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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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fuhr herum: »Mein Gott – Thomas Marlowe!«
    »Ich bitte um Vergebung für meinen dramatischen Auftritt«, entschuldigte Thomas sich fröhlich.
    »Wie sind Sie hereingekommen?« fragte Keane.
    »Das Schloß war kein Problem«, grinste Thomas.
    »Und warum haben Sie mir hier im Finstern aufgelauert?«
    »Es hätte ja sein können, daß Sie meinen Freund Edward Whitlock noch auf einen Schluck hereinbitten würden, und so versteckte ich mich vorsichtshalber hinter dem Vorhang.«
    John bot Thomas Platz an, setzte sich und musterte den Besucher eingehend. Es war ein Jahr her, daß er ihn zuletzt gesehen hatte, als Thomas Ned Whitlock das Geld zurückgab, das die Levant Company ihm für die Fertigstellung der Kingfisher geliehen hatte. In seiner Gegenwart hatte es keiner der beiden Kampfhähne gewagt, auf den anderen loszugehen, doch es schien ihm, als sei Thomas mehr gealtert als in einem solchen Zeitraum üblich. Er mußte jetzt etwa dreißig Jahre alt sein, wirkte jedoch älter, und er hatte einen kummervollen Zug um den Mund. Hing das vielleicht mit dem zusammen, was John gerüchteweise bei seinem letzten Aufenthalt in Livorno zu Ohren gekommen war? »Was führt Sie hierher?« fragte er.
    Thomas lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Dasselbe wie Sie, mein Freund: Geschäfte. Mit Taft, Kersey, Weißwäsche und Serge. Natürlich in geringerem Umfang als die Levant Company, ich habe nicht die Verbindungen. Noch nicht.«
    »Ich meinte«, erklärte John lächelnd, »was führt Sie zu nächtlicher Stunde in mein Zimmer? Auch Geschäfte?« Er sprach leise: Ned Whitlock wohnte nebenan.
    »Nein – Heimweh. Ich möchte Klatsch aus London hören, und endlich wieder einmal meine Muttersprache sprechen.«
    John Keane sah ihm an, daß diese Antwort der Wahrheit entsprach – jedoch nicht der ganzen Wahrheit. Auf die würde er noch warten müssen. »Möchten Sie etwas trinken? Ich für meinen Teil habe bereits bei George Dorrington genug getrunken.«
    Thomas schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ist Dorrington jetzt Vizekonsul hier?«
    Keane nickte. »Aber nicht mehr lange. In Aleppo verschleißen sich die Europäer erschreckend schnell. Das liegt an dem verdammten Klima, und George leidet noch dazu so sehr unter seiner Isolation, daß er einen geradezu mit seiner Gastfreundschaft erstickt, wenn man ihn besucht.« Er tätschelte reuevoll seinen Magen. »Ich habe kretischen Wein und türkische Süßigkeiten im Übermaß bei ihm genossen.«
    »Was gibt es an Neuigkeiten bei der Gesellschaft?« erkundigte sich Thomas.
    John Keane registrierte erfreut, daß der englische Steuermann, obwohl er jetzt für eine ehrgeizige junge italienische Witwe arbeitete, noch Interesse an der Levant Company zeigte. »Allerhand«, antwortete er. »Wir tragen uns mit dem Gedanken, eine Tochtergesellschaft zu gründen, die für den Handel mit Ostindien zuständig wäre. Nach Fitchs Expedition wäre das ein folgerichtiger Schritt. Die Levant Company hat gut daran getan, Geld in diese Reise zu stecken, es wird sich auszahlen. Natürlich werden wir Männer brauchen – und Schiffe.«
    Marlowe hob die Brauen, schwieg jedoch.
    »Kommen Sie nach Hause, Thomas«, sagte Keane. »Sie sind schon viel zu lange weg. Vier Jahre jetzt, nicht wahr?«
    »Fast: Die Toby sank im Herbst 1593.« Das Kerzenlicht malte flackernde Lichter auf das Gesicht des Steuermanns und ließ die Falten, die sich von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln zogen, wie tiefe Furchen erscheinen.
    »Kommen Sie nach Hause«, wiederholte John. »Die Gesellschaft braucht Sie – und Ihr Schiff. Die Kingfisher ist für die Ozeane gemacht, nicht für das Mittelmeer.«
    »Haben Sie bei Ihren Überlegungen nicht einen Punkt außer acht gelassen? Ich glaube kaum, daß Ned Whitlock es begrüßen würde, mich wieder bei der Levant Cornpany zu sehen.«
    »Wenn Sie nicht im selben Konvoi segeln, werden Sie einander kaum zu Gesicht bekommen. Außerdem können Sie sich nicht für den Rest Ihres Lebens vor ihm verstecken.« John sah ihn erwartungsvoll an.
    Thomas blickte eine quälend lange Zeit nachdenklich vor sich hin. Schließlich sagte er: »Ihr Angebot ehrt mich – aber ich habe anderweitige Verpflichtungen.« Es klang allerdings nicht so, als bereiteten sie ihm Freude.
    »Ich weiß«, nickte John. »Auf dem Weg hierher machten wir in Livorno halt, und ich fragte nach Ihnen.«
    »Und – was haben Sie erfahren?«
    »Daß Sie für eine gewisse Signora Capriani arbeiten, eine Seidenhändlerin.« Was er

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