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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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gehört, was er sagte: »Alles klar. Sie müssen nicht mitkommen. Ich finde mich schon zurecht.«
    »Ich werde Sie nicht stören.« Auf einem Schild an seiner Hemdtasche stand: BURGOYNE.
    »Werden Sie während der Übung nicht anderswo gebraucht?«
    »Ich habe von Colonel Van Tries Befehl, Sie zu begleiten.«
    Diskutieren hatte keinen Sinn. Ich ging voraus durch den fensterlosen Gang und zerbrach mir den Kopf, wie ich den Knaben am besten loswurde. Sobald er mitbekam, wie ich den Inhalt des Safes fotografierte, würde er wissen, dass das keine Übung war.
    Noch vor der Tür zum Labor erreichten wir ein Gitter, hinter dem die Alarm- und Beleuchtungsanlage für den westlichen Zaun lag, wo Danny jetzt an allen möglichen Stellen Alarm auslöste, damit es nach einer ganzen Horde von Angreifern aussah. Nach fünfzehn Minuten sollte er sich erwischen lassen. Danach würde er, gemäß unserer gefälschten Instruktionen, zum Wachraum geführt werden. Laut Plan sollte der »Angriff« scheitern. Danny würde berichten, dass der Tunnel von draußen blockiert war. Das Lenox-Team hätte verloren. Van Tries wäre der große Sieger.
    Dann wollten wir einfach davonfahren.
    Aber der ganze Plan beruhte auf Schnelligkeit, Bluff und dem Überraschungsmoment. Auf HF-109, damit wir die Reaktionen der Soldaten interpretieren konnten. Und darauf, dass ich alleine ins Labor kam.
    Wie konnte ich bloß einen so dämlichen Plan aushecken?, fragte ich mich.
    Ein letzter Versuch, Burgoyne abzuwimmeln. »Sie haben keine Sicherheitsfreigabe«, sagte ich.
    »Der Captain hat angeordnet, Sie nicht zu stören, aber auch nicht allein zu lassen. Wenn es Ihnen lieber ist, bleiben wir hier draußen, Sir.«
    Na großartig.
    Ich fluchte innerlich und tippte die dreistellige Zahlenkombination ein, die ich aus Ludenhorffs Akten kannte. Das zweite Zugangslicht flammte grün auf.
    Ich war drin.
    Aber auch Burgoyne mit seinem Funkgerät und den Ersatzmagazinen mit scharfer Munition.
    »Mannomann«, sagte er mit großen Augen beim Anblick des riesigen, hell erleuchteten Labors, wie ein Kind beim ersten Museumsbesuch. »Was ist denn das alles, Sir? Wissen Sie, die Jungs machen immer ihre Witze. Carver behauptet, sie arbeiten hier an Anthrax. Gonzales meint, es sind genmanipulierte Bakterien.«
    Ich ergriff die Gelegenheit, ihm einen Schrecken einzujagen. »Tja, wir sollten eigentlich wirklich Schutzmasken tragen.« Er wirkte besorgt. Aber er blieb.
    Verdammt.
    Im Labor hörte man den Alarm nur gedämpft. Doch dann schrillte auch im C-Flügel eine Sirene los. Ich war lange genug bei Lenox gewesen, um einige der Apparate hier zu erkennen. Auf den Labortischen standen die Gaschromatographen und Mikroskope, mit denen die Forscher Asa Rodriguez’ getrockneten Fisch untersucht hatten. Die einzelnen Arbeitsplätze verfügten über Abzugshauben, um giftige Dämpfe abzuleiten. In den Glasschränken standen braune Glasflaschen mit Chemikalien und ganze Reihen von Bechergläsern mit Reagenzien zur Produktion von Enhance. Es roch nach Ozon und Graphit, Alkohol, Bodenpolitur und einem Hauch von aufgewärmten ranzigen Käsesandwiches aus einem Papierkorb.
    Wenn Burgoyne sein Funkgerät benutzt, ist unser Plan erledigt, bevor er richtig angefangen hat.
    »Das sind sehr kostspielige Geräte«, sagte ich, während ich mir den Kopf zerbrach, wie ich ihn kaltstellen konnte. »Setzen Sie sich irgendwohin. Ich muss mich erst umsehen.«
    Ich spürte die Uhr ticken, den Sekundenzeiger meiner Uhr, wie ein Kratzen am Handgelenk. In einer Ecke standen Computergehäuse, jedes mit einem rechteckigen Loch zum Einstecken der Metallkassetten mit den Wechsellaufwerken. Die Festplatten und der Vorrat an synthetisiertem 109 mussten sich in dem Moseler-Safe in der Nordecke befinden, einem am Boden festgebolzten stählernen Ungetüm, dem härtesten Safe der Welt. Ich war selbst verantwortlich für den Einkauf gewesen.
    Aber dank Ludenhorffs Aufzeichnungen kannte ich die vierstellige Kombination, jedenfalls wie sie vor ein paar Stunden gelautet hatte. 1775, das Jahr, in dem die amerikanische Revolution begann.
    Dreckstück, dachte ich.
    »Was tun wir jetzt, Sir?« Burgoyne hatte sich einen Stuhl in einer Ecke gesucht. »Warten wir einfach, ob jemand hereinkommt?«
    Wir, dachte ich. Ich und Borgoyne. Das Team.
    »Wie viele von Ihren Leuten versuchen eigentlich, hier einzudringen?«, sprach er weiter. Er redete gern.
    »Oh, das darf ich Ihnen nicht sagen«, antwortete ich.
    »Bei der letzten Übung

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