Serial
mach dir keine Sorgen. Ich habe ihm schon gesagt, dass er dich nicht anrühren darf. Ich habe ihm erklärt, dass du vielleicht eine von uns bist.«
Jetzt war es an ihr, Luthers Blick zu erwidern. » Sie machen mir keine Angst.«
» Sieht aber ganz so aus, kleines Mädchen«, erwiderte er.
» Können Sie meine Gedanken lesen? Tja, wenn das der Fall wäre, dann wüssten Sie, dass ich mir gerade vorstelle, wie Ihr dunkles Blut aussieht, wenn es Ihren schneeweißen Nacken herunterfließt.«
Orson lachte laut auf. » Ist sie nicht klasse?«
Lucy hielt den Blick auf Luther gerichtet und nahm seine ganze psychotische Niedertracht in sich auf.
» Alles klar. Jetzt hört mal zu«, sagte Orson. » Ich glaube, wir könnten alle etwas Spaß gebrauchen. Letzte Nacht, kurz vor dem Einschlafen, ist mir eine Idee gekommen. Der Zustand von Darlings Zimmer ist bereits jenseits von Gut und Böse. Warum suchen wir uns nicht jemanden und zeigen ihm das Zimmer? Heute Nachmittag. Und zwar alle zusammen. Wäre das was?«
Lucys Augen leuchteten auf. » Ehrlich?«
» Ja. Wir gehen gleich nach der Rede von Andrew Z. Thomas auf Suche.« Orson lächelte erneut. » Die will ich mir nämlich nicht entgehen lassen.« Er wandte sich an Luther. » Was meinst du? Du hast doch deine Werkzeuge dabei, oder?«
Luther lächelte ebenfalls. Es war das schrecklichste Lächeln, das Lucy je gesehen hatte.
Aus irgendeinem Grund wollte Orson nicht in der ersten Reihe sitzen, als Andrew Thomas seinen Vortrag hielt, sodass sich Lucy allein nach vorn setzte. Ihr Herz fing heftig zu pochen an, als der Autor auf die Bühne trat.
Sie erhob sich mit dem Rest des Publikums und beklatschte den Ehrengast, ehe sie entzückt lauschte, wie er eine Passage aus seinem noch unveröffentlichten neuen Buch vorlas. Es war eine der furchterregendsten und grausamsten Schilderungen, die ihr je zu Ohren gekommen war.
Das Buch hieß Der Passagier und war ein Horrorroman über einen namenlosen psychopathischen Tramper, der sich von unschuldigen Autofahrern mitnehmen ließ, um sie dann auszurauben und auf die schrecklichste Weise umzubringen. In den Absätzen, die Andrew vorlas, band der Passagier seinen Fahrer an der Stoßstange fest, um dann zehn Kilometer zu fahren und sein Opfer über den Asphalt zu schleifen.
Die Schlange für die Signierstunde erstreckte sich bis zum Verkaufsraum für die Bücher. Lucy hatte sämtliche Werke von Andrew unter dem Arm. Sie waren schwer, und als es endlich so weit war, dass es nicht mehr lange dauern konnte, begannen sich ihre Muskeln zu verkrampfen.
Sie konnte ihren Blick nicht von Andrew abwenden, während er mit seinen Fans redete und Bücher signierte. Als sie endlich an der Reihe war, stellte sie ihren Stapel Bücher auf dem Tisch ab, lächelte und reichte ihm die Hand.
» Mr. Thomas. Ich bin Ihr größter Fan. Ich habe alles gelesen, was Sie je geschrieben haben. Ich heiße Lucy, und das, was Sie heute vorgelesen haben, war einfach atemberaubend. Würden Sie bitte so nett sein und meine Bücher signieren?«
Er nahm ihre Hand, schüttelte sie und lächelte. » Selbstverständlich.«
» Äh, es tut mir leid, aber Mr. Thomas kann nur drei Bücher signieren.« Lucy wandte ihren Blick zu der Frau, die hinter dem Autor stand. Ein beleibtes Wesen in einem fürchterlichen Kleid, das wie eine Bibliothekarin aussah.
» Aber ich möchte, dass er jedes signiert.«
Die Frau schürzte die Lippen. » Wenn jeder mit acht Büchern kommen würde, säßen wir hier noch bis Weihnachten.«
» Aber es hat nicht jeder acht Bücher mitgebracht. Die meisten haben nur eins dabei.«
» Such dir drei aus. Das dauert jetzt schon viel zu lange.«
Lucy warf Andrew einen Blick zu und klimperte mit ihren Wimpern.
» Margie. Ich glaube, wir können eine Ausnahme machen«, sagte er, nahm das oberste Buch von Lucys Stapel und öffnete es. Als er sich herabbeugte, um es zu signieren, streckte Lucy der Frau die Zunge heraus.
» Bist du noch auf der Highschool, Lucy?«, wollte er wissen, während er sich durch den Stapel arbeitete.
» Ja, in der zehnten Klasse.«
» Hervorragend. Ich glaube, nein, bin mir sicher, dass du die Jüngste hier bist.«
» Wann kommt Der Passagier heraus?«
» Aller Voraussicht nach nächstes Jahr.«
» Ich kann es kaum erwarten, das Buch in Händen zu halten.«
Als er das letzte Werk signierte, meinte Lucy: » Äh, vielleicht möchten Sie nach der ganzen Anstrengung einen Kaffee. Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn wir uns
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