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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Zweihundertachtzigtausend in Anleihen auf der Bank. Mike liebt seinen Tomatengarten und unternimmt lange, einsame, nächtliche Spaziergänge am Strand. Er hat eine süße kleine Freundin, Kim Pendergraph. Haben Sie keine Angst, sie könnte überfallen werden? Oder dass Sie sich eines Nachts ins Meer verirren und ertrinken? Oder sich umbringen und eine armselige kleine Botschaft über Ihre Einsamkeit hinterlassen?«
    »Kim ist nicht meine Freundin.«
    »Dann kann es Ihnen ja egal sein, wenn ihr etwas zustößt.«
    »Woher wissen Sie von der Liste? Wie sind Sie in Dwyers Haus gekommen?«, fragte ich in der Hoffnung, dass er damit angeben würde.
    »Was für ein FBI-Agent sind Sie denn, wenn Sie das fragen müssen? Reden wir lieber davon, was Dwyer Ihnen gegeben hat.«
    »Nicht am Telefon. Treffen wir uns, wo immer Sie wollen.«
    Der Wagen vor mir bremste plötzlich, und ich riss das Lenkrad reflexartig herum. Der BMW gehorchte und schoss in die benachbarte Spur. Ich befürchtete einen Zusammenstoß und hielt den Atem an. Doch nur ein Hupkonzert brach los. Das war alles. Glück gehabt.
    Dann, einen Sekundenbruchteil bevor der Anrufer sich wieder meldete, dämmerte es mir. Er ist verstummt, als ich auf die Bremse steigen musste.
    Hinweis Nummer zwei.
    Er ist hinter mir.
    »Sie wollen sich nicht wirklich mit mir treffen«, meinte die Stimme, während ich in den Rückspiegel sah. Die Sonne blitzte auf dem Lack von Hunderten von Autos. »Also lassen Sie den Scheiß, Mike. Antworten Sie jetzt, sonst müssen Sie in die Strafrunde.«
    Ich wechselte die Spur und versuchte es noch einmal. Ein Sattelzug nahm mir die Sicht. Der Verkehr war einfach zu dicht, um mehr als einen flüchtigen Blick nach hinten zu erhaschen. Der Verfolger ging einfach in der Masse der Fahrzeuge unter – falls ich recht hatte und er überhaupt da war.
    »Letzte Chance«, sagte die Stimme.
    Hat Keating den Kerl beauftragt? Keating ist der Einzige, dem ich von dem Arzneifläschchen erzählt habe. Oder wusste er schon vorher davon?
    »Ich hab’s mir anders überlegt. Ficken Sie sich ins Knie«, sagte ich und legte auf. Alte FBI-Regel: Ein wütender Gegner macht Fehler.
    Oder machte ich gerade einen? Ich war nicht einmal bewaffnet.
    Ich rief Danny an, dass er das mit dem Flugplatz vergessen sollte, und nannte ihm ein neues Ziel.
     
    Im Park von Flushing Meadows – nur fünf Minuten von La Guardia entfernt – fand 1964 die Weltausstellung statt. Meine Eltern hatten sie zu einem Zeitpunkt besucht, als meine Mutter noch gehen konnte. »Mom und ich sahen auf der Ausstellung die Wunder der Zukunft«, erzählte mir Dad später wehmütig. »Die Einschienenbahn, die immer noch auf ihren Bau wartet. Das elektrische Haus, das im Betrieb nur Pfennige kosten sollte. Ha! Das Hospital der Zukunft, wo Ärzte alle Krankheiten heilen, damit Menschen wie Mom gar nicht erst krank werden.«
    Vom Parkway aus konnte man den Park und seinen Blickfang sehen, die »Unisphere«, eine gewaltige Weltkugel aus Stahl, die 1964 die friedliche Welt der Zukunft symbolisierte. »Noch so eine Vorhersage, aus der nichts wurde«, hatte Dad dazu gemeint.
    Ich nahm die nächste Ausfahrt, stellte den Wagen auf einem fast leeren Parkplatz ab, schloss ab und versuchte, verstört und verängstigt auszusehen, eben wie jemand, der gerade eine Morddrohung erhalten hat. Eigentlich konnte der Anrufer nicht gewusst haben, dass ich zum Flughafen fahren wollte. Er würde annehmen, dass der Park von Anfang an mein Ziel gewesen war.
    Bei Lenox meinen alle, Kim und ich wären ein Liebespaar, dachte ich. Gehörte der Anrufer also zu Lenox, oder bezog er nur seine Informationen von dort?
    In der brütenden Hitze ging ich scheinbar zielstrebig menschenleere Wege entlang, vorbei an leeren Bänken, leeren Wiesen. Flushing Meadows war eingeschlossen von Highways und wurde wenig genutzt. Niemand wohnte in der Nähe. Werktags kam kaum einer her. Die Luft war feucht und drückend und flimmerte in der Entfernung. Die Stadt zerfloss.
    Mein Zorn wuchs. Der Anrufer hatte Kim und mich bedroht und mehr oder weniger deutlich zugegeben, dass Dwyer ermordet oder in den Selbstmord getrieben worden war – und zwar im Zusammenhang mit der bröckligen Substanz in dem Arzneifläschchen und der fehlenden Disk.
    Ich hielt den Kopf gesenkt, wie in Gedanken versunken, sah mich nicht um. Schließlich rechnete ich nicht damit, verfolgt zu werden. Nicht wahr?
    Ich hörte das Rauschen des Verkehrs vom Grand Central und eine Bootssirene

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