Serum

Raum.
    Wirf auch die letzten Kapseln 109 hinein.
    Dann fühlte ich plötzlich ein heftiges Brennen am linken Fuß.
    Säure war auf meinen Schuh gespritzt, nur ein einziger Tropfen, aber er hatte sich bereits durchs Leder gefressen und brannte sich wie ein glühender Nagel in mein Fleisch.
    Auch auf meinem Hemd waren ein paar braune Flecken. Sie wurden größer. Da fiel mir auf, dass die letzte Sirene verstummt war.
    Mach, dass du hier rauskommst. Schnell.
    Aber ich hatte die Zerstörungskraft der Säure unterschätzt. Ich fing an, von den Dämpfen trocken zu würgen. Ursprünglich hatte ich gelassen hier herausspazieren, Van Tries anerkennend die Hand schütteln und einfach davonfahren wollen. Aber das ging nicht, wenn ich wie der Überlebende eines Chemieunglücks aussah. Ich wischte mir die Tränen mit einem Papierhandtuch aus einem Spender aus den Augen. In der verchromten Oberfläche des Kastens sah ich, dass sie rot angelaufen waren. Schleim lief mir aus der Nase. Ich schnäuzte mich, aber das hielt den Fluss nicht auf. Der Schmerz in meinem Fuß wurde immer schlimmer. Ich stellte mir vor, wie der Säuretropfen sich durch Knorpel und Knochen ätzte.
    Zum Teufel. Damit würde ich mich später befassen. Burgoyne starrte mich mit hervorquellenden Augen an. Er war weiter von den Dämpfen entfernt, aber trotzdem von Panik erfüllt. Mit voller Wucht traf mich sein Entsetzen. Er hat Angst, dass ich ihn zum Sterben zurücklasse, sagten mir meine geschärften Sinne. Angst, dass ich eine Biowaffe oder einen Explosivstoff freigesetzt habe.
    Seine Brust hob und senkte sich wie ein Blasebalg. Ich entfernte den Knebel, damit er besser Luft bekam. »Burgoyne, es gibt keine Biowaffe und keine Explosion. Ich bin kein Terrorist.«
    Seine Augen starrten wild auf den grau-weißen Rauch, der vom Safe aufstieg. Er nahm mich nicht einmal wahr.
    »Burgoyne, Ihnen geschieht nichts. Das Zeug, das ich gerade zerstört habe, war … Ach, verdammt, ich habe nicht die Zeit.«
    Ich musste wieder würgen. Ich schmeckte Chemikalien.
    Eisners Stimme drang aus dem Funkgerät, immer noch angeberisch, aber er ließ mich wissen, dass es Zeit war, zu gehen. »Sieht so aus, als wäre der Angriff abgeblasen worden.« Er klang erfreut, so, wie ein Mann klingen sollte, der gerade eine Wette gewonnen hat.
    Danny war gefangen, der angebliche Tunnel blockiert. Keinem anderen meiner fiktiven Leute war es gelungen, auch nur einen Fuß auf das Gelände zu setzen. Van Tries und seine Sicherheitskräfte hatten auf ganzer Linie gesiegt. Es war eine demütigende Niederlage für die nichtsnutzigen Zivilisten, die sich eingebildet hatten, es besser zu können als Uncle Sams Truppen.
    »Gut, ich komme gleich«, sagte ich. »Sie haben gewonnen.«
    »Ja, die Sache ist gegessen, Partner«, fügte Eisner hinzu. »Das kostet Sie einen Bushmills.«
    Der Codesatz.
    Mein Herz fing an zu galoppieren. Da es hier keine Fenster gab, konnte ich nicht nach draußen sehen. Ich hatte keine Ahnung, was schiefgegangen war.
    »Ich lade Sie zu einem Bier ein«, sagte ich, um mich zu vergewissern, dass ich ihn richtig verstanden hatte.
    »Nein. Unter einem Bushmills tue ich’s nicht«, erwiderte er und meldete sich ab.
    Sie sind erwischt worden.
    Ich schaltete auf das Frequenzband von Van Tries’ Mannschaft um. »Burgoyne, ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen nichts anfassen!«, schrie ich. »Wischen Sie das sofort auf, und folgen Sie mir in den Wachraum.«
    Ein kläglicher Versuch, sie zu narren. Aber jetzt tönte es aus beiden Funkgeräten. Ein Offizier rief Burgoyne und forderte ihn auf, sich zu melden. Wollte wissen, warum er nicht reagierte. »Burgoyne? Code A. Wo sind Sie? Burgoyne?«
    Ich wusste nicht, was Code A bedeutete, aber es würde mir sicher nicht gefallen.
    Jetzt drang ein neues Geräusch von draußen herein, gedämpft durch die dicken Wände, aber nach meinen jüngsten Abenteuern unverkennbar, stetig, mechanisch, lauter werdend. Es erfüllte mich mit Wut und Entsetzen. Es war ein Helikopter.
    Alonzo Otto ist da.
    Ich packte Burgoynes Sturmgewehr. Eisner hatte mir gerade gesagt, dass ich ihn und Danny zurücklassen und mich durch die Hintertür des C-Flügels verdrücken sollte, wie wir es für diesen Fall geplant hatten.
    Wenn Otto hier ist, bringt er auch Truppenverstärkung mit.
    Die Angst fiel von mir ab. Ich hatte das Gefühl, dass alle Mächte, gegen die ich in den letzten Wochen gekämpft hatte, bei Naturetech zusammentrafen. Ich brauchte keine Schlüsselkarte,