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Serial

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Titel: Serial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kilborn , Blake Crouch
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elektrischen Schlag erhielte, und ich musste mich beinahe übergeben.
    » Schaffen Sie sie nach hinten«, befahl Taylor. » Ehe wir sie ins Bett bringen.«
    Der Dicke tätschelte mein Knie ein letztes Mal und grunzte, ehe er mich nahm und mich mitsamt seinem fetten Körper vom Sitz hievte. Sie zogen, drückten und zerrten an mir. Ich riskierte einen Blick, aber alles war dunkel und verschwommen. Ich musste mir dringend die Augen reiben. Alles, was ich ausmachen konnte, war eine Art Leiter.
    » Da ist ein Griff an der Luke.«
    » Wo?«
    » Direkt über Ihrem Kopf.«
    Ich wurde durch eine Öffnung in die Decke der Fahrerkabine geschoben, ehe man mich auf eine Matratze warf. Es war heiß. Ich konnte Bleichmittel, ein billiges Parfüm und etwas Metallisches riechen. Frisches Blut. Doch noch etwas drang an meine Nase, das mich im Innersten erschütterte– ein Gestank, den ich aus den letzten zwanzig Jahren von Hunderten von Fällen genau kannte. Es war eine Mischung aus schlecht gewordenem Fleisch und Exkrementen, den selbst alle Bleichmittel dieser Erde nicht zu übertünchen vermochten.
    Der Gestank toter Körper.
    Hier sind Menschen gestorben.
    » Ganz schön warm hier oben.«
    » Sobald wir anfangen, mache ich die Klimaanlage an. Außerdem habe ich Lautsprecher hier oben, damit wir Musik bei der Arbeit hören können. Ach, und eine Steckdose gibt es auch, falls Sie gerne mit Elektrowerkzeugen hantieren.«
    » Ich mag Elektrowerkzeuge.«
    » Geben Sie ihr mal einen Klaps, um zu sehen, ob sie schon wieder bei Bewusstsein ist.«
    Ich hörte einen Schlag, gefolgt vom Wimmern einer weiblichen Stimme.
    » Die ist noch ganz schön wacklig.«
    » Ach, die ist bald wieder da. Ich weiß, dass sie nicht hübsch anzusehen ist. Aber sobald man anfängt, ist das doch sowieso Nebensache, oder?«
    » Taylor, ich wollte mich bedanken, dass Sie mich in Ihr Heim eingeladen haben. Ich habe so viel über Jack Daniels gelesen, sie beschäftigt mich schon seit Jahren. Sie ist der feuchte Traum jeden Killers.«
    Eine lange Pause.
    » Was wollen Sie damit sagen?«, meinte Taylor schließlich.
    » Ich will damit sagen, dass ich sie haben will.«
    » Das haben wir doch schon besprochen. Sie gehört mir.«
    » Sie können ihre Füße haben, aber ich will das Gesicht.«
    » Aber ich will sie mit Haut und Haaren.«
    Donaldson lachte. » Wissen Sie, Sie erinnern mich an meinen jüngeren Bruder. Ich vermisse den Kleinen manchmal sehr, so sehr, dass es mir beinahe leidtut, ihn umgebracht zu haben. Aber ich erinnere mich noch an die Worte meines Vaters, wenn wir uns wegen irgendeines Spielzeugs gestritten haben. Er hat immer gemeint: › Wenn ihr es euch nicht teilen wollt, dann bekommt es keiner von euch.‹«
    Dann hörte ich das unverkennbare Geräusch, das mein 38er-Revolver von sich gab, wenn man den Hahn spannte.

7
    Taylor stand auf der Leiter. Sein Oberkörper ragte aus der offenen Luke hervor. Er starrte auf die entsicherte Waffe. Der dicke Mann kniete auf dem Boden und hielt sie an den Kopf der Polizistin, während Donaldson ihn mit ernstem Blick fixierte.
    Verdammt. Wie konnte ich so leichtfertig sein und ihm die Waffe überlassen?
    In Taylor breitete sich eine tödliche Kälte aus, als ob sich sein Körper in Eis verwandelte. Er suchte nach den richtigen Worten und versuchte, so gelassen wie möglich zu klingen. » Wissen Sie was, Donaldson? Vielleicht haben Sie Recht. Teilen scheint nur fair, vielleicht macht es sogar Spaß. Außerdem soll eine solche Berühmtheit ruhig Bekanntschaft mit uns beiden machen. Aber ich möchte hinzufügen, dass mir bei dem Anblick einer Waffe in Ihrer Hand nicht ganz wohl ist. Wir wollen doch keine Feinde werden, wir beide. Oder?«
    Donaldson lächelte, zuckte mit den Achseln, ließ den Hahn los und steckte den Revolver in die Hosentasche. » Ich weiß Ihre Gastfreundschaft zu schätzen, Taylor. Ganz ehrlich. Normalerweise bin ich einem Seelenverwandten gegenüber nicht so unhöflich. Aber diese Frau löst irgendetwas in mir aus. Ich habe mich schon seit Jahren nicht mehr so gefreut.«
    » Das merke ich«, bestätigte Taylor, der auf Augenhöhe mit Donaldsons Leistengegend stand.
    » Also. Dann lassen Sie uns einen Plan schmieden.«
    » Gut.«
    Taylor entspannte ein wenig, da der Revolver nicht mehr im Spiel war, wenn er sich auch sicher war, dass Donaldson ihn früher oder später wieder zücken würde. Seine ursprüngliche Vorstellung des abwechselnden Spaßes hatte inzwischen einer anderen Platz gemacht.

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