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Seraphim

Seraphim

Titel: Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Groß selbst erhalten hatte, um vorzuspiegeln, dass er Katharina weitaus besser kannte, als er es tat. Zu seiner Erleichterung war der Lochwirt zu erregt, um sich daran zu erinnern, dassKatharina und Richard sich bei ihrer ersten Begegnung im Lochgefängnis völlig fremd gewesen waren.
    »Könnt Ihr ihr helfen?« Hoffnung schwang in Groß’ Frage mit.
    Richard nickte. »Vielleicht.«
    Der Lochwirt schien unentschlossen. Richard tastete bereits nach seiner Börse, um Arnulfs Rat zu befolgen und es mit Bestechung zu versuchen. Aber in diesem Moment wies Groß mit dem Kinn auf die Tür zu seiner Wohnung. »Kommt mit.«
    Erleichtert ließ Richard seinen Geldbeutel wieder los.

14. Kapitel
    Peter Hoger wälzte sich auf seinem Bett hin und her, weil er vor lauter Hitze nicht schlafen konnte. Draußen vor dem Haus stritten zwei Kater miteinander. Ihr Fauchen drang bis in das oberste Stockwerk von Hogers Haus hinauf und zerrte an seiner Geduld. Er griff nach dem Kissen, drückte es sich auf die Ohren. Das Fauchen wurde leiser, aber dafür begann Hoger nun der Schweiß aus allen Poren der Stirn zu sickern. Seufzend nahm er das Kissen wieder fort, knuffte es ein paar Mal und warf sich darauf.
    Der zuckende Schein einer Nachtwächterlampe wanderte über die Decke. Die Schritte des Mannes ließen die Katzen verstummen, und Hoger schloss die Augen.
    Noch immer wollte sich der Schlaf nicht einstellen.
    Der Messingschläger riss die Augen wieder auf. Er langte nach dem Becher auf seinem Nachtkästchen, aber er hatte den letzten Tropfen Wasser schon vor Stunden ausgetrunken.
    Mit einem unterdrückten Fluch setzte Hoger sich auf.
    Dann schwang er die Beine aus dem Bett, angelte nach seinen Pantoffeln und schlüpfte hinein.
    Ein Geräusch ließ ihn innehalten. Das entfernte Klirren von Glas. Er legte den Kopf schief, aber das Geräusch wiederholte sich nicht. Leise erhob sich Hoger. Er verließ sein Schlafgemach, öffnete kurz die Tür zu Bettines Zimmer, um nachzusehen, ob sie vielleicht im Haus unterwegs war und das Geräusch verursacht hatte.
    Aber sie schlief tief und fest. Ihr gleichmäßiger Atem war durchzogen von unregelmäßigen schmatzenden Geräuschen.
    Behutsam schloss Hoger die Tür. Im Dunkeln tappte er ins Erdgeschoss. Dort kontrollierte er alle Fenster und ging schließlich noch eine Treppe tiefer in die Küche. Ein leichter Luftzug ließ ihn innehalten, kaum, dass er die Tür zur Hälfte geöffnet hatte.
    »Edith?« Leise rief er den Namen von Bettines Dienstmagd, aber er erhielt keine Antwort.
    Das kleine Fenster der Hintertür war zerbrochen, die Tür selbst schwang im Luftzug sachte hin und her. Hoger wich einen Schritt zurück und tastete im Dunkel um sich. Seine Hand schloss sich um einen Spazierstock mit silbernem Knauf, der in einem Ständer auf dem Flur stand.
    »Ist da wer?« Zögernd schob er die Küchentür weiter auf.
    In diesem Augenblick erklangen draußen auf dem gepflasterten Hinterhof hastige Schritte. Hoger sprang in die Küche und steckte den Kopf durch die Hintertür. Alles, was er noch zu sehen bekam, war ein Stück eines Mantels, der um die Hausecke herum verschwand.
    »Spitzbube!«, brummte Hoger und ließ den Spazierstock durch die Luft pfeifen.
    Sein Blick fiel auf den Küchentisch, und beinahe hätte er geflucht. Dort stand ein Krug. Sein Krug, in dem Wein aus Italien aufbewahrt wurde, den Hoger mit niemandem teilte. Er warf einen Blick in das Gefäß und begann zu grinsen. Der Krug war noch fast voll. Offenbar hatte er den Einbrecher rechtzeitig verscheucht, bevor er sich an seinem Eigentum hatte gütlich tun können.
    »Spitzbube!«, sagte er noch einmal und griff nach dem Krug. Er setzte ihn an den Mund, trank ein paar lange Züge und stellte ihn dann wieder an seinen Platz auf dem Regal. Danach schloss er die Hintertür, betrachtete das zerbrochene Glas und überschlug, was ihn der Schaden kosten würde. Schließlich schob er den schweren Tisch vor die Tür – für den Fall, dass der Einbrecher sich entschloss, wiederzukommen und sein Werk zu vollenden.
    Als er die Küche verlassen wollte, knirschte es unter seinem rechten Pantoffel. Er bückte sich und hob eine Glasscherbe auf. Dünnes, wertvolles Glas.
    Und es war leuchtend blau.
    * * *
    Obwohl die Lampe, die Sebald dagelassen hatte, die Schatten aus der Zelle vertrieb, war Katharina kurz davor, den Kopf zu verlieren. Das Gewicht der Gewölbe, der Mauern und Steine, die sich über ihrbefanden, schien auf ihren Körper niederzusinken,

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