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Serial

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Titel: Serial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kilborn , Blake Crouch
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davor. Das schätze ich sehr an dir. Das ist verdammt beeindruckend!«
    Sie wandte sich an Luther und schüttelte seine Hand, ehe sie ihren Gitarrenkoffer nahm und den Bürgersteig entlang in die Nacht schritt.
    Nach zehn Häuserblocks bemerkte Lucy die Lichtkegel eines Autos auf sich zukommen.
    Sie stellte den Gitarrenkoffer auf dem Boden ab. Ihr Bauch zog sich vor Nervosität zusammen.
    Der Wagen kam näher.
    Sie konnte den Motor hören, und zum ersten, aber gewiss nicht letzten Mal in ihrem Leben streckte sie den Daumen zum Trampen aus.
    Ein Minivan bremste und hielt direkt neben ihr an. Die Scheibe an der Beifahrerseite senkte sich, und eine Frau Mitte dreißig lächelte Lucy im schwachen Schein des Autolichts an.
    » Kann ich dich irgendwo hin mitnehmen, Kleine?«, fragte sie besorgt.
    Lucy setzte ebenfalls ein Lächeln auf und meinte: » Wenn es Ihnen nichts ausmacht? Es ist echt kalt hier draußen.«
    » Mein ganzer Einkauf steht auf dem Beifahrersitz, aber du kannst es dir auf der Rückbank bequem machen.«
    Lucy öffnete die Hintertür und stieg ein. Sie verstaute den Gitarrenkoffer auf dem Boden hinter den Vordersitzen und setzte sich neben einen Kindersitz, in dem ein Baby schlief.
    Die Frau drehte sich um und warf Lucy einen Blick zu.
    » Bitte mach nicht allzu viel Lärm«, bat die Frau Lucy mit leiser Stimme. » Wie unschwer zu erkennen ist, schläft mein Engelchen bereits.«
    » Kein Problem«, flüsterte Lucy und blickte auf das Kleinkind hinab.
    Nein, Luther, nicht jeder ist größer und stärker als ich.

Dritter Teil

Wisconsin, 2007
    1
    Taylor mochte Zehen.
    Er war kein Perverser, zumindest nicht diese Sorte Perverser. Taylor empfand keinerlei sexuelle Erregung, wenn er an Füße dachte. Frauen besaßen andere Körperteile, die einem solchen Zweck wesentlich dienlicher waren. Aber wenn er einen netten kleinen Fuß in einem Stöckelschuh sah, aus dem die Zehen hervorlugten, konnte er kaum noch an sich halten. Und wenn die Zehennägel dazu noch lackiert waren, flippte Taylor völlig aus.
    Lackierte Zehennägel waren geil.
    Die Autohofhure trug Sandalen, und die Absätze aus Kork waren so hoch, dass sich ihre Zehen krümmten. Sie hatte sehr kleine Füße– vielleicht Schuhgröße fünfunddreißig–, und die Farbe ihres Nagellacks war auf die ihres Minirocks abgestimmt. Taylor hatte sie hinter dem Steuer entdeckt, als sie etwas unstet mit schwingenden Hüften auf seinen Laster zugeschlendert kam. Er war sich ziemlich sicher, dass sie entweder betrunken oder auf Drogen sein musste, vielleicht beides.
    Er kletterte aus der Fahrerkabine. Als er mit den Cowboystiefeln auf den Asphalt des Parkplatzes trat, hob er die Hände über den Kopf und reckte sich, bis seine Halswirbel knackten. Die warme Nachtluft war schwül und klebrig, und sein eigener Schweißgeruch stieg ihm in die Nase.
    Die Hure blies Zigarettenrauch aus einem Mundwinkel. » Hi, Fremder. Ich bin Candi. Candi mit ›i‹«.
    » Taylor. Taylor mit ›T‹.«
    Er lächelte. Sie kicherte und hickste.
    Selbst auf dem schlecht beleuchteten Parkplatz erkannte Taylor, dass es sich bei Candi mit ›i‹ um alles andere als eine Augenweide handelte. Mitte dreißig, Orangenhaut und zehn Kilo zu viel auf der Waage für den Rock und das kleine Top, das sie trug. Ihr Make-up war schlampig aufgetragen, der Lippenstift verschmiert, und Taylor überlegte, wie viele Trucker sie wohl schon während ihrer Nachtschicht abgefertigt hatte.
    Aber ihre Zehen waren niedlich. Candi mit ›i‹ warf die Zigarette zu Boden und trat sie aus. Taylor fuhr mit der Zunge über seine Unterlippe.
    » Lange unterwegs, Taylor?«
    » Zwölf Stunden, von Cinci. Mein Hintern ist breiter als ein plattgefahrenes Gürteltier.«
    Sie warf einen Blick auf seinen Truck. Er hatte vier Bulldozer auf dem Flachlader, und die Fahrt war längst nicht so ertragreich gewesen, wie er sich erhofft hatte.
    Aber Taylor war nicht Trucker geworden, weil er reich werden wollte. Er hatte andere Gründe.
    » Einsam, Taylor? Möchtest du, dass ich dir etwas Gesellschaft leiste?«
    Taylor wusste, dass ihm etwas Gesellschaft jetzt guttun würde. Aber etwas zu essen, gefolgt von einer heißen Dusche, wäre auch nicht schlecht. Und danach die lang ersehnten acht Stunden Schlaf.
    Die Frage war nur, welches Bedürfnis er zuerst befriedigen sollte.
    Er sah sich auf dem Parkplatz um. Ganz schön voll für diese Uhrzeit in Hinteroberkackhausen in Wisconsin. Über ein Dutzend Trucks und mindestens genauso viele

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