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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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war Teil unserer Geschichte, ein Ort, wo wir etwas Besonderes geschaffen hatten – oder erkannt hatten, was die ganze Zeit schon da gewesen war.
    »Warum haben wir so lange gebraucht?«
    »Wir waren nicht bereit dafür, Mike.«
    Wir kuschelten uns in unsere Träume, aber tief in uns drin wussten wir, dass es nur eine Verschnaufpause war. Wenn wir nicht herausbekamen, was bei Lenox passiert und wer hinter uns her war, gab es für niemanden in diesem Haus eine Zukunft, nur noch Schmerz und Entsetzen.
    »Mike, erinnerst du dich noch, wie ich zu dir sagte, du sollst auf keinen Fall die Nachforschungen wegen Dwyers Tod einstellen?«
    »Hast du es dir anders überlegt?«
    »Nein, auch wenn ich von Dwyer enttäuscht bin – ein verängstigter, eigennütziger alter Mann. Ich bin stolz auf dich. Ich will helfen, was immer es kostet. Ich will diese Mistkerle bekämpfen. Egal, was passiert, wir tun das Richtige.«
     
    Ich wachte um halb fünf auf. Das Haus lag stumm, kalt und ohne elektrischen Strom da. Ich ging zum Fenster und betrachtete die glitzernden Baumwipfel. Dann hörte ich ein gedämpftes, rhythmisches Knirschen, und mir blieb fast das Herz stehen, als ich weiße Gestalten durch den Wald aufs Haus zuschleichen sah – Männer in Tarnanzügen.
    Mondlicht glänzte auf Stahl.
    Soldaten.
    Ich brüllte: »Sie sind da!«, als ich eine schwarzgekleidete Gestalt zwischen den Bäumen hervorbrechen und über den schimmernden, eisbedeckten Rasen auf die überdachte Vorhalle zustürmen sah – Danny. Wir konnten die Geschichte nicht mehr übers Internet verbreiten, dachte ich. Jetzt ist es zu spät.
    Kim schreckte hinter mir aus dem Schlaf. Die Gestalten draußen rannten hinter Danny her, der im Zickzack lief, während Schneefontänen vor seinen Füßen aufstoben. Plötzlich herrschte ein Lärm wie auf einem Schießstand. Ich hörte automatische Sturmgewehre knattern.
    Die Männer waren gekommen, um zu töten.
     
    Übungen entsprechen nie ganz der Wirklichkeit. Immer noch nackt, rannte ich in mein Schlafzimmer, packte das Gewehr und zerschmetterte die Fensterscheibe. Ich zog den Abzug durch und sah die Angreifer hinter Danny zurückbleiben.
    Dann knallte die Tür zu. Danny ist drinnen.
    Die Scheibe neben mir zersprang, Glasscherben flogen durch die Luft und zerfetzten die Tapeten. Ich feuerte blind zurück, um mir keine Blöße zu geben. Geduckt trat ich den Rückzug an und schloss die Tür hinter mir, für den Fall, dass sie Gasgranaten einsetzten. Plötzlich glitten Suchscheinwerfer über die Hauswände. In ihr blaues Licht getaucht, stand Kim barfuß und im Morgenmantel in der Diele und hielt mir meinen Schlafanzug hin. Ich winkte ab. Keine Zeit. Eisner und Gabrielle rannten bereits in ihren Pyjamas halb die Treppe hinunter. Der Schein ihrer Taschenlampen huschte über die Wände, und jetzt hörte ich, wie draußen jemand Befehle brüllte.
    Automatisches Feuer brach im Erdgeschoss los.
    Danny. Er feuerte und schrie gleichzeitig: »Aufwachen! «
    Als ob jetzt noch jemand schlafen könnte.
    Wenigstens keine Helikopter, dachte ich.
    Splitter flogen aus der Decke. Geschirr zerplatzte. Löcher erschienen in den Wänden. Putzbrocken spritzten mir ins Gesicht. Alte Bürgerkriegsfotos flatterten durch die Luft. Die Männer schossen das Haus in Stücke.
    Der Strahl meiner Taschenlampe tanzte durchs Wohnzimmer. Wir flohen an der Küche vorbei zu dem Tunnel, in dem sich vor 150 Jahren flüchtende Sklaven versteckt hatten. Unten erwartete uns warme Kleidung.
    »Schnell! Schnell!«, gellte Eisner, Taschenlampe in der einen, AR-15 in der anderen Hand.
    »Sie sind überall«, schrie Danny aus dem Wohnzimmer. Ich lief zu ihm zurück, während die anderen weiterrannten. Wir bezogen zu beiden Seiten des zerschmetterten Hauptfensters Stellung. Wir mussten die Angreifer aufhalten, bis unsere Freunde den Tunnel erreicht hatten.
    »Dreißig Leute, Boss. Mindestens. In Rangerkluft.«
    »Bist du verletzt, Danny?«
    »Machst du Witze? Ich hörte sie flüstern. Es sind deine Freunde aus Carolina. Corby, richtig? So heißt einer von denen.«
    Eisner schrie: »Mike? Danny? Wo bleibt ihr?«
    Sie würden das Haus mit Nachtsichtgeräten stürmen. Von vorne und durch die Hintertür zugleich. In Zweiergruppen, so dass ein Mann das Zentrum jedes Raums übernehmen konnte, der andere die Ecken. Sie würden aus vollen Rohren feuern und keine Gefangenen machen.
    Ich sagte zu Danny: »Gib mir eine Minute in der Küche. Dann komm nach.«
    »Mitternachtsimbiss?

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