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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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einzuschlagen begann. »Bastard!« schrie Thomas wieder und stürzte sich auf Whitlock.
    Der Hammer traf seinen Arm und betäubte ihn – das Messer entglitt seinen gefühllosen Fingern, ohne sein Ziel getroffen zu haben. Whitlock wirbelte über das Halbdeck und schlug auf alles ein, was ihm in den Weg kam. »Das nennen Sie ein Schiff?« kreischte er mit überkippender Stimme und schleuderte mit der freien Hand eine Taurolle ins Wasser. »Mit diesem jämmerlichen Kahn kämen Sie nicht einmal heil über die Themse, er würde beim ersten Windstoß mittendurch brechen!« Holzpflöcke flogen hinter der Taurolle her.
    Thomas hob mit der gesunden Hand das Messer auf und stürzte sich erneut auf Whitlock. Und diesmal traf die Klinge. Er spürte, wie sie ins Fleisch drang und dann an einen Knochen prallte. Whitlock schwankte und schnappte nach Luft. Hellrotes Blut besudelte die Deckplanken, aber er gab sich noch nicht geschlagen. Seine Augen waren glasig, die roten Haare klebten schweißnaß an seinem Kopf, als er wieder mit dem Hammer ausholte. Er krachte auf Thomas' Schulter herunter. Wenn er, wie beabsichtigt, seinen Schädel getroffen hätte, wäre er tot gewesen. Der Schmerz lähmte ihn gerade lange genug, daß Whitlock ihm das Messer aus der Hand reißen konnte. Es landete mit einem Klatschen im Wasser. Und nun begann ein Ringkampf, bei dem beide Männer, von glühendem Haß getrieben, in makabrer Einigkeit nur ein Ziel hatten: den anderen zu töten. Sie umklammerten einander und bewegten sich in einem grotesken Tanz über das Deck. Und dann hatten sie die Reling erreicht, und Edward Whitlock drückte Thomas mit seinem beträchtlichen Gewicht dagegen. Sie knarzte und gab nach. Whitlock konnte sich gerade noch losreißen, stolperte rückwärts und landete unsanft auf dem Hintern. Thomas stürzte mit dem Geländer in die Tiefe. Verzweifelt nach Halt suchend, ruderte er mit dem gesunden Arm durch die Luft, dann schlug er mit dem Kopf auf ein Stück Holz, das auf dem Wasser trieb. Seine Gedanken verwirrten sich, Wasser drang in seinen Mund, seine Nase, seine Ohren. Er schien nur einen Arm zu haben. Was war mit dem anderen geschehen? Das Meer bemächtigte sich seiner wie eines Stückes Treibgut und warf ihn gegen den Rumpf der Kingfisher .
    Vom anderen Ende des Hafens aus sahen William Williams und John Keane zwei Gestalten auf der Kingfisher : Sie verschmolzen miteinander, torkelten wie betrunken über das Halbdeck – und dann war plötzlich nur noch eine Gestalt da! Sie begannen zu rennen. Holz splitterte, und immer wieder flogen aus der Entfernung nicht zu erkennende Gegenstände ins Wasser.
    Whitlock hatte inzwischen den Hammer gegen eine Axt eingetauscht und setzte sein Zerstörungswerk fort. William stürmte die Gangway hinauf, rannte zum Halbdeck und entriß Whitlock die Axt. Genau in diesem Augenblick stürzte der Besanmast um und zerschmetterte das Deck zu Brennholz.
    Wo war der zweite Mann? Gerade als William einen Treffer auf dem Kinn des Kapitäns der Legacy landete, bemerkte John das zerbrochene Geländer. Er ging auf die Knie, rutschte zum Rand des Halbdecks und spähte hinunter. Holzstücke, Taue und Fässer schaukelten auf dem schmutziggrünen Wasser. Halt – das war doch ein Mensch! Er trieb mit dem Gesicht nach unten auf den Wellen. Schwarze Locken umgaben seinen Kopf wie ein Gewirr aus Algen. Immer und immer wieder prallte der Körper gegen die Kingfisher .
    » Williams!« schrie Keane, doch der Schiffszimmermann war schon neben ihm, zog seine Schuhe aus und ließ sein Messer auf das Deck fallen. Dann sprang er ins Wasser. Keane sah sich suchend um: Gottlob – ein Seil hatte Whitlock liegengelassen! Der Steuermann der Legacy lag regungslos auf den Planken. Der Teufel soll den Kerl holen, dachte Keane, als er ein Ende des Seils um den Stumpf des Besanmasts band. Wie kann man nur so bösartig sein? Whitlock hatte die Kingfisher , die Keane ans Herz gewachsen war, schwer beschädigt – und der Schiffseigner war wahrscheinlich tot.
    Keane kniete sich zwischen die zerbrochene Reling und schaute mit zusammengekniffenen Augen in die Tiefe. Der Zimmerer hatte den Steuermann gepackt. Die See riß an den beiden und versuchte, sie zu trennen, doch William war stärker. Er drehte Marlowe auf den Rücken und schlang ihm die Arme um die Brust. Jetzt war es Zeit, das Seil zu werfen. Schnell und geschmeidig wie eine Schlange entrollte es sich. Der Zimmermann streckte die Hand aus und packte es.
    Das war der einfache

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