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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Atlantik spanische und im Mittelmeer alle, die ihnen vor die Kanonen kamen. Der ehrgeizige Emporkömmling England spann sein Handelsnetz über Meere, von denen man angenommen hatte, sie seien nicht befahrbar, und zu Ländern, die man für unbewohnbar gehalten hatte. Nicht nur die Toskana beobachtete diese Entwicklung mit wachsendem Unbehagen.
    »Ein Mädchen!« knurrte Galeazzo Merli, während er sich mit den Verschlüssen seines Wamses abmühte. »Und es sieht auch noch aus wie seine Mutter!«
    Als alle Kerzen brannten, löschte Constanza den Zünder. »Du hast doch schon vier Söhne«, versuchte sie ihn zu trösten.
    Galeazzo blickte auf und lächelte nachsichtig: »Als Mutter einer Tochter mußt du dich natürlich auf die Seite der Frauen schlagen.«
    Constanzas Herz zog sich vor Sehnsucht nach der sechzehnjährigen Maria zusammen, die in einem Konvent in Neapel lebte. Warum wurden Söhne immer für wertvoller erachtet als Töchter? Sie hätte keine Söhne haben wollen. Wozu auch? Eine Kurtisane konnte keine Dynastie gründen.
    Galeazzo Merli war vor einer guten Stunde in ihrer Wohnung eingetroffen. Sie hatte ihm Wein kredenzt, Laute gespielt und für ihn gesungen und ihn dann mit in ihr Schlafzimmer genommen. Nun saß sie in ihrem Kleid aus terrakottafarbenem Samt auf der Bettkante.
    »Du solltest Maria nach Pisa holen.« Galeazzo ließ seine Kleider zu Boden fallen. »Wenn sie so hinreißend ist wie ihre Mutter, könnte sie hier sehr erfolgreich sein.«
    Constanza antwortete nicht. Der Bankier machte es sich hinter ihr auf dem Bett bequem und zog die Nadeln heraus, die ihren schweren Haarknoten hielten. Sie teilte ihr Lager mit Männern, die es sich leisten konnten, doch sie ließ niemanden an ihr Herz heran außer ihrer Tochter und einigen wenigen Freunden. Sie war viel zu klug, um diese Dinge miteinander zu verbinden.
    »Wie wirst du sie nennen?« kam sie auf seine Tochter zurück.
    »O … Caterina. . . Beatrice … ich habe keine Ahnung. Es spielt gar keine Rolle. Das arme Wurm wird das neue Jahr sowieso nicht erleben. Sie sieht aus wie eine Ratte – eine haarlose kleine Ratte.« Er zog ungeduldig an einer widerspenstigen Nadel.
    Constanza hielt seine Hand fest und sagte sanft: »Laß mich das machen.« Ein paar geübte Bewegungen ihrer grazilen Hände, und ihr Haar fiel in üppigen Wellen über ihren Rücken. Galeazzo seufzte verzückt. »Was ist mit deiner Frau?« erkundigte sich Constanza. »Geht es der Signora gut?«
    »Ganz ordentlich.« Der Bankier hatte das Gesicht in der duftenden Haarflut vergraben. Jetzt küßte er Constanzas Nacken und ihre nackten Schultern. Plötzlich hielt er inne und fragte: »Hast du die kleine Capriani in letzter Zeit gesehen?«
    Die Kurtisane schüttelte den Kopf. Ihre grauen Augen waren auf einen Punkt in der Unendlichkeit gerichtet.
    »Du erinnerst dich doch, meine Liebe, sie ist mit dem alten Jacopo verheiratet. Sie hatte auf dem Bankett eine Auseinandersetzung mit diesem Engländer … Wie war doch gleich sein Name?«
    »Marlowe«, sagte Constanza. »Thomas Marlowe.« Und dann fragte sie nach: »Weshalb interessierst du dich für die Kleine?«
    Galeazzo hatte die Arme um sie gelegt und begann ihr Mieder aufzuschnüren. »Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein«, lächelte er. »Sie ist momentan nur der Gegenstand pikanter Mutmaßungen. Es geht das Gerücht, daß die junge Signora schwanger sei.« Constanzas Mieder war jetzt offen, und Galeazzos Hände glitten liebkosend über die zarte Haut. »Und nun fragen sich die Leute, ob vielleicht doch noch mehr Leben in dem alten Knaben ist, als es den Anschein hat, oder ob jemand anderer für den gesegneten Zustand seiner Angetrauten verantwortlich ist.«
    Constanzas Gedanken wanderten Monate zurück zu der Szene, als eine zierliche Frauenhand laut klatschend die Wange eines Herrn traf, und zu einer zusammengesunkenen Gestalt in einem Hauseingang.
    »Es ist wie gesagt nur ein Gerücht«, fuhr Galeazzo fort. »Die Signora äußert sich nicht dazu. Aber es reizt mich, die Wahrheit zu erfahren.«
    Constanza unterdrückte ein Gähnen. »Dann frag sie doch, Lieber.«
    »Ich glaube, das lasse ich besser. Die Signora ist mit Vorsicht zu genießen.« Er zog Constanza an sich. »Sie mischt sich in Männerangelegenheiten. Offenbar hat sie die Absicht, eine eigene seidenverarbeitende Werkstatt einzurichten. Es heißt, daß sie das Geschäft des alten Capriani bereits eigenständig führt. Ein Kind würde diese Aktivitäten zum Erliegen

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