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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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schlechtes Wetter, doch das war andererseits auch ein Glück für uns.«
    George Dorrington, ein rundlicher, gutmütiger Mann, lachte glucksend. »Es nahm den Spaniern die Lust, den Hafen zu verlassen, nicht wahr?«
    Ein Diener brachte Wein, Nüsse und türkische Süßigkeiten. Dorrington zwängte sich in den einzigen vorhandenen Armsessel. »Die türkische Lebensart ist nicht mein Fall«, sagte er und deutete auf die Bänke. »Wenn ich erst mal unten bin, müssen mich drei Männer wieder hochziehen, allein schaffe ich es nicht aufzustehen. Und das Essen vertrage ich auch nicht.« Er nahm ein Glas Wein und einen kleinen gezuckerten Kuchen. »Diese Dinge mag ich ganz gerne, aber es wäre schrecklich für mich, wenn ich keinen Wein zum Nachspülen hätte. Glücklicherweise brachte der letzte Konvoi einen exzellenten Tropfen aus Kreta mit.« Seine blaßblauen Augen richteten sich hoffnungsvoll auf Edward Whitlock.
    »Wenn Sie mit uns nach Scanderoon zurückreiten, können Sie Ihren Bestand aus unseren Vorräten ergänzen«, beantwortete John Keane die stumme Aufforderung. Das runde, sympathische Gesicht des Vizekonsuls leuchtete auf. »Das Leben hier bietet nicht viele Freuden, wissen Sie«, sagte er.« In den jüdischen und armenischen Tavernen bekommt man zwar Wein, aber ansonsten sieht es düster aus. Das bei den Einheimischen so beliebte Gebräu, diesen Kaveh, finde ich scheußlich, und das einzige Mal, daß ich mich an Opium versuchte, büßte ich mit Kopfschmerzen, die eine Woche lang anhielten. Und was die Frauen betrifft …«, Dorringtons Augenbrauen verschwanden unter seinen sandfarbenen Stirnlocken, »wer möchte sein Vergnügen schon damit bezahlen, daß ihm der Kopf abgehackt wird?«
    »Was ist mit den Tavernen und Badehäusern?«
    »In den Badehäusern wimmelt es von schwarzgelockten Jünglingen«, antwortete Dorrington undeutlich, er hatte den Mund voll Gebäck, »und die Huren in den Tavernen sind mir zu gefährlich: Mein Körper hat hier, auch ohne daß ich mir eine geheimnisvolle Krankheit einfange, genug zu ertragen.«
    »Aber Sie sehen recht gesund aus«, meinte John Keane, der halb in den Kissen versunken war.
    »Finden Sie?« George Dorrington leckte sich über die zuckrigen Lippen. »Mein verdammtes Knie macht mir wieder Ärger, und im Herbst lag ich fast drei Wochen mit einem Fieber darnieder. Dieses Klima«, er nahm sich noch einen Kuchen, »ist für Europäer einfach nicht geeignet.«
    »Ja – die meisten sind nach kurzer Zeit mürbe«, nickte Edward Whitlock. »Es grenzt an ein Wunder, daß Michael Lock es zwei Jahre hier aushielt.«
    »Scanderoon ist noch schlimmer.« Izaak Taylor versuchte, sich aus seiner halbliegenden Stellung aufzurichten. »Dort kommt das Fieber aus den Sümpfen.«
    Whitlock lehnte die dargebotenen gezuckerten Mandeln mit einem Kopfschütteln ab. »Zugegeben, die Levante birgt beträchtliche Nachteile für uns, aber das sollte uns nicht die großen Vorteile vergessen lassen: die Möglichkeit, Seide, Gewürze, Baumwolle, Perlen und Porzellan kaufen zu können – alle Schätze des Orients.«
    George Dorrington lächelte zustimmend. Aleppo, der Knotenpunkt der Seiden- und der Weihrauchstraße, diente als Marktplatz für die riesigen Karawanen aus dem Osten.
    »Aber«, Whitlock zog einen Brief aus seinem Wams, »ich habe gute Neuigkeiten für Sie, George.«
    Dorrington erbrach das Siegel, und seine Neugier wandelte sich sehr schnell in helle Freude. »Er ist von Ralph Fitch«, strahlte er, als er zu Ende gelesen hatte. »Er wird in ein paar Monaten hierherkommen, um meinen Posten zu übernehmen. Ich darf nach Hause!« Er freute sich wie ein Kind.
    »Dann müßten Sie im Sommer wieder in England sein«, meinte John Keane. »Stellen Sie sich das vor: keine verschleierten Frauen und keine unbequemen Bänke mehr.«
    »Ich glaube, Fitch ist für diese Aufgabe gut geeignet«, sagte George.
    Whitlock, dem sein Hocker zu unbequem wurde, stand auf und begann, auf und ab zu gehen. »Niemand rechnete damit, daß er von seiner letzten Reise zurückkehren würde«, erinnerte er sich.
    John Keane nickte. Ralph Fitchs große Fahrt hatte ihn von Tripolis nach Ormuz geführt und von dort nach Goa und weiter zum Königreich des Großmoguls und nach Siam. Als er nach acht Jahren wieder in London eintraf, stellte er fest, daß seine Bekannten ihn als Toten betrauert hatten. »Es wird erwogen«, Ned Whitlock wärmte sich die Hände über einem der Feuer, »eine neue Gesellschaft zu gründen.

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