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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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wäre die Fiametta in die Luft geflogen.
    Angelo fühlte Wut in sich aufsteigen – und einen Anflug von Angst, der ihn unangenehm an die Übelkeit erinnerte, die ihn überfallen hatte, als er Jehans Leiche identifizierte. Er war es nicht gewöhnt, Furcht zu empfinden, doch dieser unvorhergesehene Zwischenfall bereitete ihm Unbehagen – wie ein böses Omen. Unwillig schüttelte er den Kopf. Es bestand nicht der geringste Anlaß zu Sorge – die Garland war leichte Beute.
    Der Oberkanonier deutete auf die beiden Männer, die halb unter der Kanone begraben lagen. Sie stöhnten nur noch leise. »Was sollen wir tun?« fragte er.
    Wären es verletzte Hunde oder Pferde, könnte man ihnen die Kehle durchschneiden, dachte Angelo. »Gebt jedem einen ordentlichen Schluck Branntwein und laßt sie liegen, bis ihr Zeit habt, euch um sie zu kümmern.« Er wußte natürlich, daß die beiden die nächste halbe Stunde nicht überleben würden. Auf dem Rückweg zur Brücke rief er dem Oberkanonier über die Schulter zu: »Alles bereitmachen für den nächsten Schuß – und zielt diesmal auf den Bug!« Er war froh, aus dem Chaos auf dem Kanonendeck wieder auf das stille und saubere Hauptdeck zurückkehren zu können. Außer Atem, als sei er gerannt, sog er gierig die frische Seeluft ein, wischte sich Schweiß und Ruß vom Gesicht und schaute auf die See hinaus.
    Zuerst hielt er es für einen Trick, für einen Scherz, den das levantinische Licht sich mit ihm erlaubte oder für eine Luftspiegelung. Doch nachdem er sich die vom Rauch brennenden Augen gerieben und ein paarmal geblinzelt hatte, erkannte er, daß ihn kein Spuk narrte. Die Garland war nicht mehr allein! Zwei weitere Schiffe standen der Fiametta jetzt gegenüber: die Legacy und die Saviour of Bristol !
    Angelo erriet sofort, was geschehen war – und der Gedanke war unerträglich für ihn: Sie hatten ihn hereingelegt! Irgendwie waren die Engländer hinter seinen Plan gekommen und hatten beschlossen, diesen zu nutzen, um sich für den Überfall auf die Garland in Zakynthos zu rächen. Die beiden größeren Galeonen mußten den Kurs geändert haben, nachdem sie außer Sichtweite von Scanderoon waren, und Zypern von Süden her umrundet haben, und die Garland war, mit Absicht so langsam gesegelt, um ihren Schwesterschiffen die Gelegenheit zu geben, sie einzuholen. Angelo ballte die Fäuste und knirschte mit den Zähnen: Die Erkenntnis, daß jemand schlauer war als er, brachte ihn beinahe um den Verstand. Doch er hatte keine Zeit, sich länger damit zu befassen. Er rief seinen Leuten Befehle zu. In Windeseile wurden die Kanonen wieder feuerbereit gemacht, und jeder Mann an Bord griff sich ein Gewehr und lud es.
    Angelo selbst war mit einer Steinschloßpistole, seinem Degen und einem Messer bewaffnet. Als er nach hinten blickte, erkannte er, welchen Schluß der Korsar aus der neuen Situation zog: Die Galeere mit dem blaubekränzten Bug hatte bereits gewendet und nahm Kurs auf Scanderoon. Antonio verfluchte Hamid und alle seine Brüder. Er hörte zwar das Brechen der Masten und das Rauschen der Segel über sich, die wie die Schwingen eines sterbenden Vogels schlugen, aber er gab nicht auf. Sie beschossen einander in unentwegter Folge. Eine der Kugeln der Fiametta schlug in die Aufbauten der Legacy ein, eine andere kappte die Spitze des Bugspriets der Garland. Und dann prallte ein Geschoß der Legacy gegen den Rumpf der Fiametta. Es war hastig und ungenau gezielt abgefeuert worden, und wäre die französische Galeone aus erstklassigem Holz gebaut und auf dem Trockendock sorgfältig kalfatert worden, hätte es keinen Schaden angerichtet. Doch der getroffene Balken zerbrach und stürzte ins Meer. Als Angelo zur Reling lief und hinunterschaute, sah er, daß die See, die ihm kurz zuvor noch so friedlich und ruhig erschienen war, sich in die Seite des Schiffes fraß wie ein hungriges Tier. Balken auf Balken zerbrach, seit der Jungfernfahrt ständig den Angriffen des Salzwassers ausgesetzt und entsprechend morsch, und das Loch im Rumpf wurde zu einem einladenden Tor für das Meer.
    Als Angelo hinunterlief, um den Schaden zu begutachten, hörte er schon von weitem das schreckliche Gurgeln, mit dem das Wasser sich der Fiametta bemächtigte, um ihren schönen, nachlässig gearbeiteten Körper in die Tiefe zu ziehen. Ein Schrei gellte in Angelos Ohren, als er in Panik die ihm endlos erscheinenden Treppen zum Hauptdeck hinaufhastete. Der Schrei kam aus seiner Kehle, aber das war ihm nicht

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