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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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tatsächlich von ihm wären. Was ihn selbst betraf, so sah er keine Notwendigkeit für eheliche Treue.
    Giulia bedeutete dem Diener, das Dessert zu bringen – Kuchen, Torten, Geleefrüchte und dazu Sillabub, eine Mischung aus gezuckerter Milch und Wein. Die Tischdekorationen waren Kunstwerke aus Zuckerzeug und kandierte Blüten. »Wann werden Sie aus der Levante zurück sein?« fragte sie Angelo.
    »Ich hoffe, im Frühling.« Seine Worte waren an Giulia gerichtet, doch aus dem Augenwinkel beobachtete er Jehan, der sich schon wieder Wein nachgoß. Er traute dem Notar nicht mehr. Seit dem Vorfall in Marseille hatte sich sein Verhalten geändert: Sein Neid trat jetzt offener zutage, und sein Ton war schärfer, manchmal sogar drohend – und der Alkohol machte ihn unberechenbar. In Marseille hatte er beim Zubettgehen eine brennende Kerze umgestoßen und war in tiefen Schlaf gefallen. Die Damastvorhänge fingen Feuer. Ein Bediensteter roch auf dem Weg über den Flur den Rauch, und so konnte das Haus gerettet werden – und Jehan leider auch. Angelo nahm sich eine Orange aus der Obstschale. »Aber man kann es natürlich nie genau voraussagen. Es ist eine lange Reise, Signora, je nach Witterung kann sie ein paar Monate dauern oder fast ein Jahr. Aber ich werde alles daransetzen, schnell wieder zurück zu sein.« Er lächelte Fiametta an. »Schließlich habe ich einen guten Grund für eine baldige Rückkehr.«
    »Einen Grund, der fünfzigtausend Dukaten wert ist«, grinste Jehan, »kann man weiß Gott als gut bezeichnen.« Er lachte schallend über seinen geschmacklosen Scherz, während alle anderen wie erstarrt dasaßen. Der Musikant hatte aufgehört zu spielen, die Flammen im Kamin schienen die Köpfe einzuziehen. Angelo spürte, wie alles Blut aus seinem Gesicht wich. Seine Finger umklammerten den Stiel seines Weinglases.
    »Ich denke, Sie sollten die Tafel verlassen, Monsieur de Coniques«, sagte der Hausherr langsam. »Sie sind nicht mehr Herr über Ihr Benehmen.«
    Der Notar rührte sich nicht. Angelo stand auf, ging zum anderen Ende des Tisches, griff in die Falten der weiten schwarzen Robe und zog Jehan auf die Füße. Er wog fast gar nichts – Angelo hatte das Gefühl, wenn er härter zufaßte, würden die Knochen zu Staub zerfallen. Er packte den Betrunkenen am Arm und führte ihn aus dem Zimmer. Draußen stieß und trat er ihn die Treppe hinauf zu seinem Zimmer. Besonders die Tritte bereiteten ihm Vergnügen. Der letzte ließ Jehan bäuchlings neben seinem Bett landen. Er rollte sich herum und starrte Angelo mit tränenblinden Augen an. Ich hoffe, er erstickt an seinem Erbrochenen, dachte Angelo, oder fällt die Treppe hinunter und bricht sich das Genick. Er schlug die Tür hinter sich zu. Er wußte jetzt, was er zu tun hatte, mit derselben Klarheit wie seinerzeit bei Franco Guardi. Wie damals gab es nur eine Möglichkeit für ihn. Er erwog, den Notar der alles verschlingenden Umarmung der See zu überlassen. Nein, das ging nicht, er wollte Jehan ja nicht mit in die Levante nehmen, sondern allein nach Marseille zurückschicken. Gift kam auch nicht in Frage: Für diese Methode war er nicht Italiener genug: Der Franzose in ihm meldete Bedenken wegen der Schwierigkeiten bei der Beschaffung und der richtigen Dosierung an. Es gab bedeutend einfachere Lösungen. Angelo hatte schon immer eine Vorliebe für einfache Lösungen gehabt.
    Fiametta hatte die Worte des Notars nicht als beleidigend empfunden, er hatte schließlich nur die Wahrheit gesagt. Als das enervierende Essen vorbei war, gestattete sie Angelo, sie auf die Galerie zu führen. Dort hingen vielarmige Kandelaber von der bemalten Decke und beleuchteten lüsterne Götter, die vollbusige Nymphen an den Wänden entlangjagten. Auf halbem Weg durch den langen Gang zog Angelo sie, wie sie erwartet hatte, an sich. Er war einen halben Kopf größer als sie, und sie blickte auf seine pulsierende Halsschlagader und den goldenen Flaum seines kurzgeschorenen Bartes. Der Geruch, der von ihm ausströmte – eine Mischung aus Rotwein und Sandelholz –, stieß sie ab. Sie wußte, daß er sie gleich küssen würde, und so kniff sie die Augen zu und hielt den Atem an.
    Es war noch schlimmer, als sie befürchtet hatte. Seine Zunge drängte sich zwischen ihre Lippen und in ihren Mund, seine Finger krallten sich schmerzhaft in ihre dünnen Haare. War dies die vielbesungene Leidenschaft? Sie schlang pflichtschuldigst die Arme um ihn und spürte das Spiel seiner Rückenmuskeln

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