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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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auf meinen fragenden Blick hin.
    »Sonst jemand verletzt? Kim?«
    Ich dachte daran, wie sie mit dem Kopf gegen den Felsen geknallt war.
    »Alte Sportverletzung.« Sie lächelte und massierte sich das Genick.
    Hoot sagte: »Diese Kerle sind ja schlimmer als die Ayatollahs.«
    »Ich werde nicht nach Kanada gehen«, sagte ich, während wir uns in Marsch setzten. »Glaubt ihr, dort wären wir in Sicherheit? Wir haben gerade ein Haus voller Soldaten in die Luft gesprengt. Man würde uns ausliefern.«
    Eisner nickte, als würde er mir zustimmen. Aber er sagte: »Wir gehen über die Grenze. Wir schicken die Beweise an jeden Journalisten, jeden Senator und jede entsprechende Website, die uns einfällt, und warten, bis die Kacke richtig am Dampfen ist. Das verschafft uns Zeit. Das hier war Notwehr. Das können wir beweisen.«
    Da gab Hoot einen erstickten Laut von sich und blieb stehen. Sie zitterte am ganzen Leib wie ein Soldat mit Gefechtsneurose. »Ich … Ich …«, stammelte sie.
    Kim legte den Arm um sie, doch Hoot schien es gar nicht zu bemerken. Mir schwante Übles.
    »Ich hatte Angst«, stammelte sie. »Ich hörte Schüsse. Ich rannte weg. Ich habe die Disks liegenlassen. «
    Sie brach in Tränen aus.
    »Sie sind dort drüben?« ,meinte Gabrielle mit schwacher Stimme, als hätte sie jede Hoffnung verloren. Jedem von uns war bei den Fluchtübungen eine bestimmte Aufgabe zugewiesen worden. Da Hoot im Zimmer mit dem Computer schlief, hätte sie die Disks mitnehmen sollen.
    Es war höchste Zeit, zu gehen, aber Kim ließ sich schwer in den Schnee fallen. Es gab ein Geräusch, als presste es ihr die letzte Luft aus den Lungen. Alle Energie schien sie verlassen zu haben. Es gibt für uns alle einen Punkt, an dem wir nicht weiterkönnen. Kim hatte ihren erreicht.
    Während die Motorengeräusche lauter wurden, sagte ich zu Hoot: »Uns fällt schon etwas ein.«
    »Was denn?«, schnaubte Gabrielle. »Erfinden wir noch eine Droge, eine Wahrheitsdroge?«
    Unser Beweismaterial war weg. Die Disks waren verloren. Es gab nichts, was wir über das Internet veröffentlichen konnten.
    Hoot sagte immer wieder: »Es tut mir so leid.«
    Ich sah Blutstropfen im Schnee neben Danny. Seine Hose war blutdurchtränkt.
    Im Wald wurden Stimmen laut. Die Truppen rückten näher. »Lauft«, sagte ich.
     
    Im Schein des Vollmonds kamen wir schnell voran. Wir eilten einen Abhang hinauf und kamen aus dem Wald. Danny humpelte leicht. Hundert Meter vor uns sah ich das Maisfeld des Nachbarn und die zweigeschossige, altersschwache Scheune, wo Eisner unseren Ford Explorer versteckt hatte.
    Kim wirkte benommen, doch sie setzte immerhin einen Fuß vor den anderen. Eisner zog den Riegel des Scheunentors zurück. Drinnen stand zwischen Landmaschinen versteckt der weiße Ford. Er hatte kastanienbraune Ledersitze und in die Rücklehnen integrierte Bildschirme, damit die Passagiere im Fond sich mit Videos verlustieren konnten. Kleine Getränkehalter. Doppelairbags.
    Im Schein der Innenbeleuchtung zog Kim den Verbandskasten unter den Schlafsäcken und den Reservekanistern hervor, die wir zwischen Fünfliterbehältern von jetzt gefrorenem Wasser verstaut hatten.
    »Lass die Hosen runter«, befahl sie Danny, während sie den Verbandskasten aufmachte.
    »Tut mir leid, Miss, aber ich bin verheiratet.«
    »Du blutest.«
    Hoot würgte, als sie einen großen Holzsplitter aus Dannys Oberschenkel herausragen sah. Er war fünf Zentimeter lang. Als Danny ihn herausriss, quoll Blut hervor, aber nicht in einem Schwall. Keine Arterie war verletzt. Eisner drückte die Wundränder zusammen, während Gabrielle antibakterielle Salbe auftrug und Kim einen Druckverband anlegte. Ihr Atem ging rau. Sie stand selbst halb unter Schock.
    »Kanada«, meinte Danny. »Wir können bei ein paar Cousins von mir unterschlüpfen, nördlich von Montreal.«
    Gabrielle fragte: »Wie viele Cousins hast du eigentlich?«
    »Es ist ein ganzer Clan«, sagte ich, während ich den Zündschlüssel unter der Bodenmatte hervorzog. Wir zwängten uns ins Auto, bis auf Eisner, der erst das Tor hinter uns wieder schloss. In der frischen, klaren Luft schien das Motorgeräusch weit zu tragen, doch die Humvees der Soldaten machten selbst so viel Lärm, dass sie es hoffentlich nicht hörten. Durch das getönte Glas sah ich schlecht, aber ich wollte die Scheinwerfer noch nicht einschalten. Wenigstens funktionierte die Heizung. Wir holperten im Mondlicht über einen vereisten Feldweg, auf dem wir – trotz

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