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Seraphim

Seraphim

Titel: Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Zelle.«
    »Also?«
    Arnulf trank seinen Krug leer und stellte ihn zurück auf den Tisch. »Bestich den Lochwirt!«
    * * *
    Nachdem der Bruder Inquisitor, von seiner Raserei erschöpft, wieder in einen tiefen Schlaf gefallen war, hatte Prior Claudius es vorgezogen, sich in seine Zelle zurückzuziehen. Er war nicht nur der Vesper ferngeblieben, sondern auch dem anschließenden Abendmahl der Mönche.
    Johannes vermutete, dass er in seinem Hexenhammer las.
    Als die Abendtafel aufgehoben wurde, war für Johannes die Zeit gekommen, das Versprechen einzulösen, das er Bruder Aurelius gegeben hatte: Er würde Prior Claudius um Ausgang ersuchen. Also verließ er das Refektorium und blieb draußen auf dem Gang vor der Zelle des Priors stehen, um sich selbst Mut zuzusprechen. Der Prior würde den Grund für sein Anliegen wissen wollen, und er hatte nicht vor, ihm eine Lüge aufzutischen. So oder so war sein Sündenkonto bereits übervoll. Also hatte er sich entschieden, wenigstens zur Hälfte die Wahrheit zu sagen und dem Prior gegenüber zu behaupten, es gäbe familiäre Probleme, die es unbedingt nötig machten,seinen Bruder aufzusuchen. Doch auch dies war noch weit genug von der Wahrheit entfernt, um Johannes’ Herz stolpern zu lassen, als er an die Tür klopfte.
    Niemand antwortete ihm.
    Halb erleichtert und halb enttäuscht, wandte Johannes sich zum Gehen und traf auf dem Gang auf Guillelmus.
    »Wollt Ihr zum Prior?«, fragte der.
    Johannes nickte knapp.
    »Der ist im Infirmarium. Der Herr Inquisitor ist vorhin erneut wach geworden. Diesmal scheint er bei Sinnen zu sein, er hat nach dem Prior verlangt.«
    Überrascht sah Johannes seinen Famulus an. »Warum weiß ich nichts davon?«
    Der Junge wirkte unglücklich. »Weil der Herr Inquisitor ausdrücklich nach dem Prior verlangt hat. Nur nach dem Prior. Ich konnte nichts dafür.«
    »Schon gut!« Johannes legte dem Jungen begütigend die Hände auf die Schultern. »Geh jetzt. Es ist bald Zeit zum Schlafen.«
    Als Guillelmus verschwunden war, rannte Johannes so schnell er konnte zur Krankenstube. Er spürte, dass seine Entschlossenheit, sein Versprechen auch wirklich zu halten, von Augenblick zu Augenblick sank. Also stürmte er geradezu in das Infirmarium und blieb dort mitten im Raum wie angewurzelt stehen.
    »Bruder Infirmarius!« Prior Claudius fuhr herum. Er hatte sich einen Stuhl an das Bett von Bruder Markus geschoben, und offenbar waren die beiden in ernste Gespräche vertieft gewesen. »Was führt Euch zu mir?«
    Ohne Bruder Markus anzusehen, brachte Johannes seine Bitte vor.
    »Familiäre Probleme? So?« Claudius rümpfte die Nase. Johannes hatte das Gefühl, als vertiefe sich die Falte auf seiner Stirn noch. »Und die sind so erheblich, dass es erforderlich ist, Bruder Aurelius mitzunehmen? Warum habt Ihr Euch nicht für ein Mitglied unseres eigenen Klosters entschieden?«
    Die Frage brachte Johannes in Verlegenheit, und er geriet ins Stammeln. »Ich ... ich ... ich dachte ...«
    »Schon gut!«, interbrach Prior Claudius ihn. »Fügt Eurem Sündenkonto wegen mir keine weiteren Lügen hinzu. Ich hatte soeben ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit Bruder Markus. Interessiert es Euch, worüber wir sprachen?«
    »Ich, nun ... Natürlich.« Johannes senkte den Kopf. In seinem Magen kribbelte es. Bisher hatte er noch keine Erlaubnis erhalten, das Kloster mit Bruder Aurelius zu verlassen.
    Claudius seufzte. »Ich sehe schon, Ihr seid mit anderen Angelegenheiten beschäftigt.«
    Genau in diesem Moment klopfte es, und einer der jüngeren Mönche streckte den Kopf zur Tür herein. »Ich bin zurück, Pater«, sagte er zu dem Prior. Bevor er weitersprechen konnte, stand Claudius auf.
    »Ich bin gleich wieder bei Euch«, entschuldigte er sich bei Bruder Markus, dann verließ er die Krankenstube und zog die Tür hinter sich zu.
    Von seinem Standpunkt aus konnte Johannes einen Teil des Gespräches mit anhören, das der Prior und der Mönch miteinander führten.
    »Bürgermeister Zeuner lässt Euch ausrichten, dass Ihr kommen könnt«, sagte der Mönch. »Aber er wundert sich, dass es Euch plötzlich so eilig ist.«
    Die Antwort des Priors konnte Johannes nicht verstehen. Im nächsten Augenblick wurde die Tür wieder geöffnet. Prior Claudius steckte den Kopf herein. »Es tut mir leid, aber ich muss für eine Weile fort.«
    Bevor Johannes auch nur ein weiteres Wort hervorbrachte, eilte der Prior schon den Gang entlang.
    »Was ist mit meinem Gesuch?«, rief Johannes ihm

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