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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Papierkorb.
    Doch seine Augen verengten sich, und er griff zum Telefon, als ich ihm von der fehlenden Computerdatei über HF-109 erzählte. Er tippte eine Nummer aus dem Gedächtnis ein, und als er zu reden begann, merkte ich, dass der Leiter der Forschungsabteilung von Lenox dran war, Ralph Kranz.
    »Ralph? Bill Keating hier«, sagte er, gab meine Geschichte durch, wartete, lauschte und meinte dann: »Ich sage es Mike.« Er legte auf.
    »Laut Kranz ist es eine Standardprozedur, ein vielversprechendes Projekt aus den allgemein zugänglichen Dateien zu löschen und an einen sichereren Ort zu verschieben. Er ist sauer, weil Ihre Leute eigentlich überhaupt keinen Zugang zu irgendwelchen Dateien haben sollten. Er besteht darauf, dass Sie ihm sagen, wie Sie in seine Datenbank eingedrungen sind.«
    »Meine Mitarbeiterin wird sich bei ihm melden, Sir.«
    »Und er will Ihr Versprechen, dass das nicht wieder vorkommt.«
    »Was ist HF-109?«
    Keating schien mich abwimmeln zu wollen. Er trank noch einen Schluck Kaffee und tupfte sich die Lippen mit einer Serviette ab. Dann sagte er: »Es schien sich zu einem brauchbaren Mittel gegen Arthritis zu entwickeln, bestand aber die Tests nicht. Nach Abschluss des Projekts hätte die Datei wieder in den allgemeinen Bereich zurückgeführt werden sollen. Kranz wird das korrigieren. Aber nächstes Mal, wenn Sie etwas von ihm wollen, fragen Sie ihn einfach. Ich kann ihm keinen Vorwurf machen, dass er wütend ist.«
    »Sir, ist es nicht besser, dass unsere Leute auf eine Sicherheitslücke gestoßen sind anstatt irgendein Hacker von draußen?«
    »Ein solcher Test muss vorher autorisiert werden.«
    Dann lenkte Keating ein. »Mike, Sie haben bei Lenox ausgezeichnete Arbeit geleistet und den Stall gründlich ausgemistet. Ich schätze Sie. Aber die Leute, die Sie aus der Firma gedrängt haben, haben hier immer noch Freunde, und die mögen Ihre Methoden nicht. Dwyer hat seine schützende Hand über Sie gehalten. Ich möchte Ihren Kritikern gerne sagen können, dass Ihre wilden Tage vorüber sind. Ich will Sie im Team haben. Im Vertrauen gesagt, Ihre Feinde haben sogar eine Lücke in Ihrem Vertrag entdeckt. Sie forderten Dwyer immer wieder auf, Sie ohne Abfindung zu feuern.«
    »Ich bin Ihr Mann, Sir«, sagte ich und dachte: Ich habe diese Kerle aus der Firma gedrängt? Die haben Millionen veruntreut!
    »Dann überlassen wir die Angelegenheit also der Polizei?«, hakte er nach.
    »Absolut.«
    »Haben Sie noch etwas im Haus gefunden?«
    »Nein, Sir«, erwiderte ich. Dabei schob ich meine Hand in die Tasche und ließ meinen Hausschlüssel unauffällig auf den Teppich gleiten.
    Ich verließ das Büro, zählte bis fünf und ging wieder hinein. Natürlich hing er am Telefon, und ich hörte ihn nervös sagen: »Aber Eisner, ich sage Ihnen …«
    Eisner meiden, hieß es auf der Liste des Vorsitzenden.
    Als er mich sah, riss Keating den Telefonhörer vom Ohr weg, die unwillkürliche Reaktion eines Menschen, der sich ertappt fühlt. In Sekundenbruchteilen verwandelte sich seine Überraschung in Zorn, dann wurde seine Miene wieder höflich. Bei geübten Lügnern muss man auf winzigste Anzeichen achten.
    Ich glaubte, gerade einen Anflug von Schuldbewusstsein gesehen zu haben.
    »Schlüssel verloren, Sir«, sagte ich und vergewisserte mich, dass das Arzneifläschchen noch im Papierkorb lag. »Da ist er ja.«
    Keating hielt den Hörer noch in der Hand, als ich ging. Auf dem Gang kam mir ein Arbeiter entgegen, der mit einer Bohrmaschine auf dem Weg zu Dwyers Büro war. Natürlich musste man den Safe irgendwie öffnen, aber der Anblick machte mich krank.
    Im Dämmerlicht der Tiefgarage setzte ich mich in meinen Wagen und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Ich hatte Keating nie leiden können. Jetzt war Dwyer tot, und Keating hatte mir mit Rauswurf gedroht, wenn ich das richtig sah. Er hatte behauptet, dass es ihn »interessiere«, warum der Vorsitzende sich das Leben genommen hatte. Aber er versuchte, mich daran zu hindern, die Antwort zu finden.
    In dem Moment wurde mir klar, wie weit ich mich von meiner Zeit beim FBI entfernt hatte. Ich dachte an das Versprechen, das ich Dwyer bei meiner Einstellung gegeben hatte: Wenn ich Ihnen etwas melde und Sie werden nicht aktiv, handle ich auf eigene Faust.
    Tja. Dwyer war tot, aber mein Versprechen galt.
    Ich rief Danny auf dem Handy an und bat ihn, sich mit mir am La-Guardia-Flughafen zu treffen. Dafür, was ich an diesem Tag noch vorhatte, für die Lügen, die ich

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