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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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können, hatte sie den abstoßenden Greis umgarnt und geheiratet. »Wenn Sie es wünschen, töte ich ihn«, sagte Thomas in ihre aufsteigende Verzweiflung hinein. Seine Worte holten sie abrupt in die Gegenwart zurück. Sie blickte ihn verblüfft an. »Es wäre mir ein Vergnügen«, fuhr er fort. »Der Mann ist ein Ungeheuer, das ist mir im vollen Ausmaß in Florenz klargeworden. Wenn Sie es wünschen, töte ich ihn.«
    Sie entdeckte etwas in seinen Augen, was sie dort noch nie gesehen hatte: die Bitte um Vergebung. »Nein«, lehnte sie ab.
    Jetzt setzte er sich schließlich doch – in Jacopos Lieblingssessel mit den geschwungenen, ausladenden Armlehnen –, fuhr sich mit den Fingern durch die staubigen Locken und sagte, ohne Serafina aus den Augen zu lassen: »Nicht nur für Sie – auch für mich!«
    Ihre Muskeln gehorchten ihr wieder. Sie stand auf und klingelte nach dem Dienstmädchen. Thomas war bestimmt hungrig. Sie stand mit dem Rücken zu ihm, als sie mit wohlgewählten Worten sagte: »Nein, Thomas. Sie haben das Recht dazu, aber ich bitte Sie – ich flehe Sie an –, es nicht zu tun. Versprechen Sie mir, daß Sie ihn nicht umbringen. Dadurch würde ich nichts gewinnen.« Sie verstand sich selbst nicht. Der Gedanke daran, das Jehan de Coniques erdrosselt in den Arno geworfen worden war, war ihr unangenehm gewesen, doch die Vorstellung, daß Thomas' Degen Angelo durchbohrte, war ihr unerträglich. »Versprechen Sie mir, daß Sie ihn nicht umbringen«, wiederholte sie mit einer Stimme, die anzeigte, daß sie am Rande eines Zusammenbruchs stand.
    Thomas nickte mit ausdruckslosem Gesicht. Das Dienstmädchen erschien, und Serafina befahl ihr, Essen und Wein zu bringen. Es gelang ihr, sich zu verhalten, als sei nichts geschehen. Als sie wieder allein waren, sagte Thomas: »Jehan hatte das ursprüngliche Testament Ihres Vaters aufbewahrt – das Testament, das er und Angelo unterschlagen hatten. Er war bereit, es mir auszuhändigen. Ich glaube nicht, daß Jehan seinem ehemaligen Kumpan vor seinem Tod von mir erzählt hat, ich denke, er betrachtete es als eine Möglichkeit, sich an ihm zu rächen, indem er ihm verschwieg, was ich ihm mitgeteilt hatte. Wenn Angelo meinen Namen erfahren hätte, wäre ich sicherlich auch schon tot. Sie sind also nicht in Gefahr. Gott sei Dank.«
    Damit meinte er, Francesco ist nicht in Gefahr, dachte Serafina. Thomas hatte einmal den Versuch gemacht, über das Kind bestimmen zu wollen, und sie wußte, daß er es kein zweites Mal versuchen würde, aber das bedeutete nicht, daß er sich nicht mehr um seinen Sohn sorgte. Zu ihrer Überraschung empfand sie den Wunsch, ihn zu trösten. »Francesco ist hier«, sagte sie.
    Thomas starrte sie verblüfft an. Bei ihrer Rückkehr nach Italien hatte Serafina den Kleinen besucht und festgestellt, daß die anfängliche Begeisterung der Amme für ihre Aufgabe stark nachgelassen hatte. Francescos Kleider und Bettzeug waren urindurchtränkt, die wunde Haut leuchtete feuerrot. Serafina verlor die Beherrschung und schlug die Amme links und rechts ins Gesicht. Dann packte sie den Jungen und nahm ihn mit nach. Pisa, wo sie nach intensiver Suche eine geeignete Frau für die Betreuung ihres Kindes fand. »Francesco wird hierbleiben, bis er entwöhnt ist«, schloß sie ihren Bericht. »Ich kann es mir nicht leisten, ihn zu verlieren«, setzte sie hinzu, und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Thomas sah aus, als habe er sie geschlagen.
    »Er ist Ihre Versicherung, nicht wahr?« sagte er eisig. »Ohne ihn sind Sie nichts.«
    Das Dienstmädchen brachte das Gewünschte und verschwand wieder. Thomas bediente sich. Serafina wußte, daß sie wieder einmal am Rande eines Abgrunds entlangbalancierte. Ein Teil von ihr wollte der Auseinandersetzung ihren Lauf lassen, ihn anschreien und seine Meinung über sie bestätigen, doch der andere Teil wußte, daß sie keine Befriedigung in einer solchen Szene finden würde und daß sie nicht die Kraft dafür aufbringen könnte. Thomas hatte für sie getan, was er konnte. In Zukunft würde sich ihr Leben auf das Geschäft und ihren Sohn beschränken, mehr gab es für sie nicht. Die Leere ihrer Seele würde niemals ausgefüllt werden. Serafina biß sich auf die Lippe und sagte: »Er ist alles, was ich noch habe, Thomas. Er und Angelo sind beide von meinem Blut, aber von Angelo muß ich mich nun endgültig trennen.« Sie trat zu ihm, lud ihn ein, sie in die Arme zu nehmen und sein Gesicht in ihren duftenden Haaren zu

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