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Serial

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Titel: Serial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kilborn , Blake Crouch
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Mandelguillotine.« Und ein weiteres. » Und hier eine Trephine, mit der man Löcher in den Schädel schneidet. Dann noch ein Vaginalspekulum und eine Hämorrhoidenzange.«
    Schließlich war die Werkzeugkiste leergeräumt, und der Inhalt, ein wahrhaftes Horrorkabinett, lag hübsch geordnet um das Waschbecken.
    » Ich träume immer davon, als viktorianischer Arzt wiedergeboren zu werden«, witzelte Luther.
    Orson lachte.
    » Entscheidungen, Entscheidungen«, stöhnte Lucy und griff nach dem Urologenwerkzeug.
    » Schade, dass er ständig das Bewusstsein verliert«, bemerkte Lucy.
    Luther hielt Bryson eine Flasche Riechsalz unter die Nase.
    » Du musst etwas vorsichtiger sein«, riet ihr Orson. » Das Schlimmste, was einem passieren kann, ist, wenn sie zu viel Blut lassen. Dann verfallen sie in einen Schockzustand, sterben, und das war es. Die Wunden dürfen nicht zu tief sein, sonst hast du verloren.«
    Richard kam wieder zu Bewusstsein und fing trotz des Ballknebels zu schreien an.
    » Aber das sind auch widrige Umstände, unter denen du arbeitest«, gab Orson zu bedenken. » So können wir ihm zum Beispiel unmöglich den Ballknebel abnehmen, und ich habe Angst, dass er erbrechen muss und sich dabei selbst erstickt.«
    » Ich wünschte, ich könnte ihn schreien hören.«
    » Und ich erst. Das gibt dem Ganzen das gewisse Etwas.«
    Sechs Stunden später wuschen sie Luthers Werkzeuge, ließen die Überreste von Brysons Körper in der Dusche hängen und verließen Zimmer 1428 zum letzten Mal.
    Es war kurz vor einundzwanzig Uhr, und viele der Teilnehmer hatten das Hotel bereits verlassen. Die Empfangshalle war so gut wie leer.
    Orson lud Lucy zum Abendessen im Hotelrestaurant ein. Jeder war zufriedengestellt, zumindest für den Augenblick, und eine tiefe Behaglichkeit breitete sich in der Runde aus.
    » Wann fahren Sie eigentlich weiter?«, wollte Lucy wissen.
    » Gleich morgen Früh.«
    » Kann ich mitkommen?«
    » Nein.«
    Lucy spürte, wie sich ein Frosch in ihrem Hals bildete. » Mögen Sie mich nicht?«
    » Doch«, beteuerte Orson. » Aber wir können dich nicht mitnehmen. Tut mir leid.«
    » Und was soll aus mir werden?«
    » Das musst du wissen. Willst du nicht wieder zurück nach Hause?«
    » Nein. Und an meinem Auto hängt eine Radkralle. Außerdem habe ich nur noch einhundertfünfzig Dollar und meinen Gitarrenkoffer.«
    Orson holte seine Brieftasche hervor, öffnete sie und zog eine Rolle Banknoten heraus. » Hier«, meinte er. » Das sollte dir für eine Weile über die Runden helfen.«
    Lucy zählte das Geld. Es waren fast fünfhundert Dollar.
    » Vielen Dank«, sagte sie, aber die Traurigkeit wollte nicht weichen.
    » Du könntest trampen«, schlug Luther vor.
    » Das ist gefährlich.«
    » Du musst vorsichtig sein«, gab Orson zu bedenken. » Obwohl ich glaube, dass wir mehr Mitleid mit den armen Menschen haben sollten, die dich mitnehmen.«
    Luther lachte laut auf. » Du solltest dir ein paar Schmerzmittel zulegen. Oxycodon ist gut. Irgendwas, mit dem du die Leute außer Gefecht setzen kannst. Sonst ziehst du den Kürzeren, wenn du dich mit Größeren und Stärkeren anlegst. Und seien wir ehrlich, noch ist jeder größer und stärker als du.«
    » Jetzt mal im Ernst«, meinte Orson und legte seine Hand über den Tisch hinweg auf Lucys. » Du musst sehr vorsichtig sein. Du musst lernen, die Leute richtig einzuschätzen. Eines Tages wirst du in der großen weiten Welt jemanden treffen, der so ist wie Luther und ich. Aber vielleicht wird derjenige nicht scharf darauf sein, dich unter seine Fittiche zu nehmen, sondern eher darauf stehen, dich in der Dusche aufzuhängen.«
    » Ich werde vorsichtig sein.«
    » Und wie?«
    » Ich werde niemandem vertrauen.«
    » Gut.«
    Lucy drückte seine Hand. » Vielen Dank, Orson«, sagte sie, ehe sie sich an Luther wandte. » Und ich freue mich auch, Sie kennengelernt zu haben.«
    Luther lächelte. Er flößte ihr noch immer Angst ein, aber zum ersten Mal erweckte er nicht den Eindruck, sie umbringen zu wollen.
    Sie begleiteten Lucy durch Empfangshalle und Drehtür auf die Straße. Draußen luden Hotelpagen Koffer in Stapeln auf die Gepäckwagen und hielten nach Taxis Ausschau.
    » Du könntest noch eine Nacht bleiben«, schlug Orson vor.
    » Vielen Dank, aber ich bin aufbruchsbereit.« Sie umarmte und drückte ihn fest. » Ich werde Sie nie vergessen.«
    Er kniete sich vor sie hin. » Du bist ein ganz besonderes Mädchen, Lucy. Du weißt, was du bist, und du hast keine Angst

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