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Septimus Heap - Fyre

Titel: Septimus Heap - Fyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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dass Talmar befürchtet, er könnte die Reise alleine nicht durchstehen.
    Hotep-Ra überreicht der Königin ein Abschiedsgeschenk. Es handelt sich um ein kleines Buch mit dem Titel Die Königinnenregeln. Es ist in weiches rotes Leder gebunden, mit goldenen Ecken und einer komplizierten Schnalle versehen, und in den Deckel ist die Zeichnung eines Drachenboots geprägt. Es ist nicht seine Schuld, dass rund tausend Jahre später der Einband zerschlissen ist, Seiten herausfallen und der Einsperrzauber verloren gegangen ist. Kein Buchbinder, auch kein magisch veranlagter, kann ein Buch herstellen, das länger hält. Aber Erinnerungen überdauern, wenn sie von Generation zu Generation weitergegeben werden.
     
    Hotep-Ra fährt mit der Königinnenbarke nach Port. Dort erwartet ihn ein Schiff, das unverzüglich in See sticht. Das Meer ist ruhig, und die Sonne scheint. Hotep-Ra verbringt die meiste Zeit an Deck und genießt noch einmal den Aufenthalt im Freien und die Seeluft. Die Erinnerung daran soll ihm über die lange Zeit des Eingeschlossenseins im Foryxhaus, seiner letzten Ruhestätte, hinweghelfen.
    Die Nacht bricht herein, und das Schiff nähert sich den verwunschenen – und äußerst gefürchteten – Sireneninseln. Hotep-Ra sieht die Lichter der vier Leuchttürme, deren Spitzen einem Katzenkopf ähneln. Er wartet, bis das Schiff sie unbeschadet passiert hat und alle anderen schlafen gegangen sind. Dann wirft er den Ring mit dem Doppelgesicht ins Meer. Als der Ring im Wasser nach unten trudelt, blinkt sein Gold im Vollmondlicht auf, und ein hässlicher Kofferfisch verschluckt ihn.
    Und damit beginnt die lange Reise des Rings mit dem Doppelgesicht zurück in den Zaubererturm. Wo er heute liegt. Und wartet.

 
    * 1 *
    WAS DARUNTER LIEGT
     
     
     
    In den Kellergewölben des Manuskriptoriums war die Lebendkarte dessen, was darunter liegt auf einem großen Tisch ausgebreitet. Eine über dem Tisch hängende Laterne warf ein helles Licht auf den großen, brüchigen Bogen aus schillerndem Zauberpapier, der mit Briefbeschwerern des Manuskriptoriums – mit blauem Filz bezogene Bleiwürfel – beschwert war. Auf der Lebendkarte dessen, was darunter liegt waren alle Eistunnel eingezeichnet, die unter der Burg verliefen – alle bis auf die, die zu den Sireneninseln hinausführten. Und wie schon der Name verriet, war sie keine gewöhnliche Karte. Auf magische Weise zeigte sie, was in dem Augenblick, in dem man sie betrachtete, in den Eistunneln geschah.
    Um die Karte standen der neue Obermagieschreiber O. Beetle Beetle, die Inspizientin Romilly Badger und der neue Kartenschreiber Partridge. Wäre in diesem Moment zufällig jemand in die Gewölbe marschiert, hätte er nicht sagen können, wer nun eigentlich der Obermagieschreiber war. Beetles lange, blau-goldene Amtsrobe war an einen nahen Kleiderhaken verbannt worden, da ihre goldverbrämten Ärmel die empfindliche Lebendkarte zerkratzen konnten. Zu frieren brauchte er dennoch nicht, denn er trug seine bequeme alte Admiralsjacke, die ihn vor der Kälte hier unten schützte. Er war sichtlich in seinem Element, wie er so über die Lebendkarte gebeugt dastand, hoch konzentriert, und Strähnen seiner dunklen Haare fielen ihm über die Augen.
    Plötzlich quietschte Romilly – eine schlanke dunkelblonde junge Frau mit einem, wie Partridge fand, süßen, etwas albernen Lächeln – vor Aufregung. In einem breiten Tunnel unter dem Palast bewegte sich ein schwach leuchtender Punkt.
    »Gut beobachtet!«, lobte Beetle. »Eisgeister sind nicht leicht zu entdecken. Das müsste die Stöhnende Hilda sein.«
    »Da ist noch einer!« Romilly hatte eine Glückssträhne. »Oh … und seht mal, was ist denn das?« Sie tippte auf eine Stelle in der Nähe der ehemaligen Großen Kammer der Alchimie und Heilkunst.
    Partridge war beeindruckt. Der leuchtende Punkt, auf den Romilly deutete, war winzig. »Ist das auch ein Eisgeist?«, fragte er.
    Beetle sah genauer hin. »Nein, der ist zu dunkel. Und zu langsam. Seht doch, im Vergleich zur Stöhnenden Hilda, die jetzt schon dort drüben ist, kommt dieser Punkt kaum von der Stelle. Und die Umrisse sind zu klar erkennbar. Man kann sehen, dass es eine richtige Gestalt ist.«
    Romilly stutzte. »Wie ein Mensch, meinst du?«
    »Ja«, antwortete Beetle. »Genau wie ein … Mist !«
    »Er ist weg«, sagte Romilly traurig. »Wie schade. Dann kann es aber kein Mensch gewesen sein, oder? Ein Mensch kann doch nicht so plötzlich verschwinden. Es muss ein Geist

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