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Serial

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Titel: Serial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kilborn , Blake Crouch
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jeder etwas Privatsphäre hat. Worauf ich abfahre, wie Sie so schön sagen, ist das Abschneiden des Gesichts. Stück für Stück. Hier einen Nasenflügel, da ein Ohr, eine Lippe, um sie dann damit zu füttern. Immer schön langsam.«
    Taylor konnte sich das gut vorstellen.
    » Und was ist mit Ihnen, Taylor?«
    » Beißen. Ich fange mit Zehen und Fingern an. Danach ist nichts mehr vor mir sicher.«
    » Wie lange halten Sie Ihre Opfer am Leben?«
    » Das Längste waren bisher zwei Tage.«
    Donaldson nickte. » Ah, das ist gut. Ich arbeite draußen, an verschiedenen Orten, sodass ich nie genügend Zeit habe, es auszukosten. Aber Sie mit Ihrem Mörder-Mobil, Sie können sich so richtig Zeit nehmen.«
    » Genau das ist der Grund, warum ich Trucker bin und nicht Kurier.«
    Donaldson blickte wehmütig drein. » Ich überlege, ob ich mir nicht eine Hütte irgendwo im Wald miete. Irgendwo in der Wildnis. Da könnte ich dann jemanden hinbringen und es so richtig in die Länge ziehen. Kennen Sie den alten Zaubertrick? Das Mädchen in einer Kiste, und der Zauberer bohrt dann lauter Messer hinein?«
    Taylor nickte. » Klar doch.«
    » So eine Kiste würde ich gerne bauen. Bloß dass es bei mir keinen Trick dabei gäbe. Das würde doch Spaß machen, oder? Ein Messer nach dem anderen hineinstechen.«
    Taylor konnte sich gut vorstellen, dass das sehr viel Spaß machen würde.
    Donaldson blickte erneut durch das Fernglas. » Sie kommt. Wir sollten uns in Position begeben.«
    Taylor nickte. Er spürte, wie die Aufregung von ihm Besitz ergriff. Diesmal würde es anders werden. Diesmal würde er die Erfahrung mit jemandem teilen. Es war merkwürdig befriedigend, ganz anders als die Dutzende Male vorher.
    Vielleicht war dieses abwechselnde Morden seine Zukunft.
    Er packte die in Äther getränkten Papiertücher, ging hinter der Stoßstange in die Hocke und wartete darauf, dass der Spaß begann.

6
    Der Burger war gut gewesen, der Kaffee auch. Der frittierte Käse hingegen konnte nur als himmlisch bezeichnet werden. Es war mir absolut schleierhaft, warum er in Chicago weder für Geld noch gegen Liebe zu kaufen war.
    Ich beglich die Rechnung, gab der Kellnerin ein ordentliches Trinkgeld und versuchte dann, Latham anzurufen, um ihm Bescheid zu geben, dass ich wieder fit war, um mich auf den langen Weg zu ihm zu machen.
    Noch immer kein Empfang. Entweder brauchte ich einen neuen Anbieter oder ein neues Handy. Was mir besonders auf die Nerven ging, war die Tatsache, dass andere Leute im Diner fröhlich vor sich hin telefonierten. Wenn sich der Typ aus der Werbung jetzt durch die Tür traute, hätte ich ihm auf der Stelle mein Handy an den Kopf geworfen.
    Der Parkplatz war beleuchtet. Aber die großen Trucks warfen noch größere Schatten, und ich war mir mehr als die meisten anderen der Gefahren bewusst, die im Dunkeln auf einen lauern konnten. Ich hängte die Handtasche über die Schulter und klemmte sie dann unter den Arm, um mich zum Auto zu begeben. Immer schön im Hellen bleiben. Das Letzte, was ich jetzt brauchen konnte, war, dass dieser blöde Zuhälter mir auflauerte. Oder dieser…
    » Lieutenant Daniels!«
    …fette Typ vom Diner, der jetzt hinter einem der Laster hervorkam und rasch auf mich zu eilte. Ich hielt inne, fuhr mit der Hand in meine Handtasche und suchte nach meiner Waffe. Irgendetwas an ihm war mir nicht ganz geheuer, und mit über zweieinhalb Zentnern war er einfach zu riesig für mich.
    Er wurde langsamer, als ich in meine Handtasche griff– kein gutes Zeichen. Leute mit guten Absichten achten nicht darauf, dass man eine Waffe dabeihat. Mein Herz fing heftig zu pochen an, und meine Beine spannten sich.
    » Kommen Sie keinen Schritt näher«, befahl ich mit meiner Polizeistimme.
    Er hielt drei Meter vor mir an, und ich konnte sehen, dass er nichts in den Händen hielt. » Ich wollte Sie nur um Ihr Autogramm bitten.«
    Meine Finger umklammerten den Griff meines 38er-Revolvers. Selbst nach mehr als zwanzig Jahren Polizeierfahrung hatte eine Konfrontation noch immer etwas Unheimliches an sich. Bei neunundneunzig Prozent aller Konfrontationen war eine Deeskalation der beste Weg, um Gewalt aus dem Weg zu gehen. Man musste Herr der Situation werden, nett, aber unnachgiebig sein, sich entschuldigen, wenn es nötig war. Bei dem Zuhälter hätte es nicht funktioniert, denn schließlich hatte er das Spiel im Diner vor allem für das Publikum inszeniert. Hier aber konnte es klappen.
    » Tut mir leid, aber ich gebe keine

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