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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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schwer – doch sie hoben sich abrupt wieder, als nach Mitternacht jemand an die Haustür donnerte.
    »Keane!« brüllte Edward Whitlock. »Keane! Ich weiß, daß der Bastard bei Ihnen ist!«
    In diesem Augenblick öffneten sich die Augen des Steuermanns, schlossen sich wieder und blieben dann offen. Antonio hörte Schritte die Treppe hinunterlaufen, stand auf und öffnete die Tür einen Spalt.
    »… wenn Sie sich wie ein Gentleman benehmen«, drang John Keanes Stimme kalt und hart von unten herauf. »Ich dulde in meinem Haus keine Gewalttätigkeiten.«
    Stille folgte. Antonio tastete nach dem Stilett, das er stets unter seinem Wams trug, und machte sich bereit einzugreifen, doch da hörte er Whitlock sagen: »Na schön. Solange er sich unter Ihrem Dach befindet, werde ich ihn nicht anrühren.«
    Die beiden Männer kamen die Treppe herauf. Der Hausherr öffnete die Tür zum Salon, in dem William Williams es sich bequem gemacht hatte. »William«, sagte John Keane, »der Kapitän der Legacy ist hier. Sie haben ihn auf der Kingfisher kennengelernt.«
    Edward Whitlocks Aussehen hatte sich seit seinem ersten Besuch drastisch verändert. Sein Gesicht war verschwollen, unter seinem zerfetzten Hemd sah man einen blutdurchtränkten Verband.
    »Ich bin gekommen, um Ihnen mitzuteilen, daß ich es nicht zulassen werde, daß Thomas Marlowe für die Gesellschaft arbeitet, Mr. Keane«, verkündete Whitlock. »Welche Vereinbarungen Sie auch mit ihm getroffen haben, ich werde sie nicht genehmigen. Ich bin überzeugt, daß ich damit im Sinne der Londoner Direktion handle.« Wieder folgte Stille. Antonio schlich lautlos auf den Flur hinaus und spähte um die Ecke in den Salon, doch es schien keine Gefahr für seinen Herrn im Verzug zu sein. »Sollte er seinen Verletzungen erliegen, hätte sich das Problem für Sie ja erledigt«, sagte John Keane eisig. Und nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: »Sie haben offenbar eine private Meinungsverschiedenheit mit Thomas Marlowe. Rechtfertigt das den Verlust seines Schiffes? Meinen Sie, daß Sie damit wirklich im Sinne der Levant Company handeln?«
    »Von mir aus kann das verfluchte Schiff geradewegs in die Hölle fahren!« schnauzte Whitlock und begann mit schweren Schritten auf und ab zu gehen. »Marlowe wird jeden Penny zurückzahlen, den Sie ihm geliehen haben, sonst lasse ich den Kahn zu Feuerholz zerhacken!«
    »Das ist nicht korrekt«, wandte Keane empört ein. »Ich habe ihm mein Wort gegeben.«
    »Na schön – ich bin ja kein Unmensch. Ich lasse ihm Zeit, bis ich aus Aleppo zurückkomme, aber dann ist er dran! Ich fordere jeden Penny zurück! Jeden gottverdammten Penny!«
    Antonio verließ seinen Beobachtungsposten und kehrte zu seinem Schützling zurück. Die Augen des Mannes standen offen! Sie schimmerten im Kerzenlicht fast schwarz. »Was haben Sie getan?« fragte Antonio leise.
    »Ich habe mit seiner Frau geschlafen«, antwortete Thomas und verzog sein zerschundenes Gesicht zu einem schwachen Lächeln. Dann schlossen sich seine Augen wieder und seine Züge entspannten sich.

ACHTER TEIL
     
    1595–96
SELTSAME
ABWEICHUNGEN
     
Dies ist eine seltsame Abweichung und kann einen Seemann übel in die Irre leiten, wenn er sich nicht über die Ungenauigkeit und Unzuverlässigkeit seines Kompasses im klaren ist.
Brief von Gerardus Mercator bezüglich der Suche nach der Nord-Ost-Passage:
Richard Hakluyt

 
 
     
    Als das Jahrhundert sich dem Ende näherte, wurden auch berühmtere Männer als Thomas Marlowe mit der Schwäche des Fleisches konfrontiert. In Spanien kämpfte Philipp II., seit vierzig Jahren Herrscher über das mächtige Habsburger Reich, gegen Fieber und Desillusionierung. Er hatte einen großen Teil der Niederlande an den Protestantismus verloren, es war seiner Armada nicht gelungen, England zu der einzig wahren Religion zurückzuführen, und seine Krankheit lag wie eine Würgefessel um seine stolze Seele.
    In Frankreich bemühte sich Henri de Navarre, nachdem er den Glauben wieder gewechselt und den Thron bestiegen hatte, auch die letzten rebellierenden Winkel seines Reiches zu befrieden. Frankreich und Spanien befanden sich seit Beginn des Jahres im Krieg, und die Verknüpfung von Politik und Religion wurde immer unlösbarer.
    In England gab der neue Favorit, Earl of Essex, Königin Elizabeth die Möglichkeit, Krankheit und Altersschwäche vorübergehend zu verschleiern. England wurde dreister: Essex' Armee plünderte Cadiz, englische Schiffe überfielen im

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