Serial
Autos. An der Tankstelle reihten sich die Kunden, und Murray’s Eats, das rund um die Uhr geöffnete Restaurant, schien ebenfalls voll zu sein.
Auf der anderen Seite der Kreuzung gab es weitere Restaurants und Tankstellen. Aber bei Murray’s war immer etwas los, weil der Laden mehr zu bieten hatte als Essen und Diesel. Außer den Straßennutten, die sowohl vom Management als auch der Polizei geduldet wurden, besaß Murray’s eine vernünftige Truckwaschanlage, einen Mechaniker und frei zugängliche Duschen mit heißem Wasser.
Nach zwölf Stunden auf der Straße an diesem schwülen Augusttag im Mittleren Westen mit nichts weiter als Kaffee im Magen freute sich Taylor auf ausgedehnte Schäferstündchen mit einem Stück Seife. Aber mindestens genauso attraktiv war die Idee, etwas Zeit mit einer Straßenhure zu verbringen.
Wenn er es sich recht überlegte, machte es keinen Sinn, sich zuerst zu duschen, nur um sich dann wieder von oben bis unten zu besudeln.
» Wie viel?«, fragte er.
» Kommt ganz darauf an, was…«
» Halb und halb«, unterbrach er sie. Er hatte es nicht nötig, dass sie ihm das ganze Menü inklusive Spezialangebote vortrug.
» Fünfundzwanzig Dollar.«
Sie sah nicht so aus, als ob sie fünfundzwanzig wert wäre, aber er hatte sowieso nicht vor, ihr auch nur einen Cent zu geben. Er nickte.
» Super, Süßer. Ich muss mir nur noch kurz das Näschen pudern. Bin gleich wieder da.«
Sie drehte sich auf den dünnen Absätzen um, aber Taylor ergriff ihr Handgelenk. Er wusste, dass sie nicht auf die Toilette wollte. Sie wollte zu ihrem Zuhälter, um ihm die vier Eckpunkte mitzuteilen: Preis, Art der Dienstleistung, Kennzeichen und Standort. Taylor hatte sich vorher umgeblickt, und ihm war niemand aufgefallen, insbesondere keine herumlungernden Männer– lediglich die eine oder andere Hure, von denen ihm keine einen Blick geschenkt hatte. Candis Zuhälter saß wahrscheinlich im Restaurant und wusste nicht, was draußen los war. Taylor wollte, dass das so blieb.
» Candi, ich hätte gern, dass wir es sofort tun.« Er lächelte sie an. Frauen liebten sein Lächeln. Man hatte ihm oft erzählt, dass er gut genug aussah, um einen Job als Model bekommen zu können. » Wenn du mich jetzt alleine lässt, könnte es passieren, dass ich ein anderes Angebot annehme und eine andere Frau mein Geld einsteckt.«
Candi erwiderte sein Lächeln. » Nun, das wäre schade, aber ich habe keine Kondome bei mir, Schätzchen.«
» Kein Problem, ich habe welche im Fahrerhaus.« Taylor setzte eine Miene wie ein leidender Welpe auf. » Ich brauche es dringend und zwar sofort, Candi. Es ist so schlimm, dass ich noch einen Zehner springen lasse. Das sind fünfunddreißig Dollar für … Was? Fünf Minuten?«
Taylor konnte sehen, wie sich Candi die Rechnung durch den Kopf gehen ließ. Dieser Freier war so scharf, dass er wahrscheinlich sofort kommen würde. Obendrein zahlte er gut. Und er sah gut aus. Sie könnte es ihm innerhalb von wenigen Minuten besorgen und musste das Geld nicht einmal mit ihrem Zuhälter teilen.
» Okay, Kleiner. Dann mal los.«
Taylor schaute sich noch einmal rasch um. Er wollte ganz sicher gehen, dass niemand sie beobachtete, als er Candi in die Fahrerkabine half, hinter ihr einstieg und die Tür schloss.
Die Fenster des Trucks waren getönt, sodass niemand von draußen hereinsehen konnte. Das war ein Detail, das Candi weder bemerkte noch ins Grübeln brachte. Sobald Taylor ihr gegenübersaß, machte sie sich an seinem Reißverschluss zu schaffen.
» Das Schlafzimmer ist oben«, meinte er und deutete auf die Leiter im hinteren Teil der Kabine, die hinauf zu seinem Bett führte.
» Haben wir denn da oben genug Platz? Diese Betten sind manchmal echt eng.«
» Worauf du dich verlassen kannst. Ich habe es extra umgebaut. Da kann man es sich sehr gemütlich machen.«
Taylor lächelte. Er wusste, was bald passieren würde. Jetzt war es wieder so weit. Sein Herz pochte vor Aufregung, seine Handflächen juckten, und er verspürte diese Erregung und dieses kranke Gefühl, das Junkies erleben, ehe sie sich eine Nadel setzen und abdrücken. Falls Candi noch ihre Meinung ändern wollte, hatte sie Pech gehabt. Es gab nichts mehr, was sie tun konnte. Jetzt gab es kein Zurück.
Aber Candi wehrte sich nicht. Sie kletterte sogar die Leiter zuerst hinauf und öffnete die Luke zum Bett, um oben in der Dunkelheit zu verschwinden. Taylor schaltete das Licht am Armaturenbrett aus und folgte ihr.
» Was ist
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