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Septimus Heap - Fyre

Titel: Septimus Heap - Fyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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wurde der Fremde stets geführt. Und zwar deshalb, weil er auf einer großen Falltür stand, über deren Deckel man den Teppich sorgfältig ausgeschnitten hatte. Neben einem Klingelknopf an der Eingangstür und neben dem Sofa waren unauffällig Hebel angebracht, die, wenn man kräftig daran zog, die Falltür entriegelten, woraufhin der Fremde mitsamt dem Sessel eine Rutsche hinabsauste. Je nachdem, ob zusätzlich der Haupthebel in einem kleinen Kasten neben der Tür betätigt wurde oder nicht, brauste der Fremde entweder unter dem Hof des Zaubererturms hindurch hinaus in den Burggraben oder schnurstracks in eine Zelle, die in den Fels unter der Burg gehauen war.
    Nie hatte ein Fremder den wahren Zweck des Zimmers erkannt – bis es zu spät war. Man brachte ihm das beste Essen, das der Zaubererturm zu bieten hatte, und ein höchst zuvorkommender Zauberer leistete ihm Gesellschaft. Wurde der Fremde für möglicherweise gefährlich oder gar für einen Schwarzkünstler gehalten, übernahm diese Aufgabe sehr häufig der Außergewöhnliche Zauberer persönlich.
    Der wahre Zweck des Fremdenzimmers war selbst im Turm ein wohlgehütetes Geheimnis, sodass viele jüngere Zauberer annahmen, es würde sich nur um einen Warteraum handeln. Doch Silas war ein alter Hase und zudem in jungen Jahren Außergewöhnlicher Lehrling gewesen. Einmal hatte er sogar einer hochgradig verdächtigen Besucherin im Fremdenzimmer Gesellschaft geleistet, die Alther Mella für eine Schimäre hielt. Natürlich behielt Alther recht, und Silas musste den Hebel ziehen und die Schimäre in den Burggraben befördern. Dem Zaubererturm war nicht mehr Schaden entstanden als ein paar Löcher im Sessel, die die Schimäre hineingebrannt hatte, als sie in letzter Sekunde durchschaute, was Silas vorhatte.
    Daher wusste Silas, dass er im Zaubererturm kein Vertrauen mehr genoss, als er nun von seinen drei Bewachern ins Fremdenzimmer geführt wurde. Er stand auf einer Stufe mit einem übel riechenden, Feuer speienden und bösartigen Mischwesen, das viel zu viel Lippenstift aufgelegt hatte. Es war zutiefst erniedrigend.
    Das Erste, was er beim Betreten des Zimmers verspürte, war das vollständige Fehlen von Magie. Nachdem er erst kürzlich nach so vielen Jahren seine Liebe zur Zauberei wiederentdeckt hatte, nahm er dieses Fehlen umso deutlicher wahr. Als er langsam über den weichen gemusterten Teppich schritt und zu dem bequemen, mit blauem Samt bezogenen Sessel mit den bunten Kissen geführt wurde, war er der Verzweiflung nahe. Die Bewacher nahmen ihm gegenüber auf dem Sofa Platz, da sie ihm aber nichts vorzumachen brauchten, verzichteten sie auf das sonst übliche ungezwungene Geplauder. Sie saßen nur wie drei Ölgötzen da und starrten Silas auf eine Weise an, die ihn in höchstem Maße beunruhigte – zumal er einen von ihnen recht gut kannte. Bernard Bernard spielte regelmäßig im selben Verein wie Silas Burgenschach und war sogar schon einmal zum Essen im Palast gewesen. Es war schrecklich. Silas konnte ihnen nicht in die Augen sehen. Er starrte auf den Boden und überlegte fieberhaft, was der Grund für seine Inhaftierung sein konnte. Aber dazu reichte seine Vorstellungskraft nicht aus. Er wusste nur, dass etwas wirklich sehr Schlimmes geschehen sein musste. Und er wäre jede Wette eingegangen, dass es mit Edmund und Ernold zu tun hatte – aber was war es?
    Nach zehn Minuten, die ihm wie Stunden vorkamen, ging die Tür auf, und Marcia kam herein.
    Silas sprang auf. »Marcia!«
    Zu seinem Entsetzen legte sie sofort die Hand auf den Hebel. »Sitz!«, befahl sie, als wäre er ein Hund. Er nahm wieder Platz.
    Marcia nickte den drei Zauberern auf dem Sofa zu. »Sie können gehen.«
    Ohne Silas anzusehen, marschierten sie hintereinander hinaus und schlossen die Tür, und obwohl Silas nichts hörte, wusste er, dass sie die Tür mit einem Zauber verriegelten. Er blickte zu Marcia. »Bitte, Marcia«, flehte er, »sag mir, was passiert ist.«
    Marcia ging zu der Kamin-Attrappe, stellte sich mit dem Rücken vor die Kerzen und legte die Hand auf den anderen Hebel.
    »Ich schlage vor, du erzählst es mir, Silas«, erwiderte sie kühl.
    »Aber ich weiß es nicht«, beteuerte Silas, den Tränen nahe.
    »Du weißt es nicht?«, stieß Marcia ungläubig hervor.»Du willst mir weismachen, du wüsstest nicht, dass deine Brüder in Wirklichkeit zwei hoch befähigte und verwegene Schwarzkünstler sind?«
    Silas stieß ein irres Lachen aus. »Wie bitte?«
    »Das ist nicht

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