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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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außer den Farben, die sie am Leibe trugen, sah man dort nur wenig Buntes.
    Eine grellgrüne Spitzhaube zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Die Trägerin, eine ältere Frau aus Ninys, hatte dicke Brillengläser, was sie mürrisch und glotzäugig aussehen ließ. Die tiefen Falten um ihre Mundwinkel verliehen ihr noch dazu das Aussehen einer riesigen, missgünstigen Kröte.
    Sie sah fast so aus wie die gute alte Madame Pingelig.
    Nein, das war Madame Pingelig höchstpersönlich. Nur sie allein konnte so verdrießlich dreinblicken. Mein Herz machte einen Satz. Ich würde gar nicht nach Porphyrien reisen müssen, eine meiner Grotesken stand mir gegenüber, befand sich mit mir zusammen im selben Raum!
    Madame Pingelig, die sehr klein war, verschwand hinter einer Gruppe von Hofdamen, tauchte aber nur wenige Augenblicke später wieder neben einem rothaarigen Höfling aus Ninys auf. Ich machte mich auf den Weg zu ihr, quer durch den Salon.
    Aber ich kam nicht weit, denn in diesem Moment traten Arm in Arm Prinzessin Glisselda und Prinz Lucian ein. Die Wartenden wichen zur Seite, um sie durchzulassen, und ich wagte nicht, diese Gasse vor ihnen zu queren. Die Prinzessin erstrahlte in Gold und Weiß, ihr Kleid war aus Brokat und mit kleinen Zuchtperlen besetzt. Sie lächelte holdselig in die Runde und ließ sich von einem Höfling aus Ninys zu ihrem Platz führen. Prinz Lucian, im roten Wams der Königlichen Garde, beobachtete aufmerksam, wie die bewundernden Blicke aller seiner Cousine auf die andere Seite des Saals folgten.
    Prinzessin Glisselda setzte sich auf das mitternachtsblaue Sofa, auf das sich niemand sonst zu setzen gewagt hatte, und begann, mit allen und jedem über dies und das zu plaudern. Lucian Kiggs setzte sich nicht, sondern blieb ein paar Schritte neben ihr stehen und ließ unermüdlich seine Blicke durch den Raum schweifen. Er schien immer im Dienst zu sein. Im Nebenzimmer erklang eine fröhliche Sarabande. Ich suchte weiter nach Madame Pingelig, aber sie war wie vom Erdboden verschluckt.
    »Manche bezweifeln, dass es ein Drache war. Ich nicht«, sagte jemand hinter mir in dem monotonen Tonfall der Samsamesen.
    »Ach, wie entsetzlich!«, seufzte eine junge Frau.
    Ich drehte mich um und sah mich Graf von Apsig gegenüber, der drei Hofdamen aus Goredd mit seinen Geschichten erfreute. »Ich habe an dieser letzten Jagd teilgenommen, Grausleine . Wir hatten gerade den Königlichen Wald betreten, als die Jagdhunde in alle Richtungen davonstoben, als wären da zwanzig Hirsche und nicht nur einer. Wir teilten uns auf, einige von uns gingen nach Norden, andere nach Westen, und jeder dachte, Prinz Rufus sei in einer anderen Gruppe, aber als wir uns wieder trafen, war er nicht da.
    Wir suchten ihn bis zum Abend, dann riefen wir die Königliche Garde und suchten die ganze Nacht hindurch. Sein eigener Hund – ein hübsch gefleckter Stöberer namens Una – hat ihn schließlich gefunden. Er lag ohne Kopf und auf dem Bauch in einem nahe gelegenen Sumpf.«
    Die drei Damen hielten den Atem an. Ich hatte mich jetzt vollends umgedreht und musterte das Gesicht des Grafen. Seine Augen waren blassblau, und er hatte keinen Makel, kein einziges Fältchen, anhand dessen man sein Alter schätzen konnte. Er wollte Eindruck bei den Damen schinden, das war offensichtlich, aber er schien trotzdem die Wahrheit zu sagen. Ich mischte mich ungern in ein Gespräch ein, wenn mich niemand dazu aufgefordert hatte, aber ich musste es einfach wissen.
    »Seid Ihr sicher, dass ein Drache ihn getötet hat? Gab es dafür Beweise im Moor?«
    Josef feuerte nun seinen ganzen Charme auf mich ab. Er streckte das Kinn vor und lächelte wie ein Heiliger in einer Dorfkirche, die Güte und Lauterkeit selbst. Die engelsgleichen Damen, die sich um ihn geschart hatten, starrten mich entrüstet an und raschelten mit ihren Seidengewändern.
    »Wer sonst sollte ihn getötet haben, Musikmamsell?«
    Ich verschränkte die Arme, sein Charme prallte an mir ab. »Straßenräuber, die seinen Kopf gestohlen haben, um Lösegeld zu verlangen, vielleicht.«
    »Aber niemand hat Lösegeld gefordert.« Er zog eine Grimasse und seine holden Cherubim taten es ihm nach.
    »Die Söhne Sankt Ogdos vielleicht, um die Furcht vor den Drachen zu schüren, bevor der Ardmagar kommt.«
    Er warf den Kopf in den Nacken und lachte; seine Zähne waren blendend weiß. »Du hast noch eine weitere Möglichkeit außer Acht gelassen, Serafina. Vielleicht hat er ja eine hübsche Schäferin erblickt und

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