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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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er eine Stunde lang treppauf und treppab gehetzt war, um mit Hilfe seines Dieners Antonio seine wertvollsten Besitztümer auf die Straße hinauszuschleppen, um sie gegebenenfalls schnell wegschaffen zu können. Als er sah, daß das Feuer eingedämmt war und die Flammen allmählich erstarben, hatten sie alles wieder hineingeräumt. Das Haus war gerettet, die Garland und die Lagerhäuser der Levant Company waren gerettet, John Keane war sich bewußt, daß er sich in dieser Nacht, in der viele Existenzen vernichtet worden waren, außerordentlich glücklich schätzen konnte.
    Wie er hörte, hatten einige seiner Landsleute großes Pech gehabt. Und dann erfuhr er, daß Thomas Marlowes Kingfisher das Inferno überstanden hatte – im Gegensatz zu dem Material, das er für ihre Fertigstellung gekauft hatte –, und er rechnete fest damit, daß der Engländer an ihn herantreten würde. Allerdings dachte er nicht, daß dies um Mitternacht passieren würde, als sein Diener dabei war, die Kerzen im Schlafzimmer anzuzünden. John wickelte gerade seine Laute in ein Stück Samt, als Antonio ihm den Besuch meldete. Er wies ihn an, den Gast in den Salon zu führen, und fuhr sich durch die schütter werdenden, graumelierten Haare, bevor er den Steuermann begrüßte.
    »Sir.« Thomas verbeugte sich. »Ich bitte vielmals um Verzeihung, daß ich Sie zu einer so unziemlichen Stunde aufsuche.«
    John Keane wehrte die Entschuldigung mit den üblichen Höflichkeitsfloskeln ab, sah sich jedoch suchend nach seinem Degen um. Sein Gegenüber hatte sichtlich Mühe, seine Erregung zu zügeln. »Möchten Sie etwas trinken, Mr. Marlowe?«
    »Ja, danke – sehr gern.«
    Salzige Luft drang durch die geöffneten Fenster herein. Antonio klapperte unten in der Küche aufgebracht mit Geschirr. Thomas' Glas war leer, bevor John Keane seines an die Lippen gesetzt hatte.
    »Ich bin gekommen, um Ihnen die Kingfisher anzubieten, Mr. Keane«, sagte er. »Mehr oder weniger zu den Bedingungen, die wir besprochen haben.«
    Keane stellte sein Glas ab. »Das Feuer muß Ihnen ja übel mitgespielt haben.« Er musterte den Steuermann aufmerksam.
    »Das Feuer?« Einen Augenblick starrte Thomas ihn verständnislos an. Keane bemerkte, daß die blauen Augen rotgerändert waren und die wirren schwarzen Locken versengt. Marlowes Verwirrung dauerte nur Sekunden. »Natürlich – das Feuer. Ja, es hat mir, weiß Gott, übel mitgespielt. Mein chronisches Geldproblem ist dadurch zu einem akuten geworden, und deshalb bin ich hier. Ich brauche ein Heilmittel für dieses Leiden.«
    Keane nickte. Mit taktvoll verborgenem Triumph setzte er sich an den Schreibtisch und griff zu Papier und Feder. »Ich muß die Vereinbarung von meinem Vorgesetzten genehmigen lassen, wenn er mit dem Konvoi der Gesellschaft hier eintrifft, aber ich bin sicher, es wird keine Schwierigkeiten geben. Zu den Bedingungen, die wir besprochen haben, Mr. Marlowe?«
    »Zu den Bedingungen, die wir besprochen haben – mit einer Abänderung.«
    Keane sah ihn scharf an. Die Feder schwebte über dem Papier. Die Wildheit, die ihn veranlaßt hatte, nach seinem Degen Ausschau zu halten, war aus den Augen des Steuermanns verschwunden und hatte kalter Entschlossenheit Platz gemacht.
    »Ich werde die Materialien aussuchen, Mr. Keane – in dieser Hinsicht werde ich nicht nachgeben. Ich versenke die Kingfisher lieber jetzt gleich, als sie später von einem Korsaren versenken zu lassen, weil Sie bei den Kanonen und anderen Dingen gespart haben.«
    Eine einschneidende, doch nicht unerwartete Abänderung. John Keane hatte die Feder noch in der Hand. »Ich versichere Ihnen, daß ich die Bedrohung durch die Korsaren ebenso ernst nehme wie Sie«, sagte er.
    »Das bezweifle ich nicht, Sir.« Marlowes Stimme troff von Sarkasmus. »Schließlich sind Sie selbst gelegentlich als Korsar unterwegs, um ein kleines Zubrot einzuheimsen.« Keane zuckte mit den Schultern. »Das kann ich nicht leugnen. Und wir scheuen uns auch nicht, den Türken Zinn für die Herstellung von Kanonen zu verkaufen – Geschäft ist Geschäft.«
    »Dieser Grundsatz bietet offenbar eine Rechtfertigung für eine ganze Anzahl von Vergehen.« Nachdem Keane seinen fragenden Blick mit einem Nicken beantwortet hatte, füllte er sein Weinglas erneut. Wieder trank er es in einem Zug aus. »Die Toskana wird die Eskapaden der Gesellschaft nicht mehr lange dulden. Man hat Sie zwar ursprünglich hierher gebeten, doch man wird Ihre Piraterie auf Dauer nicht

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