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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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erzählen wollte, brauchte ich einen Zeugen.
    »Wohin geht es?«, fragte Danny.
    »Washington.«
    Ich setzte meinen Job aufs Spiel, aber größere Gefahren sah ich nicht. Das änderte sich zwanzig Minuten später, als die Morddrohung einging.

4
    D
    ie Drohung erreichte mich auf dem Weg zum Flughafen über das Autotelefon.
    »Michael Acela?«
    Es war eine gezierte Frauenstimme, ein bisschen wie die einer Chefsekretärin.
    »Ja.«
    »Der Vorsitzende James Dwyer möchte Sie sprechen.«
    Hätte ich kein Headset getragen, sondern einen Telefonhörer in der Hand gehalten, er wäre mir heruntergefallen. Dann verwandelte sich mein Schock in Zorn.
    »Was soll das sein? Ein schlechter Scherz?«, schnappte ich.
    »Ich kann Sie nicht hören, Sir. Bitte sprechen Sie lauter.«
    Rechts von mir trötete eine Hupe, und ich riss das Steuer nach links – knapp an einem Unfall vorbei. Ein weißer Chevy Suburban brauste vorüber, und der Fahrer zeigte mir den Mittelfinger. In meiner Wut hatte ich nicht bemerkt, dass ich auf seine Spur abdriftete. Ich befand mich auf der Schnellstraße zum Flughafen, um nach Washington zu fliegen, wo ich Naturetech besuchen und mit Tom Schwadron sprechen wollte, dem anderen Lenox-Aufsichtsratsmitglied, das gestern mit dem Vorsitzenden zu Abend gegessen hatte.
    »Hey, Mike«, drang jetzt eine neue Stimme aus dem Ohrhörer, ein Mann, der in sich hineinlachte. »Mögen Sie Rätsel?«
    Die Stimme triefte von falscher Herzlichkeit, Spott, Kontrollbedürfnis. Ein junger Bursche, stellte ich mir vor. Ende zwanzig oder Anfang dreißig. Er amüsierte sich königlich auf seinem Machttrip.
    »Wer sind Sie?«
    »Hören Sie erst das Rätsel, es wird Ihnen gefallen. Mike, was ist der Unterschied zwischen einem FBI-Agenten und einem Ex-Agenten?«
    »Der Ex muss sich nicht um die Vorschriften scheren, wenn er Sie erwischt. Die über die Anwendung von körperlicher Gewalt.«
    Der Anrufer gab ein trötendes Geräusch von sich wie in einer Quizshow bei der falschen Antwort. »Falsch«, sagte er. »Richtig wäre gewesen: Wenn ein FBI-Agent getötet wird, stehen die Gesetzeshüter kopf. Aber wenn der Ex-Agent einen Unfall hat oder, sagen wir mal, sich was antut, kümmert das keinen einen Scheiß.«
    Er versuchte, mir Angst einzujagen, machte mich aber nur wütender. Ich sah nach seiner Rufnummer, doch er hatte sie unterdrückt.
    »Sie kennen meinen Namen, aber ich kenne Ihren nicht«, sagte ich und bemühte mich, Hintergrundgeräusche zu erkennen, die mir einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort geben konnten. Kein Glück.
    »Ich bin der Quizmaster«, meinte der Kerl.
    Kein Akzent. Und kein Polizist. Gesetzeshüter stoßen keine solche Drohungen aus. Also konnte ich Polizei, FBI und Justiz streichen.
    »Sie waren in Dwyers Haus«, sagte ich. Es war eine Frage.
    »Mike, halten Sie sich an die Regeln. Die Fragen stellt der Quizmaster. Das nächste Rätsel wird Ihnen noch besser gefallen: Was ist grün, kommt in Arzneifläschchen und sieht aus wie … Marihuana?«
    Verblüfft über sein Detailwissen, hätte ich fast die Abzweigung verpasst. Es herrschte Kolonnenverkehr, Stoßstange an Stoßstange. Ich drehte die Klimaanlage niedriger, um die Hintergrundgeräusche des Anrufers hören zu können, empfing aber nur Rauschen.
    »Ich brauche mehr Details«, sagte ich.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Geben Sie mir einen Hinweis.«
    »Ein großes Preisgeld winkt dem Kandidaten, der alles richtig macht und die Disk verkauft. Die, die Dwyer Ihnen gegeben hat.«
    Ich rollte an dem elektronischen Mauthäuschen vorbei und entschied mich, den Grand Central Parkway nach Queens zu nehmen, durch ein Industriegebiet mit kleineren Gebäuden. Je länger ich diesen Anrufer an der Strippe hielt, desto besser waren meine Chancen, die Lage unter Kontrolle zu bekommen.
    »Ich habe immer davon geträumt, den großen Preis zu gewinnen«, sagte ich.
    »Wer nicht?«
    »Oregano«, meinte ich. »Korrekt?«
    Sein Schweigen sagte mir, dass ich ihn irritiert hatte, und sein Ton wurde ausdrucksloser, klang säuerlich.
    »Da geht Ihre neue Wasch-Trocken-Kombi flöten, Mike.«
    Hinweis Nummer eins, dachte ich. Man kann dich auf die Palme bringen.
    »Bevor wir es noch einmal versuchen, Mike, wollen wir den Leuten an den Bildschirmen ein wenig über unseren heutigen Kandidaten erzählen. Mike lebt allein in Devil’s Bay, Brooklyn. In seinem Schlafzimmer hat er einen Wandsafe, und auf der Frisierkommode steht ein Foto seiner Eltern. Er hat keine lebenden Angehörigen.

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