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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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auch drei. Die Fahrt mit der Toby und das Schiffsunglück verblaßten zu einer schmerzlosen Erinnerung, und je mehr dieser Prozeß fortschritt, um so stärker machte sich Thomas' alte Ungeduld bemerkbar. Er war nicht auf der Welt, um der Spielball eines wilden Berber-Haufens zu sein. Er war auf der Welt, um ein Schiff zu bauen und mit diesem Schiff zu jedem Ort zu segeln, mit dem es sich zu handeln lohnte. Jetzt hatte er das Geld dazu, er hatte sein Hemd ausgezogen, um Kopf und Nacken zu bedecken, und das schwere Wams klatschte bei jedem Schritt gegen seinen schweißnassen Rücken. Er mußte nur noch den geeigneten Platz finden, Schiffszimmerleute auftreiben und das Holz aussuchen. Er konnte es kaum erwarten.
    Eine Ewigkeit, wie ihm schien, hatte er auf den richtigen Augenblick gewartet – und dann kam er endlich eines Nachts. An einen Baum gebunden, betrachtete Thomas die Szene vor sich. Die Gewänder der Nomaden wirkten im Mondlicht wie fahle Flecken. Schwerer Haschischduft wehte zu ihm herüber. Ein Punkt für ihn! Die Wasserflaschen, die er an einem Bach füllen geholfen hatte, lagen vor einem der Zelte auf einem Haufen. Ausgezeichnet!
    Thomas schaute sich nach dem Werkzeug um, das er für seine Befreiung benötigte. Einen scharfkantigen Stein. Bitte, lieber Gott, laß irgendwo in meiner Nähe einen solchen Stein liegen! Und dann entdeckte er einen. Sein sonst so ruhiges Herz begann zu flattern, und er konnte nur mit Mühe einen Freudenlaut unterdrücken. Vorsichtig zog er den Stein mit den Zehen zu sich heran, packte ihn wie ein Affe, hob ihn zu seinen Händen hinauf, klemmte ihn in einen Rindenspalt und machte sich an die Arbeit. Manchmal rutschte der Stein ab und schnitt in seine blasenübersäten Handgelenke, doch er machte weiter, bis er den Strick reißen spürte.
    Doch auch jetzt, da er frei war, mußte er sich noch in Geduld fassen. Wie beim Navigieren konnte Untätigkeit ebenso entscheidend sein wie ein kalkuliertes Manöver. Der Haschischgeruch war so intensiv, daß er Thomas allmählich eine gefährliche Ruhe schenkte. Noch ein wenig mehr, und er würde in völlige Gleichgültigkeit versinken. Er drehte den Kopf weg und pumpte seine Lungen mit frischer Luft voll, wobei sein Blick auf das eine Ende des Lagers fiel.
    Zuerst glaubte er, sein haschischvernebelter Verstand gaukle ihm ein Trugbild vor, doch dann erkannte er, daß er es nicht mit einer Illusion zu tun hatte. Plötzlich war er hellwach. Dort draußen waren Menschen – schwarze Schemen im Mondlicht – und große weiße Kamele, mit prächtigen Schabracken und herrlichem Zaumzeug. Hier und da blitzte die Klinge eines Dolches oder Schwertes auf. Eine Horde Räuber, die die Waren und Tiere der Karawane stehlen wollte! Thomas warf einen schnellen Blick zu den Berber-Zelten. Gedämpft drang träges Gelächter herüber. Einige der Nomaden waren bereits am Einschlafen.
    Jetzt kam es darauf an, den Wind und dessen Strömungen richtig zu nutzen – und niemand verstand das besser als er. Thomas spannte alle Muskeln an. Er würde sich eine Wasserflasche holen – und wenn möglich einen Dolch. Als die Räuberbande das Lager stürmte, rannte er los. Bevor die Berber begriffen, was geschah, hatte er sich eine Wasserflasche gegriffen, einem der benebelten Nomaden sein kurzes gebogenes Messer entrissen und hetzte davon, ehe die ersten Schwertklingen aufeinandertrafen.
    Keine Fesseln behinderten seine Bewegungsfreiheit, keine Lasten drückten ihn nieder, keine spöttischen Stimmen verhöhnten ihn, und nirgends roch es nach Kameldung. Thomas wurde von einer berauschenden Hochstimmung erfaßt. Vor sich hin summend, marschierte er beschwingt dahin. Sein Schicksal hatte ihn auf einen Umweg geführt – jetzt galt es, zu seiner ursprünglichen Bestimmung zurückzufinden. Aber wie? Bisher war ihm in Marokko nur übel mitgespielt worden. Würde er in diesem Land auch irgendwo Hilfe finden? Die Landschaft wurde immer karger, die Erde ging in Sand über, Baumgruppen wurden selten.
    Thomas ging weiter in Richtung Süden, das lag zwar entgegengesetzt zu seinem Ziel, aber er fürchtete, daß er den Berbern in die Arme liefe, wenn er umkehrte. Die Hitze wurde immer größer, und Wolken von Insekten feierten Festgelage auf seiner Haut. Um die Mittagszeit machte er Rast unter ein paar Palmen und kratzte sich die geschwollenen Stiche, mit denen jede freie Stelle seines Körpers übersät war. Und dann sah er etwas Blaues blitzen – blauer als der Himmel. Ein Eisvogel,

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