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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Hafen lag verlassen da. Livorno hatte Thomas der Vergeltung ausgeliefert – der Rache des letzten Menschen, dem er hatte begegnen wollen. Edward Whitlock schlenderte über das Hauptdeck und ließ die Hände leicht über Taurollen und Zimmererarbeiten gleiten. »Wir hatten gedacht, Sie seien wie die Toby ein Opfer des Meeres geworden, Mr. Marlowe, und ich muß gestehen, daß diese Nachricht mich mit einer gewissen Genugtuung erfüllte.« Er lächelte bösartig. »Ich erzählte Faith von dem traurigen Schicksal der Toby , als wir auf einem Bankett waren, das die Gesellschaft gab. Sie vergoß keine Träne, Mr. Marlowe. Keine Träne!«
    Thomas spürte, wie Jähzorn in ihm hochkochte. »Sie sollten mein Schiff verlassen, Mr. Whitlock«, sagte er eisig. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Gespräch zwischen uns von Nutzen sein könnte.«
    Whitlock trat auf die erste Stufe der Treppe zum Halbdeck. »Das sehe ich anders, mein Bester. Ich habe Ihnen etwas mitzuteilen.« Sein Blick glitt langsam vom Heck des Schiffes zum Bug. Thomas sah den häßlichen Zug um den Mund seines Widersachers, und Angst krampfte seinen Magen zusammen. »Wir müssen über dieses Schiff sprechen, Mr. Marlowe«, fuhr Whitlock gefährlich sanft fort. »Soviel ich gehört habe, hat die Levant Company Ihnen das Geld für die Fertigstellung vorgestreckt. Nun, die Gesellschaft ist nicht länger an Ihrem Schiff interessiert. Wir haben einen Überschuß an Schiffen, Mr. Marlowe, und dieses«, er hatte das Halbdeck erreicht, »wird nicht benötigt.«
    »Ich habe einen Vertrag.« Es kostete Thomas übermenschliche Anstrengung, wenigstens nach außen Gelassenheit zu zeigen. »Einen Vertrag mit Mr. Keane.«
    Whitlocks Augen blitzten tückisch. »Ich bin John Keanes Vorgesetzter, Mr. Marlowe, und ich habe den Vertrag gerade für nichtig erklärt. Dieses Schiff ist unfertig, und ich fürchte«, seine kräftigen Hände umfaßten das Geländer des Halbdecks und zogen daran, »man kann es nur noch als Feuerholz verwerten.« Das Geländer brach mit einem häßlichen Knacken. Whitlock ließ die Teile auf die Deckplanken fallen.
    »Sie Bastard!« Thomas stürmte mit gezücktem Messer auf die Treppe zu.
    »Aber so bleiben Sie doch ruhig, Mr. Marlowe, ich habe Ihnen ja noch gar nicht alles gesagt. Ich verlange den Vorschuß zurück, den Mr. Keane Ihnen ein wenig voreilig gewährt hat. Diese Maßnahme hat rein geschäftliche Gründe, das versichere ich Ihnen. Das Rohmaterial dieses Schiffes kann der Gesellschaft von einigem Nutzen sein, gutes Holz ist Mangelware. Und was den ›Bastard‹ betrifft, so glaube ich doch, daß das ein Gebiet ist, für das Sie zuständig sind.«
    Whitlock wollte den Vorschuß wiederhaben, aber an eine Rückzahlung war gar nicht zu denken! Und als Ausgleich für Thomas' Übergriff auf Whitlocks Eigentum würde der Mann dafür sorgen, daß die Kingfisher noch vor ihrer Jungfernfahrt zerstört würde. Er würde die Masten umschneiden lassen, die Decks auseinanderreißen und den Rest zu Feuerholz zerhacken. Nein! Thomas hatte zu lange und zu hart gekämpft! Er hatte gestohlen und sich erniedrigt, um sein Schiff zu bekommen! Er sprang auf das Halbdeck und schleuderte Whitlock Worte entgegen, die dieser ihm mit Sicherheit niemals verzeihen würde, aber das kümmerte Thomas nicht. Im Gegenteil, es bereitete ihm sogar Vergnügen, ebenso wie die Aussicht auf den Kampf, den sie auslösen würden. »Ohne Zweifel bevölkern meine Bastarde die Docks von Greenwich – und ebenso viele Hahnreie leben in den umliegenden Häusern!« Er hörte, wie sein Gegenüber scharf die Luft einzog, und sah den Zorn in den grünen Augen auflodern, der dem seinen in nichts nachstand. Whitlock riß seinen Degen aus der Scheide. »Verlassen Sie mein Schiff«, forderte Thomas ihn leise auf. »Verlassen Sie mein Schiff, bevor ich Sie hinunterwerfe!«
    Der Degen beschrieb einen hohen Bogen und zielte auf ihn. Thomas sprang zur Seite und griff sich ein Stück Holz. Sein Gegner war stark, aber schwerfällig, deshalb zog er auch eine Pistole vor. Er besaß ein scharfes Auge, doch es mangelte ihm an Körperbeherrschung und Schnelligkeit. Das Holzstück fing den Degenhieb ab. Es krachte, Splitter flogen. Thomas konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als der Degen über das Halbdeck davonschlitterte, über den Rand rutschte und ein Stockwerk tiefer landete, doch es verging ihm sofort, als Whitlock einen herumliegenden Hammer packte und auf das zierliche Geländer

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