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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Italien segeln, um das Geld für die Reise zu holen.« Fiametta Nadi tauchte vor ihrem geistigen Auge auf: schön und mit dem Selbstbewußtsein, das einem Leben in Luxus und Sorglosigkeit entsprang. Serafina haßte Fiametta Nadi. »Angelo wird sich sicherlich seiner Braut widmen, und Jehan dürfte reichlich Zeit haben, die florentinischen Tavernen zu erkunden. Es sollte kein Problem sein, ihn bei einem seiner Ausflüge abzufangen.« Thomas starrte nachdenklich vor sich hin. Serafina sah, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Serafina hatte Mühe, nicht den Atem anzuhalten – und sich damit abzufinden, daß wieder einmal ein anderer ihr Schicksal in der Hand hielt.
    Schließlich – nach einer Ewigkeit, wie ihr schien – sagte er: »In Ordnung, ich werde es tun.«
    Die Erleichterung machte sie schwindelig.
    »Unter einer Bedingung.«
    Sie hätte sich mit allem einverstanden erklärt. »Was immer Sie wollen.«
    »Ich werde einen Brief schreiben – an meinen Bruder in England.« Er setzte sich an den Schreibtisch. Serafina hatte keine Vorstellung, was diese Ankündigung zu bedeuten hatte, aber das störte sie nicht. Sie fühlte sich beschwingt und voller Hoffnung. Ihre Gedanken eilten voraus nach Florenz – zu Jehan. Sie sah ihn vor sich, wie er mit zitternder Hand das Geständnis niederschrieb, das sie brauchte, um Angelo zu vernichten.
    Thomas' dunkler Kopf war über das Papier gebeugt, die Feder bedeckte es mit schnell hingeworfenen Wörtern. Als er fertig war, streute er Sand darüber, faltete den Brief zusammen und versiegelte ihn. Dann blickte er zu Serafina auf. »Ich habe ein Haus in England, – nichts Besonderes. Es gehörte meinen Eltern. Eigentlich hatten sie es meinem Bruder Robert vererbt, aber der besaß damals bereits das Gasthaus und überließ es mir: Er dachte, er könne mich dadurch bewegen, seßhaft zu werden, an Land zu bleiben.« Er stand auf. »Sie müssen sich darüber klar sein, daß Ihr Vorhaben gefährlich ist. Nicht nur für mich – auch für Sie: Sollte ich Jehan nicht zum Reden bringen können und er Angelo von unserem Ansinnen erzählen, wären unser beider Tage wahrscheinlich gezählt. Und ich halte es durchaus für möglich, daß Ihr Kusin auch vor Francesco nicht zurückschrecken würde. Deshalb der Brief an meinen Bruder: Ich denke, in England wären Sie und der Junge relativ sicher. Ich habe ihm geschrieben, wer Sie sind und wer Francesco ist, und ihn gebeten, Ihnen den Schlüssel zu meinem Haus zu geben. Versprechen Sie mir, daß Sie mit Ihrem Sohn nach England gehen, falls ich nicht aus Florenz zurückkehren sollte. Sie haben ja die Kingfisher – und William Williams wird einen Steuermann finden, der sie um das Kap segeln kann. Schwören Sie mir, daß Sie es tun werden, Serafina!« Sie hätte ihm alle Fische des Meeres und alle Sterne des Himmels versprochen. Sie wußte, daß sie nicht nach England würde fliehen müssen. Diesmal würde sich Angelos Schicksal erfüllen! Doch sie nahm Thomas' Brief, las die Adresse, legte ihn in die Truhe und schwor auf den Namen ihres Vaters. Als sie zur Tür ging, um den Riegel beiseite zu schieben, fragte er: »Wenn ich versage – wie wird Ihr Leben dann weitergehen?«
    Sie antwortete nicht.
    Nach der Episode mit dem Kapitän der Galeone wurde Jules Crau klar, daß er kein Fischer mehr war, sondern ein Bettler. Er ließ alle Hoffnung fahren, Arbeit zu finden. Isabelle hatte schlimme Bauchkrämpfe, und er wagte nicht, sie jeweils länger als eine Stunde allein zu lassen. Wenn sie schlief, verließ er die armselige Hütte, in der sie hausten, und ging in die Stadt. Er wanderte durch die Straßen von Marseille, an den herrlichen Häusern der Reichen vorbei und durch die stinkenden Gassen der Armen – immer die Hand ausgestreckt, immer Ausschau haltend nach einem Laib Brot, der vom Karren eines Bäckers gefallen war, oder nach dem unbeaufsichtigten Einkaufskorb eines Dienstmädchens. Isabelle schlief nachts besser, weil die Kühle das Fieber sinken ließ, und so wurde er zu einem Geschöpf der Dunkelheit.
    In den Straßen drängten sich die Menschen. Es schien Jules, als wären die Armen der ganzen Welt nach Marseille gekommen und überschwemmten die Stadt mit ihrem Elend und ihrem Hunger: Zigeuner, Krüppel, Versehrte – nutzlose Überbleibsel des Bürgerkriegs – und Bauern, die nach Mißernten ihre Höfe verlassen hatten, weil sie hofften, hier ein besseres Leben. zu finden. Jules versuchte sich an seine Kindheit zu erinnern. Hatte

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