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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Oder suchst du nach einer Hose?«
    »Die Gasleitung«, sagte ich.
    Ich feuerte mein Magazin leer. Dann stürmte ich durch die Halle, wo ich Hoot wie erstarrt in einer Tür stehen sah. Mitten in dem Chaos in einem Kinderpyjama. Sie schrie auf Farsi, ihrer Muttersprache. Anscheinend hatte sie auf der Couch neben ihrem geliebten Computer geschlafen. Sie stand unter Schock.
    Ich zog sie hinter mir her, während eine Vase neben ihr zerplatzte. Schwarzer Kajal lief ihr in Streifen übers Gesicht. Sie starrte meine Nacktheit an. Der Anblick verschlimmerte ihre Desorientierung noch.
    »Hoot? Verstehst du mich?«
    Ich schob sie durch die Halle zum rückwärtigen Teil des Hauses. Langsam schien sie ihre Umgebung wieder wahrzunehmen. Wir rannten los.
    Seit Beginn des Angriffs waren weniger als vier Minuten vergangen. Wir kamen vorbei an einem zur Seite geschobenen Läufer und einer geöffneten Falltür zum Keller. Es war eine falsche Spur. Eisner hatte uns vorher durch den leeren Keller trampeln lassen, um frische Fußabdrücke zu hinterlassen.
    Der eigentliche Fluchttunnel lag nicht im Keller, sondern unter dem Wäscheschrank am Ende der Halle.
    Inzwischen ertönte das Feuer automatischer Waffen aus dem hinteren Teil des Hauses. Das musste Eisner sein, der die Angreifer auf der Rückseite abwehrte. Gabrielle und Kim knieten vor dem offenen Wäscheschrank und zerrten an einer Holzkiste, die als Teil der Falltür festgenagelt war. Was ich vorhatte, stand nicht in Eisners Drehbuch. Die Küche lag noch nicht unter Feuer. Ich griff hinter dem Herd nach der Propangasleitung und riss sie los. Leise zischte das Gas, während ich eine Schranktür aufschob, wo wir für die Stromausfälle Kerzen und Streichhölzer aufbewahrten. Ich zündete eine Kerze an und stellte mir vor, wie das Gas wie Wasser auf die kleine, flackernde Flamme zusickerte.
    Dann rannte ich zum Tunnel. Danny zog sich aus dem Wohnzimmer zurück. Eisner lud nach, während er in die Halle kam. Die Frauen hatten die Falltür immer noch nicht geöffnet. Klemmte sie?
    Endlich hob sich die Kiste mit dem Putzzeug, die die zweite Falltür verdeckte. Kein Spalt im Fußboden bot auch nur den kleinsten Anhaltspunkt. Sie war gebaut worden, um erfahrene Sklavenjäger zu täuschen. Ich hoffte, das würde auch für die Männer da draußen reichen.
    Kim sagte: »Sie sind schon an der Tür!«
    Gabrielle stieg als Erste hinunter. Ihr Atem gefror in der Luft, während sie im Keller verschwand. Kim kletterte mit bloßen Füßen hinterher. Dann folgte Hoot. Danny. Eisner. Ich ging als Letzter mit dem Gewehr unter dem Arm geklemmt. Zitternd vor Kälte, zog ich die Schranktür hinter mir zu, während ich das Holz der Haustür splittern hörte.
    Dann schloss ich die Falltür über mir.
    Komm schon, Gas, dachte ich. Explodier.
    »Hübsch warm hier unten«, meinte Danny, während die anderen ihre Morgenmäntel und Pyjamas abstreiften und in die Kleider und Schuhe schlüpften, die wir hier gelagert hatten. Wir zogen lange Unterhosen, Socken, Handschuhe und Jacken an, während von oben neue Geräusche laut wurden. Schwere Schritte. Wir griffen nach einem Stoffbeutel mit Extramagazinen und Munition für die Sturmgewehre, außerdem zwei 9mm-Glocks und einer Sig Sauer. Ich schob mir eine der Glocks in den Hosenbund und ein Schweizer Armeemesser in die Tasche.
    Ich flüsterte: »Ich habe die Gasleitung durchtrennt.«
    Der Tunnel wurde immer enger, bis man nur noch kriechen konnte. Wir krabbelten auf Händen und Füßen weiter. Im Strahl der Taschenlampen hingen Wurzeln von der Lehmdecke herab. Ich hörte eine Ratte quieken, roch Wasser und Schlamm und schmutzige Stiefel. Schwer atmend kroch ich hinter Eisner her.
    Wenn das Gas in die Luft geht, erreicht die Explosion dann auch den Tunnel?
    Mein Gewehr scharrte über den Boden. Die Kälte drang selbst durch die Handschuhe. Wir mussten uns inzwischen unter dem Fluss befinden. Hoot begann, vor Angst vor sich hin zu summen, eine fremd klingende Melodie, die ich nicht kannte. Außer Eisners Stiefeln vor mir konnte ich nichts sehen. »Nur noch ein kurzes Stück«, sagte er. Ich erbleichte, als sich von oben ein kurzes Grollen vernehmen ließ, aber es war keine Explosion. Weiter vorne sagte Kim: »Danny. Dein Gesicht. Ist das Blut?«
    »Make-up«, erwiderte er.
    »Blut«, wiederholte sie.
    »Darum kümmere ich mich, wenn wir hier raus sind.«
    Wir krochen weiter durch den stickigen Tunnel.
    Warum ist das Gas noch nicht explodiert? Hatten die Männer das

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