Serum
dafür wohl auch noch dankbar sein.«
Es war eine Erleichterung, zur Planung zurückkehren zu können.
Ich erzählte Eisner und Gabrielle, was Danny bereits wusste, dass uns die Wachen bei Naturetech nach Hoots Verschwinden möglicherweise schon erwarteten. Ich fühlte mich verpflichtet, ihnen eine Alternative anzubieten. Unterzutauchen und sich zu verstecken. Darauf zu hoffen, dass die Washington Post der Sache schon auf den Grund gehen würde.
Aber das war nichts für mich. Ich hatte mich viel zu lange herumschubsen lassen.
Eisner schüttelte den Kopf. »Es dauert Wochen, bis die Post die Geschichte überprüft hat«, sagte er. »Wenn sie es überhaupt tut. Wenn Otto das Management nicht schon in der Tasche hat.«
Gabrielle stimmte zu. »Glaubst du wirklich, Ludenhorff hält still, wenn ein Reporter anfängt, Fragen zu stellen? Außerdem hast du gesagt, dass die Droge morgen verteilt werden soll. Danach ist es aus. Die Welt wird nie wieder so sein wie vorher.«
»Gabrielle, wegen 109, weil wir dir nicht gleich gesagt haben, dass wir es eingenommen haben …«
»Halt den Mund, Mike. Versuch’s erst gar nicht.«
Also erklärte ich unseren Plan. Sie würde mit dem Cadillac zu dem Aussichtspunkt fahren, von dem aus wir am Nachmittag Naturetech observiert hatten. Von dort aus sollte sie mit Ludenhorffs verschlüsseltem drahtlosen Laptop Instruktionen senden, und zwar entsprechend der zuvor von uns aktualisierten Zugangsliste. Die Nachricht würde lauten, dass in genau 15 Minuten eine überraschende Sicherheitsübung im Labor stattfinden würde. Jede Seite, sowohl die »Angreifer« als auch die »Verteidiger«, sollte aus Sicherheitsgründen nur Platzpatronen laden. Dem diensthabenden Offizier wurde befohlen, in jeder Hinsicht mit Major Carl Eisner und Michael Acela vom Lenox-Sicherheitsdienst zu kooperieren. Ein Klick auf den SENDEN-Button würde die Nachricht losschicken und im Wachraum bei Naturetech einen Alarmsummer ertönen lassen.
All dies dank Ludenhorff.
Nicht in einer Million Jahren hätten wir einen so verwegenen Plan ersinnen können, ohne die Droge in unserem Kreislauf.
»Der Schlüssel zum Erfolg ist, den diensthabenden Offizier zu so vielen Entscheidungen in allerletzter Sekunde zu zwingen, dass er nicht zum Nachdenken kommt«, sagte ich.
Unglücklicherweise würde Gabrielles Nachricht für jeden sichtbar sein, der sich die Zugangsliste ansah. Wir setzten darauf, dass niemand da war, der unsere Namen kannte.
»Anschließend nimmst du das Fernglas und lässt das Gelände nicht aus den Augen. Wenn etwas schiefgeht … Wenn Truppen oder Polizisten auftauchen … Lass mein Handy genau einmal klingeln, und leg dann auf. Danach verschwindest du auf der Stelle. Geh nach Kanada, wenn möglich. Schick Ludenhorffs Papiere übers Internet an den Kongress. An CNN. Die New York Times. Deine Freunde.«
»Warum nicht gleich?«
»Wenn die Bombe zu früh platzt, bekommen wir keinen Zugang mehr zu Naturetech, und wie du schon gesagt hast, dann ist alles zu spät. Selbst wenn wir Ludenhorff stoppen können.«
Aus Gabrielle brach es wieder heraus: »Ich fasse es einfach nicht, dass du mir nicht gesagt hast, dass du unter der Droge stehst.«
»Danny schleicht zum hinteren Zaun und löst dort Alarm aus«, sagte ich. »Wenn alles gutgeht, fahren wir auf demselben Weg hinaus, wie wir gekommen sind. Andernfalls schlagen wir uns über die Verladerampe in die Büsche, zum Zaun. Den Strom schalten wir von drinnen ab. Danny wird die Decke beim Zaun zurücklassen. Wir werfen sie über den Stacheldraht und klettern rüber.«
»Ja. Kinderspiel«, sagte Danny.
»Hast du eine bessere Idee?«
Ich dachte daran, dass Gabrielle in ein paar Stunden selbst voll auf 109 sein würde. Es war ein seltsames Gefühl. Ich wollte nicht, dass sie den Effekt bei mir anwandte.
»Seid vorsichtig«, mahnte sie. Jetzt, wo es losging, wurde sie versöhnlicher.
»Wir kommen schon zurecht«, beruhigte Danny sie. »Wir sind jung und haben ein reines Herz. Na ja, so jung auch nicht mehr.«
Ich tippte auf meinen Ausschlag. »Außerdem besitzen wir eine Geheimwaffe.«
Gabrielle seufzte. »Schlicht und einfach Glück wäre mir lieber.«
Die Scheinwerfer von Ludenhorffs Cadillac verloren sich im Deer Run Park, während Gabrielle den Hügel hinauffuhr.
Anderthalb Kilometer weiter vorn sah man die Flutlichter von Naturetech schimmern.
Meine Kopfschmerzen hatten sich in Nacken und Schultern verlagert und verhärteten die Muskelstränge.
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