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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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was mir entgegenschlug. La Taquería war mir immer als friedlicher, freundlicher Ort erschienen. Aber jetzt lief ich in eine Wand aus Furcht hinein. Sie war so massiv, dass ich unter ihrer Wucht zurückprallte. Niemand rührte sich, aber die Emotionen waren die einer flüchtenden Menge in Panik.
    Sie haben Angst vor mir, dachte ich.
    Meine Augen gewöhnten sich an das schummrige Licht. Ich sah mich um. Kleine, dunkelhäutige Männer mit Schirmmützen saßen zu zweit oder dritt vor langhalsigen Bierflaschen und Tellern mit Papusas oder Enchiladas. Niemand sah mich an. Sie schienen mich gar nicht wahrzunehmen.
    Die glauben, ich bin von der Einwanderungsbehörde, dachte ich. Meine Kopfschmerzen verdoppelten sich unter dem Ansturm all der Eindrücke.
    Gabrielle schlängelte sich aus einer Nische ganz hinten zu mir durch.
    Ich wollte den Männern sagen, dass es keinen Grund zur Sorge gab, aber das würde alles nur noch schlimmer machen. Ich musste mich zusammenreißen. Mir wurde klar, dass mit der Steigerung der intuitiven Wahrnehmung meines Gehirns meine Emotionen größere Kontrolle über mich gewannen. Meine Macht widerte mich an. Ich tat diesen Männern Gewalt an. Ich wollte ihre Ängste nicht kennen. Ich schmeckte Galle.
    Daher konzentrierte ich mich lieber auf die bezaubernde Frau, die auf mich zukam, stellte aber fest, dass das auch nicht besser war. Sie musste mir etwas angesehen haben, denn sie blieb verwirrt stehen.
    Sie liebt mich. Ich will das nicht wissen. Nicht nach dem, was Kim zugestoßen ist.
    Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer, als würden sich die Absichten und Gefühle anderer in mir akkumulieren, nur dass nicht genug Platz dafür da war. Der Schmerz legte sich um meinen Hinterkopf wie ein Schraubstock.
    Dr. Whiteagle hatte vermutet, dass der Mensch 109 selektiv einsetzen und bestimmte Individuen ins Visier nehmen konnte, aber heute Nacht war die Wirkung flächendeckend. Vielleicht war das synthetische Material einfach stärker. Vielleicht wuchs die Fähigkeit mit dem Gebrauch, wie Schwadron behauptet hatte. Oder ich war so überdreht, dass ich einfach nicht abschalten konnte. Ich wollte nur noch, dass es aufhörte.
    »Mike, warum siehst du mich so an?«
    Ihre Stimme klang gefasst, ihr Gesicht strahlte eine kalte Schönheit aus, aber ich konnte durch die Maske ihr verwundbares Innerstes sehen. Ich besaß eine Macht über sie, die ich nicht wollte.
    Sie hat Angst um mich. Mehr als um sich selbst.
    »Alles in Ordnung. Machen wir, dass wir hier rauskommen«, sagte ich.
    Anfangs erzählte ich ihr nicht, dass wir noch mehr 109 gefunden hatten. Keiner von uns. Das war eine unausgesprochene Übereinkunft gewesen, während wir unsere Pläne schmiedeten. Später sollte ich das im Rückblick als den Moment erkennen, in dem die Droge erstmals Gewalt über mich bekam, aber damals redete ich mir ein, dass wir uns einfach auf Naturetech konzentrieren mussten.
    Ich hörte Gabrielle sagen: »Danny, was ist das für ein scharlachroter Ausschlag an deinem Hals?« Sie durchbohrte ihn mit Blicken.
    »Hm, ja. Äh … wir haben etwas 109 gefunden.«
    »Du meinst, ihr habt es eingenommen?«
    »Äh … ja.«
    »Ihr alle?«
    »Ich wollte es dir sagen«, meinte ich lahm. »Ehrlich. Wir haben etwas aufgehoben, falls wir es später noch brauchen sollten.«
    Sie wurde rot. Sie starrte uns an, bis ihr Blick schließlich auf mir ruhte. Ich brauchte keine Droge, um ihren Zorn zu spüren. »Und was sagt dir 109 in diesem Moment über meine Absichten, Mike? Dass ich dir die Nase platt schlagen möchte? Dass du mich in einem gottverdammten Restaurant hast warten lassen, während ihr diese Droge gefuttert habt?«
    »Etwas in der Art«, bestätigte ich.
    »Gebt mir etwas davon! Auf der Stelle. Wenn ich mitkomme, werde ich es brauchen.«
    Widerwillig zog ich den Beutel heraus. Ich wollte nicht teilen, vor allem jetzt, wo ich den stärkeren Effekt kannte. Aber Gabrielles Ausbruch hatte uns drei geistigen Giganten auf das Niveau von eingeschüchterten Kindern reduziert. Danny ließ tatsächlich den Kopf hängen. Ah, der Zorn der Frauen.
    »Ich kann es nicht glauben« ,sagte sie, während sie das letzte Enhance schluckte. Sie spülte es mit einem Schluck aus der Plastikflasche hinunter.
    »Wage es nicht, in meinen Gedanken herumzuschnüffeln«, sagte sie.
    »Ich habe es bei dir nicht eingesetzt«, log ich.
    »Wie aufmerksam! Ein echter Gentleman!«, schnappte sie. »Und jetzt soll ich dir

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