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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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– morgen würde er wieder in See stechen. Er sah den zuletzt dazugekommenen Kartenspieler aufstehen und die ordentlich aufgefächerten Karten mit dem Gesicht nach unten auf den Tisch legen. Dieser Mann war offensichtlich nicht bereit, seine Verluste so einfach hinzunehmen. Er sprach seine Mitspieler an – in höflichem Ton und so leise, daß der Schiffszimmermann nichts verstehen konnte. Wieder glaubte er, diesen Mann zu kennen. Die kämpferische Haltung, die Hand, die auf dem Griff seines Messers lag, erinnerten William Williams auffällig an jemanden.
    Er fand die Lösung in dem Moment, als die Spieler ihre Messer herausrissen und Tisch, Karten und Bierkrüge durch die Luft flogen: Thomas Marlowe! Der Mann erinnerte ihn an den Steuermann der Toby ! Aber der war mit etwa vierzig anderen Männern vor der Berber-Küste ertrunken! Wenn nicht, hätten sie ihm doch begegnen müssen!
    Zu seiner Überraschung stellte William Williams fest, daß er ebenfalls aufgestanden war und sein Messer in der Hand hielt. Innerhalb von Sekunden beteiligten sich fast alle Gäste an dem Kampf – mit Messern oder Fäusten. Eines der Serviermädchen schlug einem Mann einen Bierkrug über den Kopf. Das Messer des fünften Kartenspielers senkte sich in den Bauch eines seiner Widersacher, der gurgelnd die Hand auf die Wunde preßte und zu Boden sank. Obwohl William Williams der Überzeugung war, daß der Steuermann den Tod in den Wellen gefunden hatte, kämpfte er sich auf die andere Seite des Raumes durch, um dem Fremden zur Seite zu stehen. Der Freund der Kartenspieler war eindeutig tot, und die noch verbliebenen drei dürsteten unzweifelhaft nach Rache. William Williams setzte einen von ihnen mit einem Schlag seiner eisernen Faust außer Gefecht. Die beiden anderen hatten sich auf den Mann gestürzt, der wie Thomas Marlowe aussah. Als der Schiffszimmerer sie von ihm wegriß und mit Fußtritten ins Gewühl beförderte, hätte selbst Thomas' Mutter – Gott hab sie selig – Schwierigkeiten gehabt, ihren Sohn zu erkennen.
    Aber William Williams erkannte ihn! Er packte ihn am Wams, zog ihn auf die Füße und zerrte ihn auf die Straße hinaus. Dort setzte er ihn in den Schutz eines Hauseingangs, bürstete ihn notdürftig mit den Händen ab und sagte: »Willkommen in Frankreich, Mr. Marlowe!«
    Am Morgen war ihr alles so einfach erschienen. Sie würde durch das Stadttor von Marseille reiten und die La Canebiere hinunter zu ihrem Vaterhaus – und dort würden sie sie empfangen: Marthe und Angelo, Monsieur Jacques und Monsieur de Coniques.
    Bilder aus der Vergangenheit geisterten durch ihren Kopf, während sie, nachdem sie das Wirtshaus unbemerkt verlassen hatte, durch die nächtlichen Straßen wanderte: Die Ankündigung ihrer Verlobung durch ihren Vater, der Winter, in dem er sie in die Geschäfte einführte – und Angelo. Immer wieder Angelo. Angelo mit verschlossenem Gesicht, als er von ihrer geplanten Verheiratung erfuhr. Angelo in den Hügeln hinter der Stadt, wie er ihr einen Kranz aus Rosmarinzweigen und Gräsern auf den Kopf setzte. Früher einmal hatte sie davon geträumt, Angelo zu heiraten. Angelo hatte sie auf sein kleines spanisches Pony gehoben. Angelo war vor ihr hergeritten, und an seiner scharlachroten Kappe wippte eine Feder. »Ich werde immer dein Freund sein«, hatte er gesagt. »Was sollte ich sonst sein?«
    Und nun waren nur noch Angelo und Monsieur de Coniques da! Der Bäcker hatte ihr erzählt, daß Marthe »ein Jahr nach Serafinas Tod« gestorben sei und daß Monsieur Jacques dem Guardi-Tuchhandel schon vor langer Zeit den Rücken gekehrt habe. Doch es gab noch viel schlimmere Neuigkeiten. Sie hatte Thomas Marlowe angelogen, als sie ihm sagte, die Firma sei verkauft worden. Die Firma blühte und gedieh – und sie gehörte Angelo! Er war weder der Verwalter, noch hatte er sie gekauft – er war der Erbe!
    Das hatte der Bäcker ihr am Nachmittag berichtet – vernichtende Eröffnungen in dem behaglichen, nach Mehl und frischem Brot duftenden Laden. Und dann hatte er gesagt: » … und er hat verdammt mehr erwirtschaftet als der Narr Franco.«
    Daher die goldene Fassade des Hauses! Ihres Hauses. Jetzt, im Lampenlicht, leuchtete es wie ein Märchenschloß. Es war still vor dem Guardi-Haus – eine kleine Oase der Ruhe inmitten einer Stadt im Festtaumel. In Serafinas Kopf hämmerte es, ihre Augen brannten – wie damals in Algier. Kara Alis Stimme echote durch ihre Gedanken: »Du solltest darüber nachdenken, wer einen

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