genau so bleiben«, schrie sie. »Nicht bewegen!«
Feuerspei stand, einen Fuß in der Luft, unsicher da und wurde zusehends wackliger. Dann war Jannit bei ihm. »Nicht da drauftreten!«, befahl sie.
Feuerspei blickte auf sie herab und geriet noch mehr ins Wanken. Gleich wird er umfallen, dachte Septimus, und etwas zerquetschen. »Ganz ruhig, Feuerspei«, sagte er, nachdem er zu ihm hingelaufen war. »Setz deinen Fuß hierher, neben meinen.« Er blickte Jannit an. »Ist das in Ordnung?«
»Ja«, sagte Jannit erleichtert. »Danke, Lehrling.«
»Autsch!«, entfuhr es Septimus. Feuerspei war ihm auf die Zehen getreten.
Jannit bestand nun darauf, die Besucher über den Platz zu führen. Drachen und Bootswerften, erklärte sie dem Grüppchen ernst, das passe einfach nicht zusammen. Ohne weitere Zwischenfälle legten sie die restliche Strecke zurück und gelangten an den Cut, jenen kurzen Kanal, der vom Burggraben abzweigte und scheinbar an der hohen Burgmauer endete. Da das Wasser im Cut von den Strömungen im Burggraben praktisch unbeeinflusst blieb, fror es immer früh zu. Und Jannit versicherte ihnen, dass das Eis dick genug sei, um das Gewicht eines Drachen zu tragen.
Septimus hatte da seine Zweifel. Feuerspei war, wie seine schmerzenden Zehen bewiesen, extrem schwer. Doch andererseits war der Cut als Startbahn für den Drachen ideal, denn er verlief in sicherem Abstand zu dem Durcheinander auf der Werft. Um zum nächstmöglichen Startplatz zu gelangen, hätte Septimus mit Feuerspei wieder das Werftgelände durchqueren müssen, und das wollte er Jannit lieber nicht zumuten. Nein, er musste den Cut nehmen.
Septimus kletterte hinauf in die Pilotenkuhle des Drachen. »In Ordnung, Feuerspei. Vorwärts. Einen Fuß nach dem anderen und langsam !«
Feuerspei beäugte das Eis und schnaubte misstrauisch.
»Nun mach schon, Feuerspei«, drängte Septimus. »Runter mit dem Fuß.«
Feuerspei streckte seinen riesigen rechten Fuß aus, dessen grüne Schuppen sich funkelnd von dem weißen Schnee abhoben, der den Cut bedeckte. Er beugte sich über das gefrorene Ufer, lehnte sich noch etwas vor, und plötzlich schlitterte er auf den Cut hinaus. Die Eisdecke ächzte, und Septimus spürte, wie sie unter ihnen nachgab.
»Auf!«, rief er Feuerspei zu. Sein Befehl ging in einem scharfen Geräusch unter, das über das Eis hinwegraste und so klang, als würden
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