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Seraphim

Seraphim

Titel: Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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»Ach übrigens: Versucht nicht noch einmal, Sebald Groß Eure Legitimation von Pömer unter die Nase zu halten, um ins Gefängnis zu gelangen. Ich habe dem Lochwirt gesagt, dass sie ungültig ist.«
    Bevor er davongehen konnte, hob Richard die Hand. »Ach, Zeuner, es gibt da noch etwas ...«
    Zeuner hob erstaunt die Augenbrauen. »Noch etwas?«
    Richard räusperte sich. Dann schob er alle Skrupel zur Seite. »Es geht um diesen Faro«, sagte er mit ruhiger Stimme.
    * * *
    Am nächsten Morgen, noch vor Anbruch des Tages, weckte lautes Pochen Katharina aus einem unruhigen Schlaf. Sie hatte geträumt, aber die Erinnerung an den Traum verblasste in dem Moment, in dem sie die Augen öffnete.
    Sie wollte liegen bleiben, aber als sie unten die tiefe Stimme des Stadtbüttels vernahm, sprang sie aus dem Bett und presste das Ohr gegen die Tür.
    Die Stimmen kamen jetzt die Treppe herauf und waren nun deutlich zu hören. Bertram klang ein wenig verschlafen, offenbar war auch er aus dem Bett geholt worden.
    »... ich habe vor einer Viertelstunde meinen Dienst angetreten«, sagte der Büttel gerade, »und dabei in Erfahrung gebracht, dass Bürgermeister Zeuner noch gestern Abend nach Sonnenuntergang den Antrag auf Genehmigung der Folter von Faro Jorges gestellt hat.«
    Bertram brummte etwas Unverständliches.
    »Keine Ahnung«, gab der Büttel zurück. »Er scheint etwas erfahren zu haben, was ihn dazu veranlasst hat. Ich weiß nichts Genaueres, aber die anderen munkeln, dass Faro seinen Wahnsinn möglicherweise nur vortäuscht.«
    »Das wäre allerdings ein Grund.« Bertram schwieg einen Moment.
    Katharina ballte eine Hand zur Faust und biss sich auf den Zeigefingerknöchel. Voller Ungeduld wartete sie, bis die beiden Männer ihr Gespräch beendeten und Bertram den Büttel verabschiedete. Als er zurück in die Stube kam, öffnete sie die Tür zu ihrer Schlafkammer. Überrascht sah er sie an. »Hat der Büttel dich geweckt?«
    »Wie lange?«, schleuderte Katharina ihm entgegen.
    »Wie lange was ?«
    »Wie lange wird das Genehmigungsverfahren dauern?«
    »Ein paar Tage. Vielleicht auch weniger.« Bedauern stand in Bertrams Augen.
    Katharina wich einen Schritt rückwärts. Mit weit aufgerissenenAugen starrte sie auf seine Hände, die ihr plötzlich riesengroß vorkamen. Hände, die bald Faro foltern würden.
    Bertram bemerkte es und nahm die Arme hinter den Rücken. »Es tut mir leid, Katharina.«
    Sie riss sich zusammen. »Könnte man es noch verhindern?«
    Er überlegte nur kurz. »Ja.«
    »Wie?«
    Jetzt zögerte er. Katharina spürte, dass das, was er ihr gleich sagen würde, ihr nicht gefallen würde.
    »Jemand muss Zweifel an Faros Schuld sähen.« Er hielt inne, doch dann seufzte er. »Wenn jemand für ihn bittet und den Rat davon überzeugt, dass er nicht fähig wäre, einen solch brutalen Mord zu begehen, würde das vielleicht, ich sage ausdrücklich vielleicht, die Folter verhindern. Man nennt das eine Bürgschaft.«
    »Kann das jeder tun?«
    »Man muss mindestens in Besitz der Bürgerrechte sein«, antwortete Bertram.
    Es waren genau jene Worte, die Katharina gefürchtet hatte. Sie selbst war als Witwe von Egbert in Besitz der Nürnberger Bürgerrechte. Sie kannte Faro. Sie würde für ihn bitten können, aber das würde gleichzeitig bedeuten, sich der Anklage der Hexerei zu stellen. Denn wenn sie erst einmal im Rathaus war, würde man sie niemals einfach wieder laufen lassen.
    In Bertrams Gesicht erschien ein erschrockener Ausdruck. »Du spielst mit dem Gedanken, selbst ...?« Er schüttelte den Kopf. »O nein, Katharina! Das darfst du deiner Mutter nicht antun! Sie würden dich ohne Umschweife ins Loch werfen!«
    Katharinas Gesicht wurde kalt.
    »Es wäre Wahnsinn, sich zu stellen. Immerhin liegt eine Anklage wegen Hexerei gegen dich vor! Damit könntest du ohnehin nichts für Faro tun.«
    Alles in Katharina wollte Bertram zustimmen, wollte sich einreden, dass sie sich nur völlig unnötig selbst in Gefahr begeben würde, wenn sie versuchte für ihn zu bürgen. Aber sie konnte sich nicht überzeugen, also tat sie das Einzige, was ihr in den Sinn kam: Sie klammerte sich daran, dass der Vorwurf, den man gegen sie erhob,völlig aus der Luft gegriffen war. »Peter Hoger will sich nur an mir rächen!«, behauptete sie. »Ich bin keine Hexe, und ich werde es dem Rat beweisen.«
    Bertram blickte sie traurig an. »Du hast dich längst entschieden.«
    Katharina ließ den Kopf sinken. Sie musste sich zwingen, dem Henker in die

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