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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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immer Abnehmer«, meinte er.
    »Der Markt für Seide ist bedeutend umfangreicher.« Serafina stand auf und zog die Vorhänge zu. »Die feinste Seide aus der Levante kommt nach Livorno. In Florenz, Pisa und Siena gibt es verarbeitende Werkstätten. Signor Capriani kennt jeden Kaufmann, alle wohlhabenden Familien von Neapel bis Marseille – und er verkauft ihnen Antilopentränen!« Sie spuckte das letzte Wort regelrecht aus.
    »Seide, Gewürze und Gold«, sagte Thomas sanft. »Darum tobt der Kampf heutzutage im Mittelmeer. Keine Armadas mehr, keine Kreuzzüge gegen die Heiden, keine großen Schlachten um Territorien. Sogar der Sultan hat aufgehört, mit dem Säbel zu rasseln. Nein – der Kampf geht heute um etwas anderes. Vielleicht ist es gar nicht dumm von Signor Capriani, mit seinen Maultieren Tand an der ligurischen Küste entlang zu verkaufen.«
    »Eine solche Aussage hätte ich aus Ihrem Munde nicht erwartet«, brauste sie auf. »Wären Sie plötzlich zufrieden damit, Wollmützen und Damenstrümpfe herumzuschippern, Thomas?«
    Er registrierte zweierlei – erstens, daß sie ebenso ehrgeizig war wie er, und zweitens, daß sie ihn mit dem Vornamen angesprochen hatte. Thomas aß das letzte Stück seines Pfirsichs und antwortete langsam: »Nein – damit wäre ich nicht zufrieden. Es gibt größere Meere als dieses, Serafina, und ich habe die Absicht, sie alle zu überqueren.«
    »Wollen Sie die Nord-West-Passage finden?«
    Er lächelte. Ein schnellerer Weg zu den Westindischen Inseln war der Heilige Gral, nach dem jeder Kaufmann suchte, in dessen Brust ein Abenteurerherz schlug. »Gott bewahre – daran ist gar nicht zu denken. Jedenfalls in nächster Zeit nicht. Wenn kein Wunder geschieht, werde ich gezwungen sein, für eine Weile jede Ladung anzunehmen, die ich kriegen kann.«
    Das Feuer in ihren Augen war wieder erloschen und hatte einem Ausdruck Platz gemacht, den man als Mitgefühl deuten konnte. »Erkennen denn die Geldleute den Wert Ihres Schiffes nicht?« fragte sie.
    »Manche schon.« Thomas dachte an seine ausgedehnten Verhandlungen mit John Keane. »Manche nur zu gut.«
    Serafina wartete gespannt darauf, daß er fortführe. Sein Weinglas war wieder gefüllt worden. Er umfaßte es mit seinen kräftigen Fingern.
    »Ich habe mit dem Bevollmächtigten der English Levant Company gesprochen. Ich war viele Jahre als Steuermann bei der Gesellschaft. Der Mann – sein Name ist John Keane – machte mir ein Angebot.«
    Ein kurzes Schweigen folgte. Thomas leerte sein Glas in einem Zug. »Er möchte die Kingfisher kaufen – und mich mit. Wenn ich nicht sehr aufpasse, werde ich nie aus dem verdammten Mittelmeer herauskommen.«
    »Was wollen Sie also tun?«
    Auch Serafina hatte fertiggegessen. Die Kerzen beleuchteten die verblaßte Pracht des Raumes, die ausgefransten Wandteppiche und die angeschlagenen Gläser. Thomas zuckte mit den Schultern. »Ich muß versuchen, noch eine Weile durchzuhalten – bis ich einen anderen Geldgeber finde. Das vorhin erwähnte Wunder.« Er stand auf, trat zum Kamin und stützte einen Ellbogen auf das Sims. »Ein bißchen habe ich mir geborgt, und ein bißchen beim Würfeln gewonnen.«
    Serafina strich ihr Seidenkleid glatt. »Was hat die Levant Company Ihnen angeboten?«
    Es war stickig in dem kleinen Speisezimmer. Thomas, der sich wieder an das unerfreuliche Gespräch mit John Keane erinnerte, bei dem er beinahe seine Beherrschung verloren hätte, antwortete bitter: »Mir genügend Geld vorzustrecken, um das Schiff fertigbauen zu können – aber Stück für Stück, indem sie jede Rechnung, jeden Lohn, bei Fälligkeit bezahlten. Ein paar Dukaten, wenn ich Holz kaufen müßte, und ein paar weitere, um meine Männer zu entlohnen. Ein angenehmes Arrangement für die Gesellschaft – immer nur kleine Beträge anstatt einer einmaligen großen Summe –, aber erniedrigend für mich. Damit verlöre ich meine Freiheit. Ich müßte über jede Lira, die ich ausgebe, Rechenschaft ablegen. Und John Keane hätte das Recht, bezüglich der Arbeitskräfte und des Baumaterials das letzte Wort zu haben, und Sie können sicher sein, daß er mehr auf Kostenersparnis achten würde, als auf die Qualität der Handwerker und des Materials, da er wiederum seinen Vorgesetzten in London Rede und Antwort stehen müßte. Und außerdem …«, er brach ab, als widerstrebe es ihm weiterzusprechen.
    Serafina hob fragend die Brauen. »Und außerdem?«
    »Und außerdem stellte die Gesellschaft die Bedingung, daß

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