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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Ladung und der Korsar die Mannschaft. Er würde nach Scanderoon zurücksegeln und die Beute verkaufen und mit dem Erlös einen Teil der Schulden bezahlen, die er Lorenzo Nadi verschwiegen hatte. Danach würde seine Zukunft gesichert sein.
    Er lehnte sich an die Reling, schaute auf das ruhige Meer hinaus, über dem sich ein lavendelblauer Himmel wölbte, und dachte an die beiden armenischen Mädchen. Er hatte drei angenehme Nächte mit ihnen verbracht und sie beim Abschied großzügig für ihre Bemühungen entlohnt. Es hatte einiges für sich, Moslem zu sein: Wenn sie wollten, konnten sie sich einen ganzen Schwarm Frauen halten.
    Als die Fiametta die Landzunge umrundete, sah Angelo die Garland vor sich: Sie war fast in Schußweite. Wie ein Scherenschnitt zeichnete sie sich gegen die untergehende Sonne ab. Angelo gab den Befehl, die Kanonen feuerbereit zu machen. Die Schießscharten wurden geöffnet, die Kanonen vorgerollt. Die Kanoniere stopften mit den Ladestöcken Pulver in die Rohre und schoben die schweren Eisenkugeln hinterher, die neben den Geschützen aufgetürmt lagen. Es waren erstklassige Kanonen aus Bronze, die Rohre reich mit Schriftzeichen und Schnörkeln verziert. Angelo hatte eine bedeutende Summe für die Bewaffnung seines Schiffes ausgegeben.
    Er blieb auf der Brücke – ein Bild der Gelassenheit. Die leichte Brise spielte mit seinen dunkelgoldenen Locken. Er lächelte: Die Garland mit ihrem Bauch voll Zinn erinnerte ihn an eine Ente auf einem Dorfteich. Die ruhige See war ein Vorteil für ihn: Ohne kräftigen Wind würde das englische Schiff nicht vorwärts kommen – die großen Segel der Fiametta hingegen fingen jeden noch so schwachen Hauch ein und verwandelten ihn in Antriebskraft. Angelo schaute nach hinten: Die Galeere holte auf. Fünfzig Ruder hoben und senkten sich in perfektem Einklang und brachten das Korsarenschiff den beiden Galeonen mit hoher Geschwindigkeit näher.
    Der Oberkanonier rief Angelo zu, daß die Fiametta bereit für die Schlacht sei. Angelo nickte und spürte gleich darauf das Deck unter seinen Füßen vibrieren, als die erste Kugel abgeschossen wurde. Sie verfehlte ihr Ziel um mehr als hundert Meter, doch das störte Angelo nicht: Er wollte die Garland ja nicht versenken, sondern den Kapitän und die Mannschaft lediglich einschüchtern, deutlich machen, daß die einzige Chance zu überleben in einer Kapitulation bestand. Er wollte keinen Kampf, er wollte Zinn, und Hamid wollte Sklaven.
    Doch obwohl den Männern auf der englischen Galeone klar sein mußte, daß jeder Versuch, sich zu wehren oder zu fliehen, sinnlos wäre, konnte er kein Zeichen entdecken, das eine Kapitulation signalisiert hätte. Statt dessen erfolgten ein Feuerblitz und eine Rauchwolke, und eine Kanonenkugel schoß durch die Luft und landete unweit des Bugs der Fiametta im Wasser. Inzwischen mußten sie auch die Korsarengaleere gesehen haben, dachte Angelo. Jetzt ging es für die Engländer nicht mehr nur ums Überleben, sondern auch um ihre Landesehre, ihre Religion und ihre Freiheit. Sein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. Es ist wie in einem Schachspiel. Er hatte es vor einem Jahr begonnen, und nun war er wieder am Zug.
    Wieder feuerte die Fiametta eine Kanone ab, und unmittelbar darauf hörte Angelo einen dumpfen Aufprall und das Splittern von Holz. Sein Grinsen erlosch, als er Rauch aus den Schießscharten quellen sah, der die Sicht auf die Garland vernebelte. Als er das Kanonendeck erreichte, schlugen ihm Flammen entgegen. Er packte den am nächsten stehenden Kanonier an den Armen und schüttelte ihn. »Was ist passiert?« schrie er.
    »Die Halteseile der Kanone sind gerissen, Monsieur.« Das Gesicht des Mannes war rußverschmiert. »Sie hat zwei Männer zerquetscht.«
    Das Feuer, auf eine Ecke des Decks beschränkt, sank gottlob bereits in sich zusammen. Dennoch ergriff auch Angelo einen Eimer und schüttete Wasser in die Flammen. Schließlich erloschen sie zischend, und als der Rauch sich verzogen hatte, sah sich Angelo die fragliche Kanone an. Durch das Reißen der Seile war der Rückschlag nicht aufgefangen und das Fünfhundertpfundgeschütz zurückgeschleudert worden, hatte zwei Männer unter sich begraben und die Holzwand durchschlagen. Der Brand war durch einen Funken ausgelöst worden, der auf einem Haufen Segeltuch gelandet war, den jemand unvorsichtigerweise liegengelassen hatte. Wenn die Flammen auf die Fässer mit Schießpulver übergegriffen hätten, die neben den Kanonen standen,

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