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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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deshalb seinen Kopf verloren.« Der Herr im Himmel belohnte die Bemerkung mit albernem Gekichere rundherum.
    Ich wollte mich gerade wieder abwenden – der Graf wusste ganz offensichtlich nichts, was mir weiterhelfen könnte –, als hinter mir eine vertraute Baritonstimme sagte: »Maid Dombegh hat recht. Wahrscheinlich waren es Sankt Ogdos Söhne.«
    Ich trat einen Schritt beiseite und machte Platz für Prinz Lucian.
    Josefs Lächeln wurde schmal. Der Prinz war nicht auf die respektlose Anspielung gegenüber seinem Onkel Rufus eingegangen, aber er hatte sicherlich jedes Wort gehört. Der Graf verbeugte sich übertrieben höflich. »Ich bitte um Verzeihung, Prinz, aber warum schnappt Ihr Euch die Söhne Ogdos nicht und sperrt sie ein, wenn Ihr so sicher seid, dass sie es getan haben?«
    »Ohne Beweis sperren wir niemanden ein«, antwortete der Prinz scheinbar unbewegt. Er tappte dreimal mit seiner linken Stiefelspitze auf. Ich bemerkte es und fragte mich, ob auch ich manchmal unwissentlich solche Dinge tat. Der Prinz fuhr betont gelassen fort: »Wenn wir sie ohne Grund einsperren würden, dann bekämen die Brüder noch mehr Zulauf und würden neue Anhänger hinter dem Ofen hervorlocken. Außerdem ist es von Grund auf falsch. Wer Gerechtigkeit fordert, muss auch selbst gerecht sein .«
    Ich sah ihn an, ich hatte das Zitat erkannt. »Pontheus?«
    »Eben dieser.« Prinz Lucian nickte mir anerkennend zu.
    Josef verzog das Gesicht. »Bei allem Respekt, der Herrscher von Samsam würde sich bei seinen Entscheidungen nie von einem verrückten Philosophen aus Porphyrien leiten lassen. Ebensowenig würde er erlauben, dass Drachen Samsam einen Staatsbesuch abstatten – womit ich natürlich nichts gegen Eure Königin gesagt haben will.«
    »Vielleicht war der Herrscher von Samsam deshalb auch nicht der Architekt des Friedens«, entgegnete der Prinz ruhig, aber mit dem Fuß wippend. »Anscheinend macht es ihm nichts aus, die Vorteile dieses von dem verrückten Porphyrer beeinflussten Vertrags zu genießen, wenn er selbst keinerlei Wagnis dabei eingehen muss. Er wird auch bei diesem Staatsempfang zugegen sein und mir noch ein wenig mehr Kopfzerbrechen bereiten – bei aller Liebe und bei allem schuldigen Respekt.«
    Sosehr mich dieser mit höfischer Grandezza ausgetragene Streit auch in seinen Bann zog, plötzlich belegte Madame Pingelig wieder meine ganze Aufmerksamkeit mit Beschlag. Sie nahm gerade von einem Pagen ein Glas goldgelben Portweins entgegen. Ich konnte nicht zu ihr gelangen, ohne mich durch die Schar der Tänzer zu drängeln, und die hatten gerade mit einer Volta begonnen, überall wirbelten Arme und Beine durch die Luft. Also rührte ich mich nicht von der Stelle und versuchte, Madame Pingelig nicht aus den Augen zu verlieren.
    Eine Trompetenfanfare setzte dem ausgelassenen Tanz ein plötzliches und wenig elegantes Ende. Die Kapelle hörte unvermittelt auf zu spielen, und so manches Paar rempelte andere auf der Tanzfläche an. Ich beachtete die entstandene Unruhe nicht, sondern konzentrierte mich auf Madame Pingelig. Deshalb stand ich mit einem Mal ganz allein in dem breiten Gang, den die Umstehenden eilig freigegeben hatten.
    Prinz Lucian packte mich am Arm, an meinem rechten – und zog mich aus dem Weg.
    In der Tür stand Königin Lavonda. Das Alter hatte ihr Gesicht gezeichnet, aber ihr Rücken war gerade. Es hieß, sie habe ein Rückgrat aus Stahl, und ihre Haltung schien davon Zeugnis abzulegen. Sie war immer noch in Weiß gekleidet aus Trauer um ihren Sohn, angefangen von den Seidenschuhen bis zum Schleier und der bestickten Haube. Ihre weiten, ausladenden Ärmel schleiften auf dem Boden.
    Glisselda sprang von ihrem Sofa auf und machte einen tiefen Knicks. »Großmutter, du gibst uns die Ehre!«
    »Ich werde nicht lange bleiben, Selda, ich bin aus einem ganz bestimmten Grund hier«, sagte die Königin. Ihre Stimme klang wie die ihrer Enkelin, nur älter und schärfer, gewohnt zu befehlen. »Ich habe euch noch ein paar zusätzliche Gäste mitgebracht«, sagte sie und geleitete vier Saarantrai herein. Unter ihnen war auch Eskar. Steif wie Soldaten standen sie da. Sie hatten sich nicht die Mühe gemacht, festliche Kleider anzulegen, und ihre Glocken glänzten nicht hell genug, als dass man sie für Schmuck halten konnte. Eskar trug wieder ihre Hosen nach porphyrischer Sitte. Alle starrten sie an.
    »Oh!«, quiekte Glisselda. Sie machte einen Knicks und versuchte, ihre Fassung zu wahren; als sie sich erhob,

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