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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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plötzlich. Stehen wir noch auf der verdammten Liste, oder hat man uns gestrichen?
    Der Soldat trat ein paar Schritte zurück und sprach wieder in sein Mikro. Ich konnte nicht verstehen, was er sagte. Die Mündung seines Sturmgewehrs begann sich zu heben. Ich unterdrückte das Verlangen, meine Glock zu ziehen.
    Dann begriff ich, dass er nur unsere Namen buchstabierte.
    Ich war inzwischen nass geschwitzt. Danny musste bald den Außenzaun erreicht haben. Falls wir hier auf Probleme stießen, wollten wir unser Handy klingeln lassen und dem Wächter erklären, dass Colonel Otto die Übung abgeblasen habe. Dann würden wir versuchen umzukehren.
    Wem versuchst du hier etwas vorzumachen?, fragte ich mich selbst. Wenn sie euch erwarten, haben euch schon längst ein paar Scharfschützen im Visier.
    »Major Eisner?«, sagte der Wächter, während er uns die Ausweise zurückgab. »Captain Van Tries erwartet Sie am Vordereingang. Entschuldigen Sie bitte die Verzögerung.«
    Gott sei Dank.
    Ich fuhr los und stellte mir vor, dass Gabrielle uns jetzt vom Park aus durchs Fernglas beobachtete. Im Schein der Flutlichter sah ich ein Trio uniformierter Männer unmittelbar vor dem Gebäude warten. Der Offizier war einen Schritt vorgetreten. Zwei mit M-16 bewaffnete Soldaten standen hinter ihm.
    »Ach nein, Sie wollten nicht umkehren«, lächelte Eisner. »Eigentlich nicht.« In diesem Moment spürte ich tatsächlich eine Welle des Glücks von ihm ausgehen.
    »Geben Sie’s zu, Mike«, sagte er, als würde er meine Gedanken lesen. »Sind Sie nicht auch ein bisschen glücklich?«
    Er hatte recht. Adrenalin schoss durch meine Adern. »Fang einfach an und zieh es durch«, hatte mein Vater immer gesagt. Das Hochgefühl, das mich erfüllte – diese Zielstrebigkeit –, hatte nichts mit 109 zu tun.
     
    Der Offizier – Captain Van Tries – war Ende zwanzig, sehr muskulös, blond und hakennasig und trug eine Brille mit Silbergestell. Hände an den Hüften. Perfekte Haltung.
    »Man hat mich gerade von Ihrer Ankunft verständigt«, sagte er. Sein Akzent stammte aus den Slums der Bronx.
    Hochrangige Besucher tauchen aus zwei Gründen unangemeldet spätnachts in einer militärischen Einrichtung auf. Der eine ist ein Notfall. Der zweite das Überraschungsmoment. Captain Van Tries schien auf beides gefasst und überprüfte unsere Ausweise, während Eisner ihm bestätigte, dass der Beginn einer Übung unmittelbar bevorstehe. Der Captain nickte zustimmend, was die Platzpatronen betraf, beäugte aber verwundert unseren Acura.
    Neugierig, aber bisher nicht misstrauisch. Kooperativ.
    »Stimmt etwas nicht mit unserem Wagen?«, fragte Eisner.
    »Ich frage mich nur, warum Sie ein Zivilfahrzeug fahren, Sir.«
    »Und ich frage mich«, bemerkte Eisner, der auf die Frage vorbereitet war, »warum der Posten am Tor nicht mit besonderer Vorsicht vorgegangen ist, besonders weil es ein Zivilfahrzeug und mitten in der Nacht ist.«
    Van Tries lief rot an.
    »Bringen Sie Ihren Leuten nichts über Autobomben bei?«, fügte Eisner hinzu. »Der Posten hätte seine Instruktionen per Lautsprecher erteilen und zurückbleiben müssen, statt sich alleine und zu Fuß zu nähern. Was nützen all unsere Erfahrungen aus dem Irak, Captain, wenn wir dieselben Fehler ständig wiederholen?«
    »Ich werde den Mann zur Rede stellen, Sir.«
    Bis jetzt war es einfach gewesen, dachte ich. Zu einfach.
    Eisner ließ Van Tries nicht zum Nachdenken kommen. Er sagte ihm, dass wir die Reaktion seiner Truppen testen wollten und uns dazu aufteilen würden. Eisner würde während des Alarms bei Van Tries bleiben. Ich dagegen sollte ins Hauptlabor gehen.
    Das war natürlich der große Augenblick. Weiter so, drängte ich.
    »Ins Labor, Sir?«, fragte Van Tries.
    Er ist gerade ein wenig misstrauisch geworden.
    »Das ist keine Bitte, Captain«, sagte Eisner. »Sondern ein Befehl.«
    »Ja, Sir. Es ist nur so, dass der Zutritt zum Labor grundsätzlich verboten ist. Wir haben nicht einmal Kameras dort drinnen. Wir sollen nicht sehen, was die Wissenschaftler machen.«
    Sein Misstrauen wächst. Unternimm etwas, Eisner, dachte ich.
    Beinahe sofort schaltete Eisner auf einen verschwörerischen Ton um. »Captain«, sagte er, während wir darauf warteten, dass Danny endlich den Zaun erreichte und Alarm auslöste. »Mike Acela gehört zu den Entwicklern des ursprünglichen Sicherheitssystems hier. Dieser überbezahlte, nichtsnutzige Zivilist behauptet, eine Lücke in Ihrem Verteidigungsring entdeckt zu haben,

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